Kleve. . Landrat Wolfgang Spreen setzt sich stark für die Bekämpfung des Ärztemangels ein. In Sachen Bürgernähe habe seine Verwaltung vieles verbessert
Wolfgang Spreen muss nicht lange überlegen. Der Kaffee mit dem Chili-Pulver hört sich doch interessant an. Freundlich gibt er im Café Samocca seine Bestellung auf. Der Landrat mag es zum Pressegespräch mit der NRZ offenbar gerne etwas feurig. Er unterstützt seit vielen Jahren die Lebenshilfe Kleverland und deshalb verabredet er sich auch gerne im Samocca. Er mag die Atmosphäre, die Menschen – und natürlich den Kaffee. Gespannt wartet der Gesprächspartner auf den Gesichtsausdruck des Landrates beim Genuss des Chili-Kaffees: „Das schmeckt ganz wunderbar“, sagt er zufrieden – und verzieht zum Leidwesen des Interviewers keine Miene.
Ärztemangel ist wichtiges Thema
Es ist Wahlkampf und man kann nicht gerade behaupten, dass Amtsinhaber Wolfgang Spreen auf einem chili-scharfen Feuerstuhl sitzt. Es ist ruhig um die Kandidatur des Landratspostens, ein brennender politischer Zwist hat sich noch nicht entwickelt. Da sah die Welt für den Landrat vor gut einem Jahr noch anders aus. Auch wenn es im eigentlichen Sinne nichts mit seiner Funktion als Landrat zu tun hatte – die Tarifauseinandersetzung zwischen Verdi und der Lebenshilfe rückte Spreen in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung. Es wurde demonstriert, es wurde Stimmung gegen ihn gemacht. Doch von dieser Anti-Stimmung (auch in der CDU) ist nichts mehr zu spüren. Spreen hat sich wieder gefangen.
Man merkt dem Landrat an, dass der Wahlkampf nicht gerade seine Paradedisziplin ist. Der marktschreierische Austausch von Argumenten liegt ihm nicht, Spreen macht lieber seine Arbeit und lässt Taten sprechen. Sein wichtigstes Thema ist die Bekämpfung des Ärztemangels. Mit verschiedenen Programmen hat er versucht, den Kreis Kleve ins Bewusstsein der jungen Mediziner zu rücken. Aber alles Werben helfe nicht, wenn das Land NRW nicht mehr Studienplätze zur Verfügung stellt: „Bis zum Jahr 2030 werden 136 Ärzte fehlen, davon 95 Hausärzte“, zitiert Spreen das Ergebnis einer Studie der Kassenärztlichen Vereinigung. Diese Entwicklung sei ein Offenbarungseid für Deutschland.
Gemeinsam mit der Ärzteschaft und der Kassenärztlichen Vereinigung hat Spreen ein Hospitationsmodell auf den Weg gebracht, damit erfahrene Krankenhausärzte, die sich gerne auf dem Land niederlassen möchten, Praxiserfahrung im Kreis Kleve sammeln können. Auch zwei hausärztliche Weiterbildungsverbünde in Kleve und Geldern wurden gegründet. Spreen möchte gerne auch in Zukunft hier weiter Druck machen.
Mehr Bürgernähe geschaffen
Seine politischen Gegner werfen ihm und der Kreisverwaltung gerne eine gewisse Bürgerferne vor. Und Spreen reagiert: „Alle Mitarbeiter werden permanent geschult, um eine verständliche und bürgernahe Sprache zu benutzen, wir haben verständliche Formulare und die publikumsintensiven Bereiche wurden in den vergangenen Jahren alle komplett umgebaut und an den Bedürfnissen der Bürger ausgerichtet.“ Die Verwaltung habe hervorragende Öffnungszeiten -- auch am Samstagvormittag. Viele Formulare und Informationen sind im Internet abrufbar. „In puncto Bürgerfreundlichkeit haben wir sehr viel getan“, so Spreen. Auch die Gemeindeprüfungsanstalt habe dies in ihren Berichten festgestellt.
Das Thema Flüchtlinge beschäftigt aktuell viele Kommunen im Kreis. Spreen wirft dem Land vor, dass es die Städte und Gemeinden im Regen stehen lasse: Unterm Strich hätten die Kommunen im Kreis bereits zehn Millionen Euro aus eigenen Mitteln für die Flüchtlingshilfe aufgewendet. „Die Kommunen werden so nach und nach in die Haushaltssicherung getrieben. Dass es anderes geht, zeigt das Land Bayern. Hier werden die Aufwendungen zu 100 Prozent erstattet.“ Die Ausländerbehörde des Kreises könne die steigende Zahl der Asylbewerber noch gut bewältigen. Schwieriger sei es, die Flüchtlinge unterzubringen und zu versorgen. Auch die Integration in Schulen und Kindergärten stelle eine Herausforderung da.