Essen-Kupferdreh. In Essen-Kupferdreh wollten sie beides: Parkplätze erhalten und dennoch mehr Sicherheit für Fahrradfahrer. Das wird so nicht funktionieren.
Als das Telefonat schon beendet ist, greift Dirk Kalweit noch einmal zum Hörer. Der Ratsherr aus Essen-Kupferdreh möchte noch einen Schlusssatz loswerden und zitiert Max Schmeling, den legendären Schwergewichtsboxer: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“
Um im Bild zu bleiben: Dirk Kalweit ist angezählt. Auch wenn er es sich als erfahrener Kommunalpolitiker nicht anmerken lässt. Als Ratsherr und Vorsitzender der CDU-Ortsverbandes Kupferdreh/Byfang hatte er sich dafür eingesetzt, dass die Stadtverwaltung ihre Pläne für den Umbau der Kupferdreher Straße noch einmal überarbeitet. Nun kommt es anders, trotz der vielen Anregungen, die CDU und Grüne in einen gemeinsamen Prüfantrag gegossen hatten. Am Mittwoch hat der Rat der Stadt dem geplanten Ausbau zugestimmt.
Die Kupferdreher Straße erhält einen Lärm dämmenden Asphalt
Das heißt: Die Kupferdreher Straße wird auf einer Länge von 1,4 Kilometer von der Auffahrt der A44 an der Langenberger Straße bis zur Poststraße in Kupferdreh erneuert. Es geht um den Fahrbahnbelag, um Entwässerungsringen, um „Nebenanlagen“ und um Bushaltestellen am Fahrenberg, an der Hinsbecker Löh und an der Poststraße, die barrierefrei werden sollen.
„Immerhin wird lärmmindernder Asphalt verlegt“, sagt Kalweit, der das Ergebnis ansonsten „ernüchternd“ nennt. Denn: Entlang der Kupferdreher Straße werden mit dem Umbau 74 Pkw-Stellplätze wegfallen, weil zu beiden Seiten der Straße sogenannte Schutzstreifen für Fahrradfahrer angelegt werden. 35 Stellplätze bleiben übrig. Die Stadt veranschlagt insgesamt Kosten in Höhe von rund 9,5 Millionen Euro.
In Kupferdreh hatte sich an dem geplanten Umbau der Kupferdreher Straße eine hitzige Diskussion entzündet. Es sei kaum ein Tag vergangen, an dem er nicht von Bürgerinnen und Bürgern darauf angesprochen worden sei, berichtet Kalweit. Anwohner und Einzelhändler fürchteten um Parkplätze. Auch das gab es: Etwa 200 Bürgerinnen und Bürger forderten auf einer Fahrrad-Demo Verbesserungen für den Radverkehr.
Essener Ratsherr brachte eine „Bypass-Lösung“ ins Spiel
Gleich zu Beginn der öffentlichen Debatte brachte Kalweit eine Alternative ins Spiel brachte: eine sogenannte „Bypass-Lösung“; damit gemeint ist eine zu schaffende Radwegeverbindung von der Poststraße durch die Gewerbegebiete entlang der Straße Hinsbecker Löh.
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Diese aber sei nicht Bestandteil des Radwegenetzes argumentierte die Stadt. Anders als die Kupferdreher Straße, der als Landesstraße zudem eine besondere Verkehrsbedeutung zukomme. Eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Temo 30 komme dort deshalb nicht in Frage. Mit dem gleichen Argument sah die Verwaltung eine Ausweisung als Fahrradstraße kritisch.
Nun läuft es also auf Schutzstreifen hinaus, wie es die Verwaltung von Anfang an vorgesehen hatte – jeweils 1,75 Meter breit und durch eine gestrichelte Linie von der übrigen Fahrbahn getrennt. Aus Sicht der Fahrradverbände ist dies keine ideale Lösung, weil Autos die Linie überfahren dürfen. Aber sicherer soll das Radfahren auf der Kupferdreher Straße werden, was in der aufgeheizten Debatte zuweilen unterging.
Und was ist mit den Parkplätzen, die für die Schutzstreifen wegfallen? Noch zu bauende Quartiersparkhäuser im Gewerbegebiet „Christine“, wie sie CDU und Grüne als Ersatz ins Spiel gebracht hatten, bezeichnet die Verwaltung als ungeeignet aufgrund der Entfernung zur Wohnbebauung. Kalweit hofft, dass das letzte Wort darüber noch nicht gesprochen ist und doch noch zusätzliche Stellplätze eingerichtet werden könnten. Ob dies mehr ist als ein Funken Hoffnung, muss sich erst noch herausstellen.
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