Essen. Die Stadt Essen hat große Pläne für den Baldeneysee. Aspekte sind dabei unter anderem die Regattatribüne, das Wehr und die Heisinger Haltestelle.

Wer den Baldeneysee so schätzt, wie er ist, wird sich womöglich erschrecken. Andere dürften neugierig werden. Denn die Ratsmehrheit aus CDU und Grünen schmiedet „Große Pläne für den Erlebnisraum Baldeneysee“. So ist eine gemeinsame Pressemitteilung überschrieben, die beide Fraktionen veröffentlicht haben. Am Baldeneysee, der gerade erst seinen 90. Geburtstag gefeiert hat, soll sich einiges tun, bevor im Jahr 2033 das 100-jährige Jubiläum ansteht.

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Wie ein idealer Tag am See aussehen könnte, darüber hat man sich bei Grün und Gruga bereits Gedanken gemacht. Der Tag beginnt mit der Anreise mit der S-Bahn in Kupferdreh, wo es mit dem Leihfahrrad weitergeht am Ufer entlang bis Haus Scheppen, wo sich die Reisegruppe eine Kaffeepause gönnt. Mit der Weißen Flotte setzt sie über zum Regattahaus. Gestärkt nach dem Mittagessen setzt man den Ausflug zu Fuß fort, erklimmt die Aussichtspunkte über dem See und spaziert nach einer Verschnaufpause gemütlich weiter bis nach Heisingen. Von dort geht es am Abend mit dem Bus zurück in Richtung Innenstadt.

Viele Projekte am Essener Baldeneysee stehen unter Finanzierungsvorbehalt

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Möglich ist solch ein Tagesausflug heute schon. Die Anziehungspunkte rund um den See sollen für Besucher von nah und fern aber attraktiver werden. Massenaufläufe, wie sie heute an Feiertagen und Wochenenden an den Hotspots zu beobachten sind, will man möglichst vermeiden. So manches Projekt steht jedoch unter dem Finanzierungsvorbehalt, denn die Kosten gehen in die Millionen.

Die Bauarbeiten für die neue Tribüne an der Regattastrecke sollen im kommenden Sommer beginnen.
Die Bauarbeiten für die neue Tribüne an der Regattastrecke sollen im kommenden Sommer beginnen. © GSF | Timon von Wiecken

Weit fortgeschritten sind die Planungen für eine neue Tribüne an der Regattastrecke. Die Bauarbeiten für den rund zwölf Millionen Euro teuren Neubau sollen im Juli dieses Jahres beginnen, im März 2026 soll die Tribüne fertig sein. Ob sich daran aber der Bau eines „Parkdecks“ anschließen wird, mit Parkplätzen darunter und einer Parklandschaft auf dem Deckel, bleibt abzuwarten. Der vorliegende Entwurf ist durchaus spektakulär, aber in der Öffentlichkeit nicht unumstritten. Rund 20 Millionen Euro veranschlagt die Stadt für dieses Projekt, wobei eine Erweiterung des Regattahauses und ein neues Domizil für den Olympiastützpunkt mit im Preis inbegriffen wären. Die 700 Meter lange Regattapromenade zwischen Regattaturm und den Südtiroler Stuben soll frühestens ab 2026 neu gestaltet werden. Kosten: 1,8 Millionen Euro.

Planerisch fortgeschritten ist ebenfalls der neue Bushalt in Heisingen. An dem Endhaltepunkt unweit des Sees sind neue Haltestellen, mehr Parkplätze und eine Mobilstation geplant. Macht alles in allem 5,2 Millionen Euro. Die Stadt will damit erreichen, dass nicht alles in Richtung Regattastrecke drängt, dem „Tor zum Baldeneysee“. Besucherströme möchte man besser verteilen.

Den Anleger der Weißen Flotte in Kupferdreh möchte die Stadt verlagern.
Den Anleger der Weißen Flotte in Kupferdreh möchte die Stadt verlagern. © Essen | Kerstin Kokoska

Dieses Ziel verfolgt die Stadt auch in Kupferdreh, wo der S-Bahnhof besser an den See angeschlossen werden soll, sodass sich Fußgänger und Radfahrer leichter zurechtfinden. Der Anleger der Weißen Flotte soll in Richtung Ruhrbogen verlegt werden, da es sich heute am Einstieg in Höhe des Kiosks zuweilen knubbelt. Im Ruhrbogen ist das Wasser allerdings sehr flach, der See müsste wohl an dieser Stelle ausgebaggert werden, damit Fahrgastschiffe dort anlegen können. Was das kosten würde, bleibt offen.

Das Stauwehr ist nicht barrierefrei, Radfahrer müssen ihre Räder die Treppen hinaufschieben. (Archivbild)
Das Stauwehr ist nicht barrierefrei, Radfahrer müssen ihre Räder die Treppen hinaufschieben. (Archivbild) © WAZ FotoPool | Alexandra Umbach

Gleiches gilt für den barrierefreien Umbau des Stauwehrs. Fahrradfahrer müssen ihre Räder auf einer Metallschiene hinaufschieben, was ein Kraftakt ist und für viele wohl unmöglich, die mit einem schweren E-Bike unterwegs sind. Wer einen Kinderwagen oder einen Rollator vor sich herschiebt, ist auf tatkräftige Hilfe angewiesen. Als Alternative zu den Treppen denkt die Stadt an den Bau von Rampen, die aber viel Platz benötigen, soll es nicht zu steil hinauf- und hinuntergehen. Denkbar wäre auch der Einbau von Aufzügen. Die Verwaltung erinnert aus Erfahrung aber bereits an das „nicht unerhebliche Vandalismusproblem“. Zu beantworten wäre noch die Frage, wer denn für die Kosten aufkäme: Die Stadt, der Ruhrverband oder RWE Innogy als Betreiber des Wasserkraftwerks? Oder alle drei?

Das Umfeld von Haus Scheppen soll neu gestaltet werden. Die Stadt Essen hofft auf Fördergelder im Rahmen der IGA 2027.
Das Umfeld von Haus Scheppen soll neu gestaltet werden. Die Stadt Essen hofft auf Fördergelder im Rahmen der IGA 2027. © FUNKE Foto Services | Hirtz

An Haus Scheppen setzt die Stadt auf das Land und die Internationale Gartenausstellung IGA 2027. In deren Rahmen soll das Umfeld rund um das ehemalige Lehnsgut und den beliebten Motorradtreff neu gestaltet werden. Wie, das will Grün und Gruga im Laufe des Jahres verraten.

Die Spazier- und Wanderwege sollen besser an den Baldeneysee angebunden werden

Spazier- und Wanderwege rund um den See sollen besser gekennzeichnet werden, auf dass sich niemand verläuft und die Uferpromenade entlastet wird. Dort soll nach dem Willen von CDU und Grünen geprüft werden, ob an stark frequentierten Abschnitten eine „insektenfreundliche Beleuchtung“ installiert werden könnte, womit beide Fraktionen einen Vorschlag der FDP aufgreifen. Den Grünen sei wichtig, „dass die Freizeit- und Sportnutzung im Einklang mit der Natur stehen“, betont deren umweltpolitischer Sprecher, Marc Zietan.

CDU-Fraktionschef Fabian Schrumpf sagt: „Unser Baldeneysee ist eines der Wahrzeichen unserer Stadt.“ In seinen Facetten sei er ein wahrer Besuchermagnet. „Er soll das selbstverständlich auch bleiben und bei der Weiterentwicklung seinen Charakter behalten.“ Übers Ziel hinausschießen will man bitteschön also nicht.

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