Essen. .
Gut 42.000 Essener holten sich in 2009 Rat bei der Verbraucherzentrale. Die Topthemen: Telefon- und Internetabzocke . Dabei wird die Wartezeit für ein Beratungsgespräch immer länger.
Das macht nervös: Gerichtliche Mahnbescheide setzen ganz schön unter Druck. Vor allem, wenn man vom angeblichen Vertragsabschluss am Telefon nichts weiß. Telefonabzocke war in 2009 Topthema der Essener Verbraucherzentrale. Gute 38 Prozent der knapp 42.000 Beratungsgespräche drehten sich um Werbeanrufe, Gewinnversprechungen, unklare Telefonabrechnungen oder Ärger beim Anbieterwechsel. Gefolgt von der Abzocke im Internet. Weil insgesamt die Zahl der Ratsuchenden um über 6000 (im Vergleich zu 2008) anstieg, gerät die Beratungsstelle an ihre Grenzen.
Verträge unrechtmäßig
„Mittlerweile muss man ein bis zwei Wochen bis zum Beratungstermin warten. So leid es uns tut“, erklärt Margret Schulte, Leiterin der Beratungsstelle. Gründe für den Boom der Rechtsberatung sieht sie vor allem in der schlechteren sozialen Lage der Menschen - in Rezession, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit. Auf das wenige Geld wird stärker acht gegeben. Beratungen zu Baufinanzierung, Energieeffizienz oder seit kurzem auch zu Rundfunkgebühren wurden so zu Randthemen. Satte 15 Prozent mehr Beratungen gab es, quer durch alle soziale Schichten. Tendenz steigend. Auch die Zahl der Schuldner- und Insolvenzberatungen stieg an: Knapp 2800 Mal stand Berater Volker Naujok überschuldeten Essenern zur Seite, 57 Insolvenzen wurden eingeleitet. In der 2009 speziell für Hartz-IV-Empfänger eingerichteten und städtisch finanzierten Schuldnerberatung gab es 219 Fälle.
„Wir wissen eigentlich nicht, wie wir das alles schaffen sollen. Die Zahlen erschrecken uns fast mehr, als dass sie uns stolz machen“, bilanziert Schulte. Trotzdem sollen mehr Essener erreicht werden - die Ratsuchenden seien nur die Spitze des Eisbergs, wenn’s um Verbraucherabzocke ginge.
Manches klingt wie ein Märchen: 96 Euro Jahresgebühr werden nach dem Einloggen auf der Internetseite „Outlets.de“, die beim Finden von Fabrikverkäufen helfen soll, fällig. „Wenn man sich die Seite anguckt, rechnet man nicht mit Kosten“, weiß Beraterin Doris Grzegorczyk. Wer nicht zahlt, bekommt Post vom Inkassounternehmen, dann den gerichtlichen Mahnbescheid. „Wir bestreiten die Rechtmäßigkeit eines solchen Vertrages“, sagt Schulte. Da hilft nur Gegenwehr, auch mit Hilfe der Beratungsstelle. Ein Lichtblick: 2009 starteten erstmals Präventionskurse zu Finanzthemen an Schulen und Familienzentren, um Abzockern per Finanzwissen das Wasser abzugraben.