Bedburg-Hau. . Forensische Fachtagung in der LVR-Klinik Bedburg-Hau. Titel: „Stand by me“. Freitag Kongressfete für alle - Eintritt frei.

Eine der größten und renommiertesten Fachtagungen europaweit in Sachen Maßregelvollzug geht in die 21. Runde: „Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll“ befasst sich jetzt im Gesellschaftshaus der LVR-Klinik mit Familie, Freundschaft und Beziehung im Maßregelvollzug. Da passt der Titel ‘Stand by me’ perfekt, wie es auch Veranstaltungsmoderator, -initiator und organisator Michael Bay erklärte. „Der Titel beschreibt wunderschön, dass wir aufeinander angewiesen sind und nur in der Interaktion psychisch reifen können.“

Seit gestern und bis einschließlich morgen tauschen sich Fachleute zum Thema aus. Es gibt Vorträge, Workshops, Diskussionen. Es wird diskutiert und erläutert, wie forensische Patienten erfolgreich behandelt und geheilt werden können – mit besonderem Augenmerk auf die Bedeutung von Beziehungen für die Forensische Psychiatrie. Der Landesbeauftragte für den Maßregelvollzug NRW, Uwe Dönisch-Seidel, erklärte: „Ich erhoffe mir auch Anregungen für Angehörigenarbeit, da gibt es sicherlich Nachholbedarf.“ NRW-weit betreut der LVR rund 1500 Forensik-Patienten, davon rund 400 in Bedburg-Hau. Landesweit gibt es insgesamt 3000 Menschen im Maßregelvollzug.

Dr. Matthias Franz, Düsseldorf, hielt ein Referat zum Thema „Wenn der Vater fehlt“. Er erklärte: „Unsere Gefängnisse und der Maßregelvollzug sind voll von jungen Menschen, denen der Vater, die Vaterfigur fehlt.“ Der Mensch sei ursprünglich darauf angelegt, in Gruppen von 80 bis 100 Personen zu leben. Allerdings sei das seit rund 200 Jahren nicht mehr der Fall. Heute sind es Kleinstfamilien – Vater-Mutter-Kind. „Diese Kleinstfamilien sind hochriskant“, so Franz. Breche dort ein Teil weg, dann bricht die Familie oft zusammen.

Ein anderer Referent befasst sich mit Gewalt und Entwicklungsrisiken von Familien mit Zuwanderergeschichte. Rund 21 Arbeitsgruppenangebote / Workshops runden das Angebot für das internationale Fachpublikum ab. So verspricht die Arbeitsgruppe AG2 mit Ann Kathrin Scheerer, Hamburg, interessant zu werden. Sie befasst sich mit den Mosuo in China – einer friedlichen mutterrechtlichen Gesellschaft ohne Kriminalität.

So viel geballtes Fachwissen und Austausch von wissenschaftlichen Fakten und Erfahrungen braucht natürlich auch Pausen.

Deswegen ist am Freitagabend am Gesellschaftshaus wieder die Kongressfete angesagt. Motto. „Fire it up“. Sie steht jedem Interessierten offen - nicht nur dem Tagungspublikum. Ab 21 Uhr spielt hier die Band „Sex in the fridge“ zum Tanzen und Abspannen auf. Der Eintritt ist für alle Besucher frei!