Essen-Rüttenscheid. Farid Shariat eröffnet ein neues Tattoostudio in Essen. Er hat schon Gesichter, Köpfe und innere Lippen tätowiert. Manche Anfragen lehnt er ab.
Ein neues Tattoostudio öffnet seine Pforten: An der Rellinghauser Straße 162 macht sich Farid Shariat (38) mit „Paradise in Prison – Tattoo and Art“ selbstständig. Am Freitag, 24. Mai, eröffnet das Studio. Auch am Samstag, 25. Mai, gibt es Aktionen zur Eröffnung. Künftig sollen laut Idee des Inhabers auch Underground-Künstler aus dem Umkreis ihre Werke im Tattoostudio ausstellen.
Beruflich kommt Shariat ursprünglich aus einer anderen Richtung. Er ist ausgebildeter Einzelhandelskaufmann und arbeitete zuvor in einem Kindermöbelgeschäft. Nebenbei hatte er ein Kleingewerbe und veranstaltete Partys. Seit über 20 Jahren ist er selbst tätowiert. „In der Corona-Zeit war dann im Laden wenig zu tun und ich habe überlegt: Wie soll es weitergehen?“, erzählt Shariat. Er habe Lust gehabt, etwas Neues zu machen.
Aus dieser Phase stammt auch die Idee für den Namen des Studios, „Paradise in Prison“, auf Deutsch: „Paradies im Gefängnis“. „Die Corona-Zeit hat sich wie ein Gefängnis angefühlt, aber ich habe mir durchs Zeichnen selbst ein Paradies erschaffen“, sagt der 38-Jährige.
Essener tätowierte sich zur Übung erst einmal selbst
Erfahrung mit Graffiti hatte er schon vorher. Zusätzlich besuchte er dann eine Zeichenschule, um realistisches Zeichnen und Lettering – so nennt man es, wenn Buchstaben tätowiert werden – zu lernen. Tätowierer ist kein Ausbildungsberuf. Er habe sich zunächst vieles selbst beigebracht, berichtet Shariat.
„Am Anfang macht es Sinn, sich selbst zu tätowieren“, sagt er. Zwischendurch habe er auch mit Kunsthaut geübt, die könne man allerdings kaum mit richtiger Haut vergleichen. Schließlich habe er einige Male Freunde tätowiert, bevor er begonnen habe, in anderen Studios zu lernen und zu arbeiten. Dort habe es aber immer einige Dinge gegeben, die ihm nicht gefielen: Sei es die Kunst, sei es der Umgang mit den Kundinnen und Kunden. „Warum macht man es nicht besser?“, habe er sich gefragt. Irgendwann habe er dann beschlossen, ein eigenes Studio zu eröffnen. Wir haben ihn in seinem Studio getroffen und ein Video gedreht:
Zwei Freelancer tätowieren im Essener Studio „Paradise in Prison“
Shariat hat sich auf „Black and Grey“-Tattoos spezialisiert, die sich durch feine Schattierungen und unterschiedliche Grauabstufungen auszeichnen. Außerdem tätowiert er im sogenannten Chicano-Stil, der aus Mexiko und Los Angeles nach Europa geschwappt ist, wobei er auch realistische Motive, Graffiti und Lettering kombiniert.
Der Inhaber selbst tätowiert nicht mit Farbe, bei „Paradise in Prison“ hat er aber noch zwei Freelancer mit im Team. Einer setzt realistische Motive und Fine-Line-Tattoos um, die sehr filigran sind. Der andere tätowiert in einem ganz eigenen Stil, setzt aber auch klassische, flach gestochene Oldschool-Motive mit wenig Schattierungen um. Bei ihm kann man sich Tattoos mit Farbe stechen lassen. Ein dritter soll bald dazukommen.
Neues Tattostudio in Essen: Es gibt schon Anfragen für RWE-Trikots
Shariats Erfahrung nach lassen sich Kundinnen und Kunden besonders oft am Handgelenk und über der Armbeuge tätowieren. Aber auch außergewöhnliche Körperteile wie das Gesicht, den Kopf und das Innere der Unterlippe hat er bereits verschönert. Für das neue Studio hat er schon zwei Anfragen von potenziellen Kunden, die sich das Logo von Rot-Weiss Essen tätowieren lassen möchten. Das Verrückteste, das er bisher gestochen hat: die Horror-Puppe, die einst das Album „Issues“ der Metal-Band Korn zierte.
Dienstag bis Samstag geöffnet
Das Studio „Paradise in Prison“ ist dienstags bis freitags von 11 bis 18 Uhr sowie samstags von 12 bis 16 Uhr geöffnet. Die Öffnungszeiten werden bei Bedarf an die Tattoo-Termine angepasst und zum Beispiel verlängert, wenn eine sehr lange Sitzung ansteht. Montag ist Ruhetag.
Zum Start gibt es am Freitag, 24. Mai, eine Eröffnungsparty ab 16 Uhr, am Samstag, 25. Mai, einen „Walk-in-Day“ ab 11 Uhr, beides mit offenem Ende. Am Samstag kann man – sofern Zeit und Vorrat reicht – einfach ins Studio hineinkommen und sich ohne Termin ein Tattoo stechen lassen.
Gar nicht so selten komme es vor, dass er Tattoos ablehne, erklärt Shariat. Sehr kleine, detailreiche Bleistift-Zeichnungen ließen sich beispielsweise nicht so einfach unter die Haut bringen, ohne dass die Farbe nach Jahren ineinanderlaufe. Außerdem rate er manchmal davon ab, bestimmte Motive an bestimmten Körperteilen umzusetzen: „Ein kleines Tattoo passt zum Beispiel nicht gut auf die Wade, da geht es unter.“ Und wenn ein junger Mensch sich im Gesicht tätowieren lassen wolle, hake er zumindest noch einmal ganz genau nach, ob derjenige sich sicher sei, dass ihn das nicht irgendwann einmal bei der Berufswahl beeinträchtigen werde.
Im neuen Studio „Paradise in Prison“ werden nur eigene Motive gestochen
Abgespeicherte Motive von Instagram oder Pinterest werden bei „Paradise in Prison“ in der Regel nicht gestochen. „Entweder wir entwerfen etwas ganz Eigenes oder wir feilen ein bisschen an dem mitgebrachten Motiv rum, sodass etwas Eigenes daraus entsteht“, beschreibt Shariat.
Wie teuer das Tattoo wird, hängt laut dem Studioinhaber von Motiv, Aufwand und Körperstelle ab. Die weiche Haut am Hals sei etwa schwieriger zu tätowieren als der Oberschenkel. Ganz grob könne man bei einem nicht zu aufwendigen zehn mal zehn Zentimeter großen Tattoo mit einem Preis von 80 bis 120 Euro rechnen.
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