Essen. Lange Warteschlangen und nicht zeitgemäß: Essen sollte eigentlich einen neuen Recyclinghof bekommen. Warum die EBE nun andere Pläne hat.

Bei der Suche nach einem geeigneten Standort für einen neuen Recyclinghof, als Ersatz für den Standort an der Lierfeldstraße in Altenessen, stehen die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) vor einer überraschenden Wende: Essens ältester Wertstoffhof soll nun doch bleiben, wo er ist.

Der Umzug, mit dem sich die Entsorgungsbetriebe bereits seit mehreren Jahren beschäftigen, wäre damit vom Tisch. Ein Sprecher wollte dies auf Anfrage nicht bestätigen und verwies auf die kommende Sitzung des Stadtrates, dessen Zustimmung erforderlich sei. Hausintern sind die Würfel nach Informationen dieser Redaktion aber bereits gefallen.

Die Entsorgungsbetriebe Essen favorisierten erst einen anderen Standort

Dabei schien es eine ausgemachte Sache, dass die Entsorgungsbetriebe den Standort an der Lierfeldstraße aufgeben und den Recyclinghof auf das Gelände des zentralen EBE-Betriebshofes an der Pferdebahnstraße verlagern. Aus Sicht der EBE wäre dies zwar nicht die Ideallösung, das Entsorgungsunternehmen favorisierte ursprünglich ein mit 14.800 Quadratmeter deutlich größeres Gelände an der Emscherstraße im Essener Norden. Weil Anwohner davon aber alles andere als begeistert waren und sich ein dort ansässiger Schrottverwerter anstellte, sein Betriebsgelände im Windschatten der EBE zu vergrößern, schob die Stadt einem Umzug an die Emscherstraße einen Riegel vor.

Die Entsorgungsbetriebe forcierten deshalb „Plan B“: den Umzug des Recyclinghofes von der Lierfeldstraße an die Pferdebahnstraße. Der Bezirksregierung Düsseldorf lägen die Unterlagen zur Genehmigung eines 7000 Quadratmeter großen Wertstoffhofs vor, hieß es bereits vor zwei Jahren. Zum Stand des Verfahrens wollte die EBE sich auf Nachfrage nicht äußern. Ohnehin scheint die Sache vom Tisch zu sein.

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Warum nehmen die Entsorgungsbetriebe von den Umzugsplänen Abstand, frei nach dem Motto: Gehe zurück auf Los? Nach Informationen dieser Redaktion käme die EBE ein Neubau an der Pferdebahnstraße deutlich teurer als kalkuliert. Denn: Um sicherzustellen, dass An- und Abfuhr geordnet ablaufen, müsste nicht nur eine zusätzliche Zufahrt vom Berthold-Beitz-Boulevard gebaut werden. Kostentreiber wäre offenbar ein Parkhaus, das die EBE auf ihrem Gelände errichten müsste als Ersatz für Mitarbeiter-Parkplätze, die einem Wertstoffhof zum Opfer fielen. Dem Vernehmen nach summieren sich die Kosten dadurch auf rund 13 Millionen Euro. Ursprünglich waren die Planer von rund acht Millionen ausgegangen.

Der Recyclinghof in Altenessen war einst Vorzeigeprojekt, gilt aber nicht mehr als zeitgemäß

Die EBE hätte deshalb, wie zu hören ist, nichts dagegen, den Recyclinghof an der Lierfeldstraße weiterzubetreiben. Die Betriebsgenehmigung liegt bereits vor, sie wurde, wie zu hören ist, zunächst bis Juni 2026 verlängert. Der Wertstoffhof könnte an seinem angestammten Platz sogar bis zu zehn Jahre bleiben, heißt es. Vorausgesetzt, die Aufsichtsbehörden geben auch dafür grünes Licht. Die Stadt Essen scheint es jedenfalls nicht besonders eilig zu haben, das Grundstück zu verkaufen, sodass darauf neue Wohnungen entstehen, wie ursprünglich beabsichtigt.

Aber: Der 1989 an der Lierfeldstraße als Vorzeigeprojekt moderner Abfallwirtschaft eröffnete Recyclinghof gilt seit längerem als nicht mehr zeitgemäß. Nutzer müssen Altmetall, Sperrmüll und andere Abfälle in hohe Container wuchten, was je nach körperlicher Verfassung eine Herausforderung sein kann. Lange Wartezeiten an Samstagen sind eher die Regel als die Ausnahme. Zu besonderen Stoßzeiten, etwa an Brückentagen, staut sich der Verkehr schon mal von der Zufahrt bis auf die Lierfeldstraße. Als problematisch gilt zudem die Entwässerung.

Die Entsorgungsbetriebe Essen müssten auch am Standort Lierfeldstraße investieren

Die Entsorgungsbetriebe müssen also auch an der Lierfeldstraße investieren und sind offenbar dazu auch bereit. Rund drei Millionen Euro würden sie in eine Modernisierung des Wertstoffhofes stecken wollen, heißt es. Um den Standort zu entlasten, soll zudem die kleinere Recyclingstation neben der Zufahrt zum zentralen Betriebshof an der Pferdebahnstraße erweitert werden. Die Annahme gewerblicher Abfälle könnte von der Lierfeldstraße an die Stauderstraße verlagert werden. Die EBE will dies zumindest prüfen.

Landen die Pläne für einen Umzug an die Pferdebahnstraße tatsächlich im Altpapier? Ende Mai hat der Rat der Stadt das letzte Wort.

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