Essen. Hundertausende fiebern vor den Bildschirmen mit: Das Gesangstalent aus Essen ist eine Runde weiter. Ortstermin mit Rosalie in der Musikschule.
Schulfreundinnen, Verwandte, Nachbarn, Bekannte und Hundertausende an den Bildschirmen haben Freitagabend zur besten Sendezeit mitgefiebert. Und das Daumendrücken scheint geholfen zu haben: Rosalie, das Gesangstalent aus Essen-Kettwig, ist bei „The Voice Kids Germany“ eine Runde weiter. Die zwölfjährige Sängerin hat den musikalischen Wettkampf, im Voice-Kids-Jargon die „Battle“, gewonnen. Den Ausschlag hat Wincent Weiss gegeben. Der Coach hob den Daumen für Rosalie, weil er sie sehr musikalisch findet, sie einen eigenen Song komponiert hat und sich auch noch auf dem Klavier selbst begleitet. Chapeau Rosalie!
Musikschule Essen-Kettwig: Rosalie bekommt Gesangsunterricht am Flügel in Raum 222
Am Tag vor der Sendung (SAT 1, 20.15 bis 22.55 Uhr) probt Rosalie im alten Kettwiger Rathaus in der Musikschule. Unten auf dem Bürgermeister-Fiedler-Platz ist Feierabendmarkt, es gibt selbst gebackene Waffeln, Bratwürstchen vom Grill und frischen Weißwein. Aus dem Fenster dringen Klaviertöne und Gesang. Da kommt Heiterkeit auf.
In Raum 222 sitzt Rosalie am Flügel und singt. „Red dir nichts ein“ heißt der selbstkomponierte Song, der ihrem Coach Wincent Weiss so sehr gefallen und Smudo von „Fanta 4“ bei den „Blind Auditions“ sogar zu Tränen gerührt hat. Die komplette Studioversion des Liedes läuft beim Streaming-Dienst „Spotify“ und ist bis zu diesem Moment schon 377.000 Mal aufgerufen worden. Eine traumhafte Einschaltquote für eine Schülerin, die vor vier Wochen noch niemand kannte. Apple Music, Amazon, TikTok, Deezer, YouTube - auch auf den anderen angesagten Musikkanälen ist die junge Essenerin präsent.
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Lisa Tümen, selber Singer-Songwriterin mit dem Künstlernamen „lijolie“ und seit einem Jahr Rosalies Gesangslehrerin, schwärmt in den höchsten Tönen von ihrer Schülerin. „Mit gerade mal zwölf Jahren ist sie die talentierteste Schülerin, die ich bislang hatte.“ Am Anfang des Gesangsunterrichts habe sie noch leise gesungen, doch das habe sie schnell abgelegt. „Rosalie besitzt eine sehr voluminöse, warme Stimme. Längst nutzt sie ihre kräftige Bruststimme richtig aus und ist richtig laut.“
„Red dir nichts ein“ handelt von Depressionen - die Fan-Community von Rosalie ist besorgt
Ist Rosalie tatsächlich erst zwölf? Ja ist sie. Als die Voice-Kids-Sendungen aufgezeichnet wurden, war sie sogar erst elf. Dabei ist sie viel mehr Teenager als Mädchen. Sie könnte auch als 15-Jährige durchgehen, und das nicht nur wegen ihren Einmeterundeinundsiebzig. Sie wirkt selbstständig, besitzt Humor und gibt gerne Kostproben ihrer Schlagfertigkeit.
Was sofort auffällt: Sie trägt heute wieder dasselbe Langarm-T-Shirt – weiß mit rosa Streifen – wie bei den Blind Auditions. In der ersten Folge trug sie lange Zöpfe. „Heute ist es ein Doppel-Dutt“, sagt sie lächelnd.
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„Red dir nichts ein“, die Zugabe aus den Blind Auditions, handelt von Menschen, die unter Depressionen leiden. Das wühlt die Community auf – und wirft immer wieder dieselbe Frage auf: Ist Rosalie etwa selbst depri? Leidet sie ebenfalls? Geht es ihr nicht gut? Schließlich könne man solch ein Lied nur komponieren, so der Einwand, wenn man es selbst erlebt habe. Doch sie schüttelt den Kopf, nimmt die Hände von den Tasten und stellt klar: „Nein, nein, nein, ich bin nicht depressiv!“
Der Text richte sich an Menschen, deren Seele leide. Und leider gebe es sehr viele davon. Die junge Singer-Songwriterin will ihr Lied eher als Mutmacher-Song verstanden wissen und auf das Thema aufmerksam machen. „Mir selber geht‘s sehr gut, ich habe keine Probleme.“
Rosalies Trip bei The Voice Kids geht weiter: Die Essenerin steht im Halbfinale
Selbst der Laie ahnt, dass in Rosalie viele Talente und Potenziale schlummern. „Sie ist ‚ne echte Rampensau und kommt richtig aus sich raus“, fügt Lisa Tümen, die Gesangslehrerin, hinzu. Und erzählt eine kleine Anekdote. Sie habe Rosalie aufgefordert zu rappen, doch diese habe die Achseln gezuckt. Balladen ja, Rap nein, habe sie erwidert. Doch schon nach kurzer Zeit habe sie drauflos gerappt. „Ihr Gesang und ihre Performance sind stimmig, besonders bei dem Rapsong „Ich hass dich‘“. Gemeint ist der Top-10-Hit, den Nina Chuba zusammen mit dem Rapper Chapo102 singt: eine aggressive Absage an Luxus, teure Autos und verwöhnte Oberschichten-Typen.
Es ist noch nicht lange her, da interessierte sich Rosalie fürs Reiten. Kein Wunder, schließlich ist ihre Mutter Reitlehrerin. Doch inzwischen dreht sich in ihrem Kosmos alles um die Musik. Sie tanzt gerne und schwärmt für K-Pop, spielt Gitarre und Klavier, schreibt alle zwei Wochen einen neuen Song. Ihr Vorbild? „Johannes Oerding“, erwidert sie spontan – und erwähnt „Heimat“. Die Gänsehaut-Ballade, bei dem der Sänger mit seiner Gitarre auf der Bühne steht und Tausende Handy-Lichter flackern. „Heimat“ ist auch der Song, mit dem sie am Freitagabend vor die Kameras trat.
Blind Auditions geschafft, die erste Battle gewonnen. Rosalies Trip bei den „Voice Kids“ geht weiter. Die Essenerin steht im Halbfinale. Zu sehen am 10. Mai. Es bleibt spannend.
„The Voice Kids“ wird immer freitags um 20.15 Uhr bei Sat.1 und vorab beim Streamingdienst Joyn plus ausgestrahlt.
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