Essen. Die A40-Auffahrt in Essen-Frillendorf wurde vor Jahren verlegt. Seitdem herrscht in schmalen Wohnstraßen Chaos. Anwohner verzweifeln.

Auch wer sich in Frillendorf nicht auskennt, ahnt auf den ersten Blick, dass sich der Fahrer verfahren haben muss. Was sonst macht diese schwere Zugmaschine samt Auflieger in dieser viel zu schmalen Wohnstraße. Simone Oostland hat ihn fotografiert vor ihrer Haustür auf der Frillendorfer Höhe. Es ist nicht der einzige Schnappschuss von einem Lastkraftwagen, der in der nahe der A40 gelegenen Siedlung offensichtlich nichts verloren hat.

„Das Drama geht jetzt schon seit drei Jahren“, sagt Simone Oostland und klingt verzweifelt. Dann berichtet sie von den unschönen Begleiterscheinungen: von abgefahrenen Seitenspiegeln, von Lkw, die sich so festgefahren haben, dass sie nur mithilfe der Polizei wieder herausrangieren können, und das auch mitten in der Nacht.

Ein irrgeleiteter Lkw mit Auflieger hat sich in der Siedlung „Frillendorfer Höhe“ verfahren.
Ein irrgeleiteter Lkw mit Auflieger hat sich in der Siedlung „Frillendorfer Höhe“ verfahren. © S.O.

Alles habe damit angefangen, dass die bundeseigene Autobahn GmbH in Frillendorf an einer neuen Autobahnauf- und abfahrt gebaut hat, um den „Unfallschwerpunkt“ vor dem Autobahndreieck Essen-Ost zu entschärfen, wie es hieß. Dort kam es immer wieder zu brenzligen Situationen, weil sich Autofahrer, die in Frillendorf auf die Autobahn auffuhren und jene, die in Richtung Düsseldorf von der A40 auf die A52 abfuhren, in die Quere kamen.

Das Hinweisschild „Wohngebiet“ wird immer wieder übersehen oder ignoriert

Die alte Anschlussstelle Frillendorf-Nord wurde geschlossen. Gleich daneben geht es in die Straße Braunsberg hinein in die Wohnsiedlung, und das ist ein Problem. Zwar hat die Stadt am Eingang zur Siedlung ein großes Schild aufgestellt; „Wohngebiet Frillendorfer Höhe“ ist darauf zu lesen und der Zusatz „Anlieger und Radfahrer frei“. Doch das Schild wird übersehen oder ignoriert.

Das Verkehrsschild am Eingang der Siedlung wird häufig übersehen oder ignoriert, klagen Anwohner.
Das Verkehrsschild am Eingang der Siedlung wird häufig übersehen oder ignoriert, klagen Anwohner. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Im Asphalt fest verankerte Sperrbaken mit rot-weißen Pfeilen darauf sollen Verkehrsteilnehmer darauf aufmerksam machen, dass die alte Autobahnauffahrt dicht ist und es hier nicht weitergeht. Dahinter liegen Betonblöcke quer über der Fahrbahn wie Panzersperren, was einzelne Autofahrer nicht davon abhält, sich buchstäblich daran vorbeizuquetschen. Bernd Schlothauer, der in der Nähe wohnt, hat einen Wagen mit Düsseldorfer Kennzeichen dabei mit seinem Handy gefilmt. Der unbekannte Fahrer muss den Rückwärtsgang einlegen, auf die Autobahn kommt er nicht.

Lkw-Fahrer merken in der Siedlung in Essen-Frillendorf offenbar zu spät, dass sie in der Falle sitzen

Wer so dreist nicht ist und vor den Sperrbaken stehen bleibt, kann fälschlicherweise den Eindruck gewinnen, dass die rot-weißen Pfeile in die richtige Richtung weisen. Das Gegenteil ist der Fall. Der Weg führt direkt hinein in die Siedlung. Immer wieder merken es Lkw-Fahrer erst, wenn es zu spät ist. Sie sitzen in der Falle. Einen Ausweg gibt es nicht. Im Gegenteil, die Straßen werden immer schmaler. Mehrmals in der Woche komme so etwas vor, manchmal auch mehrmals täglich, berichtet Simone Oostland.

Peter und Simone Oostland und Bernd Schlothauer (v.l.) stehen an der Zufahrt zur Siedlung „Frillendorfer Höhe“. Immer wieder verirren sich Lkw-Fahrer auf der Suche nach der A40-Auffahrt in die schmalen Wohnstraßen.
Peter und Simone Oostland und Bernd Schlothauer (v.l.) stehen an der Zufahrt zur Siedlung „Frillendorfer Höhe“. Immer wieder verirren sich Lkw-Fahrer auf der Suche nach der A40-Auffahrt in die schmalen Wohnstraßen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Bewegliche Sperrbaken sollten verhindern, dass es soweit kommt. Eine von zwei Spuren am Braunsberg waren so blockiert. Der Erfolg war bescheiden, auch schwere Lkw drängten sich daran vorbei. Vor Pfingsten sei wohl jemand davor gefahren, berichtet Simone Oostland. Seitdem liegen die Baken zur Seite geräumt am Straßenrand.

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Die Autobahn GmbH erklärt die Irrläufer mit veralteten Navigationsgeräten

Anwohner wie Simone Oostland sind frustriert und wütend. Sie fühlen sich alleingelassen von der Stadt und von der Autobahn GmbH. Dort zuckt man mit den Achseln, führt die fehlgeleiteten Lkw auf Navigationsgeräte zurück. Offensichtlich seien Updates versäumt worden, sodass die vorgeschlagene Route auf die Autobahn nicht mehr aktuell sei. Die Vermutung dürfte nicht ganz falsch sein, an der Situation der Anwohner ändert diese Erkenntnis aber nichts.

Peter Valerius, als Bezirksvorsteher zuständig für Frillendorf, ist deshalb sauer. Wiederholt sei das Lkw-Problem in der Bezirksvertretung thematisiert worden. Ohne Erfolg. Dass die alte Autobahnauffahrt wohl erst in einigen Jahren zurückgebaut werde, weil die Autobahn GmbH die Fläche benötige als Lagerfläche für kommende Bauvorhaben an der A40, mache die Sache nicht besser. „Damit werden wir noch einige Jahre leben müssen.“ Umso drängender sei, dass sich die Stadt etwas einfallen lasse, fordert Valerius. „Bislang war das alles nur halbherzig.“

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