Wetter/Herdecke. Eine Belohnung für Engagierte gibt es sowohl in Wetter als auch in Herdecke. Die Personen freuen sich – vielen reicht das formal schon.

Das Prinzip ist einfach für besonders engagierte Ehrenamtliche: Sie sind berechtigt, eine goldene Karte an den Stellen vorzuzeigen, an denen es für sie Vergünstigungen gibt. Als Belohnung für ihren Einsatz für die Gesellschaft. Diese Ehrenamtskarte ist mittlerweile in vielen Kommunen des Landes NRW eingeführt worden. Wetter und Herdecke waren 2009 die ersten Städte im Ennepe-Ruhr-Kreise. In beiden Städten sind viele Rabattgeber gelistet. Doch die Karte wird kaum genutzt, wie eine Abfrage unserer Redaktion ergeben hat.

In Wetter sind es 43 Partner der Stadtverwaltung. In Herdecke sind es 29. So hohe Zahlen haben nicht viele Städte vorzuweisen. Weitere Zahlen: In Wetter wurden 2009 zum Start genau 128 Karten ausgegeben, in Herdecke rund 90. Mittlerweile sind es in Wetter über 700, in Herdecke 456. Darunter zählen auch solche, die nach zwei Jahren Gültigkeit und weiterhin erfüllter Bedingungen verlängert worden sind. „Wir sehen, dass das Interesse an der Karte weiterhin aktuell ist. Es ist ein tolles Projekt, auf das wir weiterhin aufmerksam machen wollen“, betont Wetters Stadtsprecherin Marietta Elsche, die außerdem als Ehrenamtskoordinatorin fungiert. Am 5. Dezember, dem Tag des Ehrenamts, werden neue Karten gesammelt ausgegeben. Nebenan in Herdecke gibt es keinen festen Tag. Dort stoßen auch kam neue Karteninhaber hinzu.

Stadtverwaltungen wollen 2024 für mehr Partner werben

Nach dem Jahreswechsel planen die Stadtverwaltungen, Ausschau nach neuen Partnern zu halten. Vor allem bei kleineren Geschäften vor Ort. „Sie schließen sich eher an als Filialen großer Unternehmen“, weiß Elsche. In kleineren Läden sei gleichzeitig der persönliche Kontakt gegeben. Zudem sei es bei neuen potenziellen Partnern einfacher anzufragen, wenn aufgezeigt werden kann, wer sich aus der Nachbarschaft beteiligt. Von sich aus hat sich mal der Imbiss Heyer angeschlossen. Herdecke versendet Akquirierungsschreiben. Manchmal gebe es allerdings keine Rückmeldung, wie die Pressestelle der Stadt mitteilt. Inwiefern die Karte genutzt wird, ist den Verwaltungen nicht bekannt.

Einige Rabattgeber haben Hinweise auf die Ehrenamtskarte an Türen. Doch nur wenige zeigen ihre Karte tatsächlich vor. Anfangs sei die Karte hin- und wieder benutzt worden, in den vergangenen Jahren kaum bis gar nicht. Das ergab unsere Abfrage bei den entsprechenden Stellen. Oft sei die Anzahl der Kartenvorlage bezogen auf ein Jahr an einer Hand abzuzählen. Viele bedauern dies, da sie sich bewusst beteiligen, um das Ehrenamt zu stärken. Ein Grund könnten ständig parallele Angebote oder Rabatte sein, vermuten einige. Oder der Trend, online statt in Geschäften Waren zu kaufen – vor allem seit der Corona-Pandemie.

Manche Ehrenamtlichen freuen sich allein schon, die reine Karte zu haben und sehen es als Wertschätzung an. Das reicht ihnen, sie wollen keine Bittsteller sein.
Marietta Elsche, Ehrenamtskoordinatorin der Stadt Wetter

Marietta Elsche ergänzt: „Manche Ehrenamtlichen freuen sich allein schon, die reine Karte zu haben und sehen es als Wertschätzung an. Das reicht ihnen, sie wollen keine Bittsteller sein.“ Dies schätzt zum Beispiel auch Wilhelm Schmitz von der gleichnamigen Metzgerei aus Herdecke so ein: „Früher war es manchen bei ohnehin schon niedrigen Preisen unangenehm.“ Dabei wollen Stadt und Stellen mit Vergünstigungen nicht nur ein symbolisches Dankeschön aussprechen. „Ehrenamtliche sind tolle Menschen, die wir gerne belohnen möchten“, sagt etwa Ugur Duman, Inhaber von „Die zwei Blumen“ in Herdecke. Bei ihm nutzen Personen manchmal die Karte, wenn auch immer dieselben.

In Dierk Heyers Schlemmerecke in Wetter sind ebenfalls häufiger dieselben Personen vor Ort, in der Regel von der freiwilligen Feuerwehr. „Wir haben den Rabatt extra ins Kassensystem eingespeist, als wir auf Kartenzahlung umgestellt haben. Vorher standen wir immer mit einem Taschenrechner davor“, erzählt er lachend. Dieter Moormann aus Wetter kennt beide Seiten: Er besitzt die Karte selbst und seine Frau Elli für ein Schmuckdesign-Geschäft. „Wir kennen die Karteninhaber in der Regel. Ich selbst benötige sie nicht zwingend und viele wollen gar keine Vorteile ausschöpfen“, weiß der Engagierte von Artenreich, der früher zudem bei der Awo sowie dem FC Wetter ehrenamtlich tätig war.

Manche Rabattgeber sind durch Geschäftsaufgaben weggefallen

Für die Stadt Herdecke hat Silke Schmidt die Ehrenamtskarte im Blick. Vor der Pandemie wurden über sie Fahrten für Ehrenamtliche (rund 40 Teilnehmer) organisiert. Etwa eine BVB-Stadionführung oder ein Besuch des Theaters an der Volme in Hagen. „Aufgrund der finanziellen Lagen und der zahlreichen Krisen finden diese Ausflüge aktuell nicht mehr statt. Sollte sich die finanzielle Lage der Stadt Herdecke wieder verbessern, würden wir solche Ausflüge auch gerne wiederaufleben lassen“, sagt Sprecherin Lena Siegel. Einige Partner sind im Laufe der Jahre auch weggefallen, vor allem in Herdecke. Dort waren es mal weit über 30. Nicht mehr mit dabei sind beispielsweise das asiatische Restaurant Konfuzius, das ehemalige Schokolädchen, der Friseur Easy Cut, das AYK-Sonnenstudio oder Elektro Rechlin. Das hänge laut der Stadtverwaltungen jeweils mit der Aufgabe des Geschäftsbetriebes zusammen. Dafür sind in Wetter einige Vereine mit Angeboten dabei – die selbst Ehrenamtliche mit einer Karte in ihren Reihen haben.