Essen. Corona, Hochwasser und dreiste Diebe: Die Lärmsanierung der A44 bei Kupferdreh stand unter keinem guten Stern. Wie es dort weitergeht.

Es ist wie verhext. Eigentlich sollten dieser Tage die letzten Lücken in der neuen Lärmschutzwand auf der A44 in Kupferdreh geschlossen werden. Daraus wird erst einmal nichts. „Beim Transport sind einige Elemente beschädigt worden“, bedauert Projektleiterin Jutta Swadlo. Bei der Autobahn GmbH Rheinland warten sie nun auf eine neue Lieferung aus Polen, wo die Aluminium-Wände hergestellt werden.

Die Panne beim Transport passt ins Bild einer Baustelle, die unter keinem guten Stern stand. Fast fünf Jahre sind vergangenen, seit die Autobahn GmbH – damals noch als Landesbetrieb Straßen NRW – damit begann, den Lärmschutz auf dem 2,2 Kilometer langen Teilstück der A44 zwischen den Anschlussstellen Heisingen zu Kupferdreh-Süd zu erneuern. 2020 sollten die Arbeiten eigentlich abgeschlossen sein, 16 Millionen Euro sollte das Ganze kosten. So war es geplant. Inzwischen geht die Autobahn GmbH von 20 Millionen Euro aus. Denn es kam Corona, und mit der Pandemie begleiteten Lieferengpässe und Materialmangel die Bauarbeiten nicht nur an der A44, aber eben auch dort.

A44 in Essen: Eine Ladung Stahlträger für die Lärmschutzwände wurde über Nacht geklaut

Die neuen Lärmschutzwände an der A44 in Essen stehen bis auf wenige Wandelemente.
Die neuen Lärmschutzwände an der A44 in Essen stehen bis auf wenige Wandelemente. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Eineinhalb Jahre ist in Sachen Lärmsanierung nichts passiert“, bilanziert Jutta Swadlo. Dass beim Jahrhunderthochwasser im Juli 2021 ein Baucontainer mit allen Plänen von der Flut davongetragen wurde, war dann nicht mehr als das sprichwörtliche i-Tüpfelchen obendrauf. Es passte ebenso so ins Bild, wie der Umstand, dass eine komplette Ladung an Stahlträgern über Nacht spurlos von der Baustelle verschwand. „Sie waren freitags geliefert worden, montags waren sie weg“, berichtet Dietmar Schiller, der für die Bauüberwachung zuständig ist, und der noch immer darüber staunt, wie unverfroren die unbekannten Diebe auf ihrem Beutezug vorgegangen sind. „Die müssen mit einem Tieflader vorgefahren sein.“

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Schmierereien an der A44 in Essen werden nicht entfernt

Ein Wunder eigentlich, dass die Lärmschutzwände bis auf besagte Lücken fertig sind. Wie zwei graue Bänder ziehen sie sich zu beiden Seiten der Autobahn durch Kupferdreh. Wobei das helle Grau hier und fort durch Farbschmierereien unterbrochen wird. Sprayer haben die Bauarbeiten von Beginn an auf ihre Art begleitet. Die Autobahn GmbH hat davor längst kapituliert. „Graffiti wird nicht mehr entfernt“, sagt Jutta Swadlo. Es wäre wohl ein Kampf gegen Windmühlen.

Projektleiterin Jutta Swadlo begleitet die Bauarbeiten an der A44 in Essen-Kupferdreh.
Projektleiterin Jutta Swadlo begleitet die Bauarbeiten an der A44 in Essen-Kupferdreh. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Dafür geht es hinter den bis zu sechs Meter hohen Lärmschutzwänden ruhiger zu. Die Elemente sind so konstruiert, dass sie ein Teil des Schalls förmlich schlucken, so wie Eierkartons an den Wänden eines Proberaums einer Heavy Metal Band. Schade nur, dass Zuhörer, die an den Hügeln von Kupferdreh oder Heisingen wohnen, davon nichts haben. Ein Grundrauschen bleibt. Die Grenzwerte aber werden nach Fertigstellung eingehalten, hieß es schon zum Baubeginn 2018. Nur einige wenige Häuser seien davon ausgenommen; die Bewohner hätten aber Anspruch auf passiven Lärmschutz.

An der Langenberger Straße wurde die Mauer der A44 von Graffiti-Künstlern legal gestaltet.
An der Langenberger Straße wurde die Mauer der A44 von Graffiti-Künstlern legal gestaltet. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Mit dem Lückenschluss der A44 bei Ratingen wird das Verkehrsaufkommen deutlich ansteigen

Während die Autobahn GmbH auf die letzten fehlenden Wandelemente wartet, wird auf der Autobahn gearbeitet. Auf dem aufgeständerten Teilstück werden Brückenkappen und Entwässerung erneuert. Das tut Not, denn bei starkem Regen sammelt sich Wasser auf der Fahrbahn, was gefährlich werden kann. Die Theodor-Heuss-Brücke über der Ruhr wird verstärkt, damit sie der Verkehrslast standhält. Denn der Verkehr auf der A44 „wird massiv“ zunehmen, wenn die Lücke bei Ratingen erst einmal geschlossen ist, sagt Jutta Swadlo. Dann dürften laut Prognose täglich bis zu 60.000 Fahrzeuge an Kupferdreh vorbeifahren. Heute sind es 37.000 Fahrzeuge pro Tag bei einem Schwerlastanteil von elf Prozent.

Wann der Lückenschluss bei Ratingen erfolgt, ist offen. Was die Bauarbeiten bei Kupferdreh angeht, wagt Projektleiterin Jutta Swadlo folgende Prognose: „Bis Ende des Jahres sind wir damit durch.“ Vorausgesetzt, es kommt nichts Unvorhergesehenes dazwischen.

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