Essen. . Seit 50 Jahren schmieden Albert Classen und seine Frau Beatrix in ihrer „ABC Goldschmiede“ die Auszeichnung der Stadt Essen. Nun entstand im Keller ihres Hauses der neunte Ehrenring.
Tief unten im Zechenhaus, da lagert ein Schatz. Eigentlich sind es nur drei Kellerräume. Volle Kellerräume eines Einfamilienhauses. Der Traum eines jeden Goldschmieds: mit einer öligen Ziehbank, an der man feinste Goldfäden spinnt. Einem Schmelzofen, ‘zig Fräsen, Zangen und feinen Feilen. „Und dies hier“, erzählt Beatrix Classen während sie in den dritten Raum hineinführt, „das ist unsere elektrische Walze, mit der man aus drei Millimeter dicken Goldplatten hauchdünne Plättchen
Auch interessant
macht.“ Im Kellerraum nebenan hält gerade ihr Mann Albert Classen den fast fertigen, neunten Ehrenring der Stadt Essen in die Kamera. Ende März wird er der ehemaligen Oberbürgermeisterin Annette Jäger verliehen (siehe Box), wenn er von seiner Idar-Oberstein-Reise mit einem schmucken Stein zurückkommt.
Mit Feingold und „Baguette-Diamanten“
„In dem Ring stecken bisher gut 35 Arbeitsstunden. Er ist jetzt soweit fertig, dass ich ihn gleich zum Einschleifen des Steines versende“, verrät der 77-Jährige, der jahrelang mit seiner Frau die „ABC Goldschmiede“ führte. 75 Jahre verweilte der Familienbetrieb in Essen. Angefangen von einem Holsterhauser Ladenlokal, das Albert Classen Senior 1933 eröffnete, bis zum Verkauf der Geschäftsräume in 2008. Da wohnten sie schon gute zwanzig Jahre im Mülheimer Zechenhäuschen. Doch auch in ihrem Domizil, wenige Minuten von der Essener Stadtgrenze entfernt, fühlen sich die beiden wie waschechte Essener.
„Wir werden nicht jünger, also waren wir bestrebt den großen Betrieb abzugeben“, sagt Albert Classen. Seine 71-jährige Ehefrau nickt. Weil sie ihren Beruf aber einfach lieben, haben sie ihn in ihren Keller eingepasst. Immerhin brauchen sie so nur noch wenige Treppenstufen hinunterzusteigen, um sich ans Werk machen zu können. Ihren Kundenstamm haben sie einfach mitgenommen. „Manche kommen schon in der dritten Generation zu uns“, sagt Albert Classen. Auch ohne große Geschäftsräume fabrizieren die beiden Goldschmiedemeister also weiterhin güldene, handgefertigte Einzelstücke. Wie den Ehrenring.
Es begann vor 50 Jahren
„Die Stadt Essen hat sich damals – 1961 als ich meine Entwürfe für den Ring einreichte – für die schönste Variante entschieden“, ist sich Beatrix Classen sicher. Ihre Goldschmiede ging als Siegerin aus dem Entwurfswettbewerb hervor. Seither besteht der Stadt-Ehrenring aus poliertem 750/000 Gold mit einem blauen Lapislazuli, in den das Stadtwappen eingraviert wird. „Die Gravur wird mit Feingold ausgelegt. So werden die Stadtfarben blau und gelb symbolisiert“, erklärt Albert Classen. An der linken Seite kommen rechteckige „Baguette-Diamanten“ hinzu, in Platin eingefasst. All diese Schritte stehen dem aktuellen Ring noch bevor. Bisher ist nur die Gravur außen „Ehrenring der Stadt Essen“ sowie innen der Name und Verleihungsdatum eingearbeitet.
Gold auf Fotos
Während die Classens erzählen, breiten sie kolorierte Entwurfsskizzen auf dem Wohnzimmertisch aus. Doch die typische ABC-Goldschmiedekunst – modern, ein wenig wild – steckt im Wohnzimmerschrank. „Ich liebe es, wenn der Schmuck aus dem Moment-Zustand des Goldes entsteht“, sagt Beatrix Classen. Auf unzähligen Fotos, einsortiert in Karteikästen je nachdem, ob es sich um Ringe, Colliers oder Armreifen handelt, sind ihre Werke abgelichtet. „Wir gucken immer mal Stücke nach, um Kunden zu zeigen was alles möglich ist. Mancher kann sich den Schmuck eben besser mit Hilfe eines Fotos vorstellen“, sagt sie. Die Sammlung hat auch schon bei einigen Verlustmeldungen geholfen, wenn Kunden bestohlen wurden. „Die Stücke selber sind leider nie aufgetaucht“, sagt Albert Classen, „Wahrscheinlich wurde das Gold eingeschmolzen, was sehr schade ist, weil so viel Arbeit darin steckt.“