Kleve. . Christoph Peters aus Kalkar, jetzt Berlin, stellte sich als Museumsschreiber vor und las im Museum Kurhaus
Gleich zwei wichtige Teilnehmer des Leseabends im Museum Kurhaus waren vom Streik der Eisenbahner betroffen. Der eine, Autor Christoph Peters, war wegen des Bahnstreiks von Berlin nach Düsseldorf geflogen, bezog dort ein Hotel und wurde von seinem Verleger Georg Aehling per Auto nach Kleve gefahren. Nach der Lesung ging es zurück nach Düsseldorf, am nächsten Morgen mit dem Flieger in die Hauptstadt. Der andere, Michael Serrer vom Literaturbüro NRW, konnte die Reise nach Kleve erst gar nicht antreten.
Die einzigartige Museumslandschaft in NRW verfügt seit acht Jahren über ein Projekt, das, einem Stadtschreiberamt ähnlich jedoch ohne Präsenzpflicht, durch einen Museumsschreiber bedeutende Museen und Sammlungen in literarischer Form der Öffentlichkeit nahe bringt. „Das Museumsschreiberprojekt startete in Düsseldorf,“ sagte Georg Aehling in seiner Einführung, „und zwar im Hetjens-Museum mit Christoph Peters, der jetzt zum zweiten Mal als Museumsschreiber tätig war und heute aus seinem Buch über das Museum Kurhaus vorlesen wird.“
Christoph Peters, der in Kalkar geboren wurde, das Collegium Augustianum Gaesdonck besuchte, Malerei studierte und heute in Berlin als Schriftsteller lebt, wählte die Form der essayistischen Erzählung. In seinem auch sprachlich beeindruckenden, in der Ich-Perspektive geschriebenen Text hielt sich Peters nicht nur hinter Museumsmauern auf sondern teilte seine um das Museum kreisenden Gedanken und Erinnerungen mit. Das stark persönlich geprägte Stück Literatur fand ein zahlreiches Publikum, das fast andächtig zuhörte. Was wohl auch daran lag, dass nahezu jeder Einzelne durch Peters’ Worte sich eigene Geschichten ins Gedächtnis zurückrufen konnte.
Kunstvoll gestrickt verband Peters seine Rückblicke und Erlebnisse mit einer fiktiven, ominösen jungen Schweizerin, deren ihm seltsam vertrautes Gesicht einen „zugleich skeptisch mit einer Spur Ironie“ geprägten Blick zeigt. Der Ich-Erzähler ist sich dennoch sicher, ihr nie begegnet zu sein. Was der Wahrheit entspricht, denn die junge Schweizerin heißt „Silvia“ und dominiert als Gemälde von Franz Gertsch seit Jahren das Museum.
Peters denkt laut „die Schichten meines inneren Bildes der Stadt, der ich zugeordnet bin, seit es mich gibt“, er philosophiert über die Wasser von Kleve, den neuen Eisernen Mann, den berühmten, Jahrzehnte lang kaum beachteten Sohn der Stadt Joseph Beuys, den Gartenanlagen, über Mataré und Douvermann. „Nichts von dem, was gewesen ist, geht verloren“ heißt es einmal, also reist der Autor in die Vergangenheit, holt zurück, was nicht mehr erinnerbar war und verrät, das Kunst im Hause Peters kein Thema war sondern höchstens in ihrer Unverständlichkeit statt fand.
In seinem Text macht Christoph Peters fast wie nebenbei deutlich, dass Kleves Geschichte auch eine Joseph Beuys-Geschichte ist, ohne das diese Tatsache sich in der Wirklichkeit spiegelte. Überall trifft man auf den Mann, der die Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts prägte.
„Meine Texte folgen einem inneren Film“, sagte Peters als Antwort auf den von Museumsleiter Harald Kunde genannten „assoziativen Erzählstrom“. „Egal, ob ich an einem Text oder einer Zeichnung arbeite, der Ursprung kommt immer vom Bild.“ Bildreich stellte sich der Text von Christoph Peters dar, aber am Ende brach der Kontext mit dem Museum Kurhaus etwas auseinander: „Je mehr man auf die Dinge guckt, je verworrener werden sie.“