Goch. . 40 Euro pro Monat müssten Berufsschüler fürs Parken zahlen, wenn das Gocher Gebührenmodell weiterhin keine Ausnahme zulässt. Mit einer Unterschriftensammlung fordern sie kostenfreies Parken von 7.30-15 Uhr

Die Beschwerde ist freundlich formuliert, doch eigentlich lautet das Fazit von Schülersprecherin Karin Vermathen: „Das ist gar nicht zahlbar!“ Unterschriften von bisher 460 Berufsschülern, die am Gocher Standort des Berufskollegs Kleve in der Jacobstraße ihre wöchentlichen Berufsschultage absolvieren, hat das Team um Vermathen und ihrer Stellvertreterin Pia Hank eingesammelt und – das ist das Entscheidende – bei der Stadt Goch samt eines Anschreibens eingereicht: Kostenlose Parkausweise für die Schulzeiten von 7.30 - 15 Uhr soll es nach Schülerwunsch auf Antrag geben. Erstmals tagt der Hauptausschuss am 19. März zum Thema.

Politiker in Krisensitzung

Mit dem Protest sind die Schüler, wie berichtet, nicht alleine. Auch die vielen betroffenen Anwohner mischen mit. Anwohner Thomas Claaßen sammelt fleißig Unterschriften. Die Listen liegen in zig Geschäften aus. Große Übergabe ist am Freitag um 11 Uhr an der Ecke Frauenstr/Voßstraße an Vertreter aller Ratsfraktionen. Bürger müssen also aktiv werden, um nachträglich an der erst kürzlich beschlossenen Wiedereinführung von Parkgebühren im gesamten Innenstadtbereich Korrekturen einzufügen.

Anwohnerparken und Jahresvignette für Ortsteil-Bewohner

Einen Vorschlag, der Sonderregelungen für Gocher bei den geplanten Parkgebühren vorsieht, den präsentierte das BFG bereits bei einer Ausschusssitzung im September.

Eben weil das BFG forderte, Parkgebühren in der gesamten Gocher Innenstadt zu erheben, solle es Anwohnerparkausweise geben, sowie eine Jahresvignette für 100 Euro (für z.B. Bewohner der Ortsteile, mit Parkscheibe bleibe es bei der Höchstparkdauer von zwei Stunden).

Nach der Debatte im fraktionsübergreifenden Arbeitskreis war davon keine Rede mehr.

Der Protest wird gehört: Am gestrigen Abend (nach Redaktionsschluss) tagte erneut die fraktionsgreifende Arbeitsgruppe, die das Gebührenkonzept erstellte. Vielleicht gibt’s also ganz kurzfristig schon eine Ausnahmeregelung, die ursprünglich auch das BFG im eigenen Konzept im Blick hatte (siehe Box). Dabei wollte man extra zu Beginn der Gebühreneinführung eben keine Ausnahmen zulassen. Nun müsste man die bereits beschlossene Gebührensatzung korrigieren, pünktlich bevor die Parkautomaten geliefert werden (Stand letzte Woche war noch keiner in Goch).

Während eine Ausnahme für Anwohner andernorts die Regel ist (mit laut Claaßen durchschnittlich 30 Euro Jahresgebühr) ist eine Schülerregel was Besonderes.

„Im ersten Lehrjahr verdienen unsere Berufsschüler durchschnittlich etwa 400 Euro im Monat. Davon dann noch 40 Euro Parkgebühren zahlen zu müssen, ist für viele gar nicht drin“, fasst die Gocherin Vermathen die hitzige Debatte unter ihren Mitschülern zusammen. Noch härter treffe es junge Mütter, wovon es einige am Kolleg gebe. Allein in Vermathens Klasse lernen drei.

So gut wie alle fahren mit dem Auto zur Berufsschule. Nur ganz wenige Schüler seien noch unter 18 und ohne Auto. Zwei Tage pro Woche geht’s für jeden zum Kolleg. Jeden Tag lernen 450 Schüler im Gebäude an der Jacobstraße. Angereist wird aus dem ganzen Kreis. Viele kommen für einen halben Berufsschultag, müssen davor oder danach dann zur Arbeitsstelle und entsprechend mobil sein. Und alle hoffen. Vielleicht gibt’s für sie am 26. März positives. Denn dann tagt der Rat und genau der, so die Verwaltungsvorlage, sei für eine Entscheidung, ob spezielle Regelungen für Anwohner, Beschäftigte und Schüler getroffen werden, zuständig.