Essen. Das Schauspiel Essen bekommt eine weitere Spielstätte in der Nordstadt. Politik sieht im neuen Standort Chancen. Was geplant ist.

Das Schauspiel Essen bekommt einen neuen Theaterstandort in der Nordstadt. So hat es der Rat der Stadt am Mittwoch, 24. April, mehrheitlich beschlossen. Der ehemalige Nachtclub „Naked“ an der Rottstraße 28 soll zu einem Ersatzspielort für die „Casa“ in der Theaterpassage umgebaut werden. Dort läuft die Nutzung im Sommer 2024 aus.

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Trotz des fast einstimmigen Lobs über den neuen Standort gab es aber auch einige kritische Töne. „Jetzt kommt etwas in die Spur, was schon lange in die Spur hätte kommen können“, bemängelte Hans-Peter Schöneweiß (FDP) die späte Reaktion auf eine schon länger bekannte Raumnot. Barbara Rörig, CDU-Ratsfrau und Aufsichtsratsvorsitzende der Theater und Philharmonie (TuP), lobt hingegen die zügige Lösungsfindung. „Nur durch die intensiven und genauen Vorbereitungen, bei denen alle Beteiligten Hand in Hand gearbeitet haben – vom baulichen Sachverstand bis hin zur künstlerischen Vision – konnte dieses schnelle und gute Ergebnis erreicht werden.“

Die Schaffung einer mittleren Spielstätte sei nicht nur wichtig für den Spielbetrieb der TuP, sondern sorge durch sein Platzangebot auch in der freien Szene für echten Mehrwert, findet Jutta Pentoch, kulturpolitische Sprecherin der SPD. Auch Grünen-Ratsfrau Tabea Buddeberg sieht in dem künftigen Bühnenstandort mit Platz für experimentelle und unkonventionelle Theaterformate viele Chancen. Der Standort an der Rottstraße in direkter Nachbarschaft zum GOP-Varieté ist nach ihrer Meinung durchaus optimal. „Ich glaube, dass die nördliche Innenstadt davon profitiert.“

Kritik am baulichen Zustand der Immobilie

Stefanie Brecklinghaus (AfD) sieht das anders. Sie bezeichnet die Nordstadt als „Angstraum“ und das „Naked“, Baujahr 1957, als Schrottimmobilie, die nun mit hohem finanziellen Einsatz instand gesetzt werden müsse.

Eine Machbarkeitsstudie kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass sich die einst auch mal als Varieté genutzte Immobilie gut für eine Theaternutzung eignet. Entsprechend dem politischen Beschluss soll das Gebäude nun von der Besitzerin Allbau umgebaut und dann mindestens für die nächsten 20 Jahre an die Theater und Philharmonie Essen (TuP)vermietet werden. Die derzeit kalkulierten Gesamtkosten für die kommenden 20 Jahre liegen bei 29,4 Millionen Euro. Die Politik hat sich dabei für das von der Verwaltung favorisierte Modell entschieden. Eine andere, von der TuP als durchaus vorteilhaft gesehene Variante, hätte den Ankauf und die Sanierung durch die Gemeinnützige Theater-Baugesellschaft (TBE) vorgesehen, wäre nach der derzeitigen Kostenkalkulation über die kommenden 20 Jahre allerdings um etwa 3,6 Millionen Euro teurer gekommen.

„Das ist im besten Sinne Bestandssicherung für unser Theater“

Bei den Intendantinnen des Schauspiels, Selen Kara und Christina Zintl, sorgt die Entscheidung für Erleichterung. Man freue sich ebenso wie TUP-Geschäftsführer Fritz Frömming über die zügige Beschlussfassung des Rates und die in Aussicht stehende neue Spielstätte, die laut aktuellem Stand voraussichtlich im Laufe der Spielzeit 2026/2027 fertiggestellt und in Betrieb genommen werden könnte, heißt es in einer Mitteilung der TuP. „Ich danke allen Beteiligten und freue mich, dass der Rat der Stadt Essen sich mit diesem Beschluss vehement hinter unser Schauspiel stellt. Das ist im besten Sinne Bestandssicherung für unser Theater“, so Frömming.

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