Goch. . Peter Broeders ist der neue Leiter der Gocher Gaesdonck. Mit Offenheit und klaren Zielen möchte er die Internatsschule stärker beleben
Peter Broeders nimmt sich kurz Zeit für ein Tischgebet. Es dauert nur ein paar Augenblicke, ein kurzer Moment der Einkehr, der Selbstfindung, der Dankbarkeit. Eine kleine Unterbrechung eines freundlichen Gesprächs, die für Peter Broeders sehr wichtig ist. Der neue Leiter des altehrwürdigen Collegium Augustinianum Gaesdonck in Goch ist ein Mann mit katholischem Glauben, der ihm Halt und Kraft gibt.
Peter Broeders ist ein freundlicher Mensch. Nach einem halben Jahr im Amt hat er bei der NRZ angerufen. „Ich möchte mich gerne vorstellen“, hat er am Telefon gesagt und zum Mittagessen auf die Gaesdonck eingeladen. Auch das ist ein Wesenszug des neuen Leiters: „Ja, ich möchte offen auf Menschen zugehen und ich denke, dass ich die Menschen auch für meine Sache begeistern kann.“
Begeisterungsfähig ist er allemal. Peter Broeders lacht gerne, er ist ein Mann mit klaren Vorstellungen und Zielen. Er besitzt ein reiches Netzwerk, welches er sich in ganz unterschiedlichen Positionen aufgebaut hat. Peter Broeders hat ein bewegtes Arbeitsleben hinter sich. Er hat im niederländischen Tilburg Betriebswirtschaftslehre studiert. Er hat als Beamter im Finanzministerium angefangen, wechselte danach zu einem Beratungsinstitut für Gewässerqualität und war schon mit 32 Direktor eines Institutes für sozial-wirtschaftliche Beratung. Peter Broeders war ein Senkrechtstarter, ehe er sich entschied, in den Dienst der Kirche zu treten.
1997 wurde er Diakon in ´s-Hertogenbosch und wenig später Leiter der Finanzdirektion des Bistums sowie Direktor des Ordinariats. „Für mich kamen da zwei Lebenslinien zusammen“, sagt Broeders. Es war die Arbeit seines Lebens: Management, Finanzen und Kirche – das passte. 15 Jahre lang hat er über das Geld der Katholiken in ´s-Hertogenbosch gewacht – das mitgliederstärkste Bistum in den Niederlanden. Es sei eine sehr schöne Zeit gewesen, schwärmt Broeders. Aber auch eine sehr harte. Denn das Geld sitzt bei den niederländischen Kirchen nicht locker. Es gibt keine Kirchensteuer und der Staat unterstützt nur, wenn es um den Erhalt von denkmalgeschützten Kirchen-Immobilien geht.
Geld wurde knapper
„Ich konnte schon recht früh erkennen, dass das Geld immer knapper wird“, sagt Broeders. Die Bereitschaft zu spenden nimmt auch in den Niederlanden ab. „Es werden immer weniger, aber diejenigen, die spenden, die geben dafür umso mehr.“ Trotzdem sah er sich vor die Wahl gestellt, was er aus seinem Leben machen möchte. Denn ein „weiter so“ hätte es kaum gegeben: „Im Bistum wurden die Pfarrgemeinden von 300 auf 50 und die Mitarbeiterzahl des Ordinariats von gut 100 auf 25 zurückgeführt. Natürlich fragte ich mich: Braucht man da meine Position noch?“
Peter Broeders war da gerade 50 Jahre alt. „Also habe ich mich beworben.“ Ganz klassisch auf eine Stellenanzeige. „Ich glaube schon sagen zu können, dass ich hierher passe. Mir ist sofort diese besondere Atmosphäre aufgefallen. Als ich zum ersten Mal mit meiner Familie hier war, haben wir noch am Abend staunend darüber gesprochen, wie freundlich und zuvorkommend die Schüler hier sind.“
Peter Broeders hat sich für die Zukunft viel vorgenommen. Die Gaesdonck soll auch künftig als Internat und Tagesinternat seine Stellung behaupten können. Und Broeders glaubt fest daran, dass man mit einer bewusst katholischen Ausrichtung auch in einer sich stets stärker säkularisierenden Welt eine Nachfrage wecken kann. „Die Kinder lernen hier in einer großen Gemeinschaft zu leben und früh Verantwortung zu übernehmen. Das ist eine sehr wertvolle Erfahrung.“
Der neue Leiter möchte an dem G9-System für das Gymnasium festhalten. Bis 2017 darf die Gaesdonck das Abitur mit neun Schuljahren anbieten: „Danach werden wir sehen, wie es weiter geht. Wir möchten gerne dabei bleiben. Denn ich glaube, dass es für eine Schule mit unserem Anspruch richtig ist eine neunjährige Schulzeit anzubieten.“
Damals war die Gaesdonck eine reine Internatsschule mit bis zu 550 Schülern. Jetzt beherbergt sie 760 Schüler, davon 90 im Vollinternat und 160 im Tagesinternat. Peter Broeders möchte den Anteil der festen Internatsschüler wieder erhöhen.
Mit seinen niederländischen Kontakten möchte er künftig mehr Niederländer ansprechen. „Mir ist aber auch wichtig, dass sich nicht nur Leute mit genügend Geld für die Gaesdonck entscheiden können. Stipendien sind wichtig.“ Auch hier möchte er aktiv werden.
Die Gaesdonck muss in die Zukunft blicken – auch technisch. In der Schule und im Internat gibt es bis heute kein flächendeckendes W-Lan. „Das werden wir jetzt schnell ändern. Denn der Gebrauch von Internet gehört heute zum Leben dazu“, sagt Broeders.