Essen. Der Allbau modernisiert in Essen-Bochold 176 Mietwohnungen. Monate voller Lärm und Dreck sollen sich für die Bewohner bezahlt machen.

Seit mehr als 50 Jahren wohnt Johannes Möllers im Butzweg in Essen-Bochold. „Mit 89 Jahren zieht man nicht mehr um“, sagt er. Auch dann nicht, wenn das ganze Haus über Monate zu einer einzigen Baustelle wird.

15 Millionen Euro investiert der Allbau bis 2026 am Butzweg in die Modernisierung von 176 Mietwohnungen. Diese verteilen sich auf sieben Gebäude, Baujahr 1972. Johannes Möllers und seine Frau zogen damals wegen der größeren Wohnung von Frohnhausen nach Bochold. Nach dem Einzug dauerte es nicht lange, „da kannte hier jeder jeden.“

Heute sei das nicht mehr so, das Leben sei anonymer. Dennoch wohne er immer noch gerne hier, wenn auch inzwischen alleine. „Meine Frau ist vor zehn Jahren gestorben“, erzählt Möllers und bittet Oberbürgermeister Thomas Kufen hinauf in seine Wohnung im sechsten Stock, wo man vom Balkon aus eine schöne Aussicht auf die Innenstadt mit ihrer Skyline hat.

Öffentlich geförderter Wohnungsbau ist in Essen mehr denn je gefragt

Thomas Kufen schaut an diesem Nachmittag persönlich vorbei, weil öffentlich geförderter Wohnungsbau in Essen mehr denn je gebraucht werde. Die Arbeiten sind da bereits seit einigen Tagen im Gange. An den Fassaden klaffen schon Lücken, der Rest wird noch entfernt und erneuert.

Die Häuser am Butzweg 2-6 in Essen-Bochold wurden 1972 gebaut.
Die Häuser am Butzweg 2-6 in Essen-Bochold wurden 1972 gebaut. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Von den Mietern erfährt der Oberbürgermeister aus erster Hand: „Es ist laut, es macht Dreck, aber es wird hoffentlich gut“, was Kufen prompt verspricht. Schließlich werden die Wohnungen modernisiert, während die Mieter weiter darin wohnen.

Die Miete steigt laut Allbau auf maximal 6,25 Euro, dafür sinken die Heizkosten

Alles andere läuft nach einem inzwischen bewährten Muster ab. Das Land Nordrhein-Westfalen fördert die Modernisierung mit einem zinsfreien Darlehen über 12,4 Millionen Euro, weshalb neben Oberbürgermeister Kufen auch Ina Scharrenbach am Butzweg einen Stopp einlegte, als Landesministerin unter anderem zuständig fürs Bauen.

Die Wohnungen fallen dafür unter die Mietpreisbindung für öffentlich geförderten Wohnungsbau. „Die Miete bleibt bezahlbar“, sagt Dirk Miklikowski, Geschäftsführer des Allbau. Sie erhöht sich durchschnittlich von 4,80 Euro pro Quadratmeter auf maximal 6,25 Euro, rechnet Miklikowski vor. Die Durchschnittsmiete liege dann bei 6,09 Euro.

Johannes Möllers zeigt Oberbürgermeister Thomas Kufen die Aussicht vom Balkon.
Johannes Möllers zeigt Oberbürgermeister Thomas Kufen die Aussicht vom Balkon. © Georg Lukas ESSEN 01714114148 MOBIL

Dafür sparen die Mieter durch die energetische Sanierung der Gebäude bei den Heizkosten, diese reduzieren sich laut Prognose des Allbau durchschnittlich um einen Euro pro Quadratmeter. Statt mit Strom wird am Butzweg künftig mit Fernwärme geheizt. Die Fußbodenheizung, die Johannes Möllers übrigens sehr zu schätzen weiß, muss raus. Ein wasserbasiertes Heizungssystem wird dafür eingebaut.

Nach der Modernisierung der sieben Häuser sinkt der CO2-Ausstoß der Gebäude um 54 Prozent

Außerdem werden die Fenster ausgetauscht, Fassaden und Dächer werden neu gedämmt, die Balkone saniert. Neue Vordächer aus Glas und eine neue Beleuchtung für die Tiefgarage gibt es obendrauf. Der Ausstoß an klimaschädlichem CO2 reduziert sich dadurch um 54 Prozent, oder 290 Tonnen pro Jahr.

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125 Millionen Euro hat der Allbau seit 2010 an Landesmitteln für die Wohnraumförderung in Anspruch nehmen können, weshalb Ministerin Scharrenbach bei der Wohnungsgesellschaft ein gern gesehener Gast ist. 71 Millionen flossen in die Sanierung von rund 750 Mietwohnungen in Bergerhausen und Schonnebeck, in Dellwig, Huttrop, in der Innenstadt und in Bochold.

Die Fassadenelemente an den Häusern in Essen-Bochold werden entfernt und erneuert, die Fenster werden ausgetauscht.
Die Fassadenelemente an den Häusern in Essen-Bochold werden entfernt und erneuert, die Fenster werden ausgetauscht. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Bis zu 1000 Wohnungen pro Jahr muss die Essener Wohnungsgesellschaft modernisieren

Allbau-Geschäftsführer Dirk Miklikowski ließ anklingen, dass diese Schlagzahl nicht ausreichen wird, will die Stadt Essen ihr Ziel erreichen, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu sein. Pro Jahr müsste der Allbau 800 bis 1000 Wohnungen modernisieren, 920 Millionen Euro wären dafür erforderlich.

Mieter Johannes Möllers hat beim Blick aus dem sechsten Stock derweil ganz praktische Sorgen. Auch am Aufzug soll gearbeitet werden. „Hoffentlich fällt der nicht länger aus“, sagt der 89-Jährige und denkt dabei ans Treppensteigen, um auch dieser Eventualität gleich etwas Positives abzugewinnen: „Dann bleibt man wenigstens fit.“

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