Essen. Die Zechen Pörtingsiepen und Carl Funke verbindet eine lange Geschichte. Im Mai steht erneut ein Treffen früherer Essener Kumpel an.
Das Revier ist stolz auf seine Kumpel, auf die Untertage hart arbeiteten Männer mit den vom Kohlestaub geschwärzten Gesichtern. Dirk Hagedorn möchte den Bergbau am Baldeneysee im Gedächtnis der Menschen am Leben erhalten. Sein Großvater Wilhelm Zander war Bergmann, lebte am Scheppener Weg, in unmittelbarer Nähe zum Pütt. Als gelernter Schlosser reparierte Zander unter anderem die überlebenswichtigen Pumpen.
Schon in Erinnerung an seinen „Oppa“ lädt Hagedorn gemeinsam mit Schirmherr Hanslothar Kranz zum mittlerweile 51. jährlichen Stelldichein der Bergleute ins Hespertal ein. Am Samstag, 4. Mai, wird es im Landgasthaus Stolberg wieder heißen: „Wisst ihr noch?“
Noch erhalten geblieben: die Umlenkseilscheibe in Essen-Fischlaken
Der aktive Steinkohlenbergbau in Deutschland fand 2018 mit der Schließung des Bergwerks Prosper-Haniel in Bottrop sein Ende. In Fischlaken und Heisingen schlossen sich die Tore des einstigen großen Verbundbergwerkes „Pörtingsiepen/Carl Funke“ schon lange vorher. Von der riesigen Anlage ist außer einer Umlenkseilscheibe in Fischlaken sowie einem Fördergerüst auf Heisinger Seite so gut wie nichts erhalten geblieben. Die alte Zechenbahn dagegen fährt heute noch als Museumsbahn vom Bahnhof in Kupferdreh am Baldeneysee entlang bis zum Haus Scheppen in Fischlaken, und damit in Richtung der früheren Zeche Pörtingssiepen.
Die Zeche kann auf eine 245-jährige Geschichte zurückblicken. In einer Bergbau-Concession aus dem Jahr 1779 taucht zum ersten Mal der Name „Poertings-Siepen“ auf. Wurde zunächst im Stollenbergbau gefördert, ging man schon 1835 zum Schachtbergbau über. In den Fischlaker Höfen ist noch Schacht I zu lokalisieren, im Kulturhauptstadtjahr 2010 Standort eines „Schachtzeichens“ auf der Wiese von Landwirt Franz Dornebeck.
Schacht II wurde im Hespertal im Jahr 1872 abgeteuft
Im Jahr 1872 wurde im Hespertal Schacht II abgeteuft und mit einem gemauerten Malakoffturm versehen. Doch das reichte nicht aus. Bedingt durch den Abbau in immer größeren Teufen, waren zunächst ein Stahlfördergerüst und später ein neuer Förderturm nötig. Zum Verbundbergwerk Pörtingsiepen / Zeche Carl Funke gehörten auch die Anlagen Gottfried Wilhelm, Prinz-Friedrich, Düschenhofer Wald, Altendorfer- und Dahlhauser Tiefbau sowie die Felder Adler und Victoria.
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Im Jahr der Gründung 1967 hatte die Zeche eine Belegschaft von 3008 Mann, davon gut zwei Drittel Untertage. Die höchste Förderung wurde mit über 1,14 Millionen Tonnen bester Anthrazitkohle erreicht. Sehr gut geeignet zum Hausbrand. Das Grubenfeld des Verbundbergwerks umfasste letztlich über 53 Quadratkilometer Fläche bei einem untertägigen Gesamtstreckennetz von 74 Kilometern. Am 30. April 1973 erfolgte die Stilllegung des Bergwerks.
Unter Tage kamen auf der Kleinzeche auch Pferde zum Einsatz
Auch an die vormals vielen Kleinzechen im Hespertal erinnert so gut wie nichts mehr. Nur der Kundige kann hier und da Reste der Anlagen finden. So wird ein Ausflug zum Gelände der früheren Zeche „Hermann“ zum Abenteuer im Dickicht.
Nicht zu übersehen dagegen ist das alte Betriebsführerhaus der Zeche, in dem Jörg Personn wohnt, dessen Vater Betriebsführer „auf Hermann“ war. So kann Personn aus der damaligen Zeit berichten, als auf dieser Kleinzeche unter Tage noch Pferde zum Einsatz kamen.
Der Kontakt
Das Treffen findet statt am Samstag, 4. Mai, ab 17 Uhr im Landgasthaus Stolberg (Im Hefel 9, 42551 Velbert).
Hobbyhistoriker Dirk Hagedorn sammelt alles rund um die Zechen und freut sich über alte Fotos, Unterlagen sowie Anekdoten zur Zeche Pörtingssiepen / Carl Funke und der Hespertalbahn.
Erreichbar ist Dirk Hagedorn unter 0151 17423797 oder per E-Mail an dirk-hagedorn@gmx.net.
Angehörige und Interessierte sind zum Kumpeltreff willkommen
Dirk Hagedorn würde sich über zahlreiches Erscheinen der noch lebenden Bergleute freuen: „Es wäre toll, wenn sie ihre Frauen, Angehörige oder auch Freunde mitbringen würden. Interessierte und Gäste sind ebenfalls herzlich willkommen.“ Es werde sicher ein unterhaltsamer und geselliger Abend werden. „Alte Fotos werden die Runde machen, Gegenstände des Bergbaus herumgereicht und über die Arbeit unter Tage gesprochen. Am Ende wird in Gedenken an die Kumpel und ihre harte Maloche wieder das alte Steigerlied gesungen“, sagt Hagedorn.
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