Essen-Haarzopf. Einkäufe erledigen, Glühbirne wechseln, Handy erklären: Senioren brauchen oft Hilfe. Die gibt es seit zehn Jahren in Essen kostenlos.

Vor zehn Jahren ging die Nachbarschaftshilfe „Rat & Tat“ in Essen an den Start, zunächst für die Stadtteile Haarzopf und Fulerum, später dann auch für die benachbarte Margarethenhöhe. Auf diese drei Essener Stadtteile ist das Einsatzgebiet allerdings begrenzt. Sonst wäre der zeitliche Aufwand für die Helfer zu groß, sagen die Verantwortlichen. „Lange Wege und dazu vielleicht noch Staus, das geht einfach nicht.“ Die Ehrenamtlichen seien schließlich in ihrer Freizeit unterwegs.

Inhaltlich haben sich die Einsätze in den vergangenen Jahren etwas verändert, der Bedarf an unbürokratischer Hilfestellung in Alltagsdingen ist aber eher noch gestiegen, finden die Mitglieder. Deshalb suchen sie dringend weitere Helferinnen und Helfer.

Die Nachbarschaftshilfe „Rat & Tat“ ist seit zehn Jahren in Essen aktiv

„Rat & Tat“ ist aus räumlichen und versicherungstechnischen Gründen in der katholischen Gemeinde Christus König in Haarzopf ansässig, hilft aber unabhängig von Religion, Konfession, Nationalität, Herkunft oder Alter. Nachdem die Gründer Christian Ritzka und Ute Unterschemmann bereits 2013 die Idee zu der Initiative hatten, ging es 2014 richtig los. Das Team ist von einigen wenigen Helfern damals auf rund 20 Aktive angewachsen, die bisher mehr als 750 Aufträge ehrenamtlich bewältigt haben.

„Das geht vom Einkaufen, was vor allem auch in der Coronazeit wichtig war, über die Begleitung zum Arzt oder Amt, Spaziergänge, Blumen gießen, Eindrehen einer neuen Glühbirne, Lösen von klemmenden Schranktüren bis hin zu technischer Hilfe und dem Umgang mit PC oder Smartphone. Letzteres war von zehn Jahren hoch kaum ein Thema“, berichtet Angela Holtermann, Sprecherin von „Rat & Tat“. Manchmal entlaste das Team auch pflegende Angehörige, die so beispielsweise in Ruhe zum Friseur gehen könnten.

Vor allem nutzen ältere und kranke Bürgerinnen und Bürger das Angebot, besonders solche, die vor Ort keine Angehörigen haben. „Unsere Kunden sind zu 95 Prozent ältere Menschen. Die Jüngeren sind in der Regel über Schule und Kita so gut vernetzt, dass jemand einspringen kann, wenn sie mal ausfallen“, weiß Ute Unterschemmann.

Ein Schild weist in Essen-Haarzopf den Weg zu den Räumen der Nachbarschaftshilfe.
Ein Schild weist in Essen-Haarzopf den Weg zu den Räumen der Nachbarschaftshilfe. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die Initiative nutzt Räume im sogenannten Bunten Haus der Gemeinde Christus König am Tommesweg 30. Der Anrufaufzeichner werde regelmäßig von vier Personen abgehört und es melde sich, auch an Wochenenden und Feiertagen, zeitnah jemand bei den Hilfesuchenden, verspricht Lothar Veutgen.

„Wir bekommen auch viele Anrufe aus anderen Stadtteilen oder den Nachbarstädten, aber das können wir einfach nicht leisten“, so Veutgen. Dennoch versuche man diesen Anrufern, zum Beispiel bei Fragen zur Pflege, wenn auch nicht mit Tat, so doch zumindest mit Rat zu helfen.

Viele Essener wollen etwas zu Pflegestufen wissen

Pflege/Pflegestufen/Pflegeleistungen und die Vermittlung von Haushaltshilfen seien häufig Thema. „Wir können so dabei helfen, dass die Menschen möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können“, sagt Veutgen. Die Unterstützung durch „Rat & Tat“ sei für die Hilfesuchenden kostenlos, mögliche Spenden würden für die Erstattung der Fahrtkosten und für Büromaterial eingesetzt.

Jedes Jahr gibt es einen Dankeschön-Abend für die Ehrenamtlichen, die nach Neigung, Fähigkeiten und Interessen eingesetzt werden. Die Ehrenamtlichen sind zwischen 49 und 80 Jahre alt, haben in der Regel Tagesfreizeit und sind mobil. „Wir würden uns über Verstärkung sehr freuen“, so Angela Holtermann. Neben spontan benötigten Hilfeleistungen gibt es auch Langzeitaufträge, wie regelmäßige Einkäufe oder Fahrten zu Therapien. Davon bestehen laut Lothar Veutgen derzeit 17 mit rund 50 Einsätzen im Monat.

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„Wir erbringen keine Pflegeleistungen, können aber natürlich mal ein Rezept vom Arzt abholen. In der Coronazeit haben wir in Zusammenarbeit mit dem Bürgerverein Haarzopf-Fulerum viele Einkäufe für ältere Menschen übernommen. Das hat sich inzwischen aber wieder normalisiert“, so Holtermann.

Essener Gruppe würde ihr Wissen und ihre Erfahrung gern weitergeben

Das Team von „Rat & Tat“ sieht großen Bedarf für Hilfeleistungen dieser Art. „Gern sind wir bereit, unser Wissen und unsere Erfahrung an vergleichbare Initiativen in anderen Stadtteilen weiterzugeben“, kann sich Lothar Veutgen ähnliche Gruppen an anderen Orten gut vorstellen.

„Rat & Tat“ ist erreichbar unter 0201 800 54 757, info@ratundtat-essen-haarzopf.de oder www.ratundtat-essen-haarzopf.de

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