Essen-Rüttenscheid. Wegen des AfD-Parteitags und der Protestdemos wird Essen-Rüttenscheid im Ausnahmezustand sein. IGR rät Geschäftsleuten, Schließungen zu erwägen.
Die Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR) hat die Einzelhändler und Gastronomen im Stadtteil aufgefordert, darüber nachzudenken, ob sie während des AfD-Bundesparteitags in der Grugahalle vom 28. bis 30. Juni nicht besser schließen. Da sich Rüttenscheid in dieser Zeit im Ausnahmezustand befindet, sei normaler Geschäftsbetrieb voraussichtlich unmöglich, heißt es in einer Mitteilung an die IGR-Mitglieder.
Laut IGR-Chef Rolf Krane werde nicht nur - wie bereits berichtet - die Norbertstraße gesperrt, sondern auch die Rüttenscheider Straße und vermutlich ebenso die Alfredstraße. Das bedeutet, dass das Stadtteil-Zentrum am Freitag, 28. Juni und Samstag, 29. Juni bestenfalls mühsam erreichbar ist. Traditionell sind dies Wochentage, die viele Menschen nutzen, um in Rüttenscheid einzukaufen oder Restaurants zu besuchen.
Stadt: Rüttenscheider und Alfredstraße während des AfD-Parteitags mindestens zeitweise gesperrt
Der städtische Ordnungsdezernent Christian Kromberg bestätigt auf Nachfrage die geplanten Sperrungen. „Es wird ja Demonstrationszüge geben, voraussichtlich über die Huyssenallee und die Rüttenscheider Straße“. Während dieser Märsche müsse die Rü „mindestens temporär, also über mehrere Stunden“ gesperrt werden. Die Alfredstraße hingegen sei als Reservefläche, als Überlauf vorgesehen, falls es mehr Demonstranten gibt als auf dem Messe-Parkplatz P 2 als Hauptkundgebungsort passen. „Das würde bedeuten, dass auch die Alfredstraße über längere Zeit gesperrt ist“, so Kromberg.
Auch Anwohner sind gut beraten, sich frühzeitig auf die Lage einzustellen
Die zahlreichen Bewohner zwischen Rü und Alfredstraße müssten sich in diesem Fall darauf einstellen, dass sie zeitweise „gefangen“ sind und allenfalls zu Fuß ihr Quartier verlassen können. Wer etwas vorhat an diesem Wochenende, das nichts mit dem AfD-Parteitag zu tun hat, sollte diese Lage frühzeitig ins Kalkül ziehen. In Rüttenscheid ist zu hören, dass manche Bewohner bereits lieber einen Kurzurlaub planen. Die Stadt hat allerdings noch keine Empfehlungen ausgegeben, wie sich Anwohner verhalten sollen und was im Detail zu erwarten ist. Laut Kromberg werde das aber geschehen, sobald alle Vorbereitungen abgeschlossen sind.
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Die enormen Menschenmassen - zurzeit rechnet die Polizei mit 78.000 Demo-Teilnehmern - hätten zwar laut IGR „teilweise unlösbare logistische Herausforderungen“ zur Folge, seien möglicherweise aber nicht das Hauptproblem. „Es ist damit zu rechnen, dass auch gewaltbereite Gruppen angezogen werden“, warnt Rolf Krane die IGR-Mitglieder. Man möge sich Gedanken machen, wie damit umzugehen ist. „Keiner kann sagen, ob es harmlos verlaufen wird oder es zu Gewaltausbrüchen kommt.“
IGR: Möglicherweise empfielt sich das Verbarrikadieren von Schaufenstern
Zu empfehlen sei für Ladeninhaber, zumindest den Versicherungsschutz zu überprüfen und gegebenenfalls zu erweitern, falls man trotz der Umstände öffnen wolle. „Üblicherweise sind Schäden durch Vandalismus oder Unruhen vom Schutz ausgeschlossen. Einige Händler haben die Erfahrung gemacht, dass sich dieser Schutz relativ preisgünstig erweitern lässt“, so Krane. Möglicherweise sei aber auch das Verbarrikadieren von Schaufensterscheiben mit Holzplatten eine Option, wie es in Köln während der Karnevalstage nicht unüblich sei.
Denkbar ist natürlich auch, dass beispielsweise Bäckereien und Supermärkte mit den Zehntausenden Demonstranten gute Geschäfte machen. Auch die Essener Hotels rufen für das Parteitags-Wochenende bereits Preise auf, die doppelt und dreifach so hoch sind wie sonst und an das Niveau von Großmesse-Tagen heranreichen - das zumindest lässt sich der Hotelvergleichsplattform „trivago“ entnehmen.
Wo können die Demonstranten beispielsweise zur Toilette gehen?
Der Rüttenscheider Gastronom, Einzelhändler und IGR-Vize Frank Schikfelder weist darauf hin, dass die Grundbedürfnisse der Demonstranten noch ein Thema werden müssten. „Wo werden die Menschen beispielsweise zur Toilette gehen?“ Zu hoffen sei, dass das nicht an Hauswänden geschehe. Generell hätten viele Einzelhändler derzeit noch eine abwartende Haltung, das Thema sei erst schemenhaft angekommen, was sich vermutlich ändern werde. „Einer sagte mir heute, er werde Security engagieren und möglichst viele Mitarbeiter zum Dienst verpflichten.“
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