Essen. .
Christiane Weber bringt ihr erstes Solo-Musikkabarett auf CD heraus und erklärt uns in einem Gespräch, was das „Honolulu-Prinzip“ ist.
Christiane Weber wartet, bis der Tee grün wird. Einwände ihres Gegenüber, das Heißgetränk würde zu bitter, wenn die Blätter noch länger ziehen, lässt sie nicht gelten. Grüner Tee hat grün zu sein. Punkt.
Die Welt als Wille und Vorstellung ist im Groben und Ganzen auch das zentrale Thema auf der neuen Musikkabarett-CD „Das Honolulu Prinzip“ (Blue Cat Music). Die gebürtige Essenerin hat darauf 17 Live-Aufnahmen ihres ersten Solo-Programms nach der Trennung vom Bühnenkollegen Timm Beckmann gepackt, mit dem sie immerhin 2007 den Kleinkunstpreis gewann.
Hörwurmgemein
Als Alleinunterhalterin hat sie zweifelsohne neue Qualitäten hinzugewonnen. Und die kommen vor allem in den leisen Balladen klar zum Ausdruck. Aber was heißt das bei einer Frau, die das Wort Chansonnette nicht mag, es aber in ihrer Steuererklärung als Berufsbezeichnung angibt? Was heißt allein? Oder leise?
Gleich das erste Lied beginnt in melancholischer Vorstimmung, um kurz darauf als neurotische „Hummernummer“ im Stimmungskochtopf zu landen. „Hörwurmgemein“ nennt Christiane Weber solche Songs, die man als witzig bis albern empfindet – und die man plötzlich an der Bushaltestelle vor sich her singt, bis einen die Passanten komisch anschauen.
„Wenn ich anfange zu singen, möchte ich, dass mein Publikum nicht weiß, wie es weitergeht“, sagt Christiane Weber im Gespräch. Und das gelingt ihr. So sehr ihre Lieder vom Suchen und Nicht-Sehen des Glücks erzählerisch einen inneren Spannungsbogen aufbauen, so präzise sind die Kompositionen am Klavier (Burkhard Niggemeier und Rainer Bielfeldt). Es sind Details wie die in „Die Katze macht Maui“, in dem die Klänge wie ein Regenschauer die Seele erfrischen und den Refrain nicht erdrückt, sondern kurz davor ansetzt, um ihn hochzukurbeln.
Es gibt noch viele weitere Feinheiten und Pointen auf der CD zu entdecken, die jede Nummer zur Perle machen. Die studierte Theaterwissenschaftlerin ist dramaturgisch erfahren genug, sie nicht wie eine Schnur aneinanderzureihen. Manche werde in Stücken wie „Spring lieber nicht“ oder dem herzzerreißend schönen „Wunder in Bar“ gar Lebensratgeber für sich entdecken. Streng genommen hat die super sympathische Superfrau Christiane Weber nur einen einzigen Tipp für den Fall parat, dass sich die Welt mal wieder weder unserer Vorstellung noch unserem Willen beugen möchte: Entdecke dein eigenes Honolulu, was übersetzt so viel wie innerer oder sicherer Hafen bedeutet. Das bedeutet allerdings, mit etwas zufrieden sein zu müssen, nicht weiter an dem Rad zu drehen, dass einen aus der Bahn zu werfen droht. Oder einfach mal über seine Ängste lachen. Von alledem erzählen Christiane Webers Lieder.
Aber nun muss die 35-jährige erst mal über sich selber lachen: Der Tee ist nicht grün geworden, aber kalt. Und bitter. Wie schön, dass irgendjemand den Cappuccino erfunden hat, sagt sie.