Essen. Nach der Einigung von CDU und Grünen folgte am Mittwoch auch der Rat dem Vorhaben, den Bau der Stadion-Ecken zu planen. So geht es jetzt weiter.

Die nächste Hürde auf dem Weg zu einem ausgebauten Stadion an der Hafenstraße, sie wurde dann doch mit größerer Leichtigkeit genommen, als anfangs vermutet: Nachdem sich CDU und Grüne zunächst intern geeinigt hatten, folgte der Stadtrat am Mittwochnachmittag einstimmig dem Vorhaben, den Lückenschluss der vier Stadion-Ecken bis zur Entwurfsplanung voranzutreiben. Den Auftrag dafür übernimmt die städtische Grundstücksverwaltung (GVE).

Stadion bekommt nicht nur vier Ecken, sondern auch 17 weitere Logen und ein größeres Eingangs-Foyer

In einer Machbarkeitsstudie der Projektentwicklungsfirma W+P sind die zentralen Eckpunkte des Projekts bereits skizziert: Vorgesehen ist eine auf mehr als 26.600 Zuschauer erhöhte Gesamtkapazität, die dank mobiler Sitze für internationale Spiele 20.000 Sitzplätze möglich macht. Zudem sind unter anderem 17 weitere Logen geplant, ein größeres Eingangsfoyer an der Haupttribüne, mehr Stellplätze und eine bessere technische Infrastruktur.

Im Zuge des Ecken-Ausbaus soll auch die Infrastruktur rund ums Stadion verbessert werden – Stellplätze inklusive.
Im Zuge des Ecken-Ausbaus soll auch die Infrastruktur rund ums Stadion verbessert werden – Stellplätze inklusive. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Einem Profiverein ein solches Investment zuzusagen, während viele andere Bauprojekte in der Stadt auf ihre Vollendung warten, damit hatten die Grünen zunächst Bauchschmerzen, forderten im Vorfeld gar einen sogenannten Ratsbürgerentscheid, bei dem die lokale Politik die Entscheidung den Bürgerinnen und Bürgern überlässt. Der allerdings wäre mit über einer Million Euro wohl genauso teuer gekommen wie die jetzt anstehende Planung, zudem fehlte erkennbar die für ein solches Verfahren erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit im Rat.

SPD nennt das geschnürte Sport-Paket „ein Dokument der absoluten Hilflosigkeit“

Infolgedessen einigten sich CDU und Grüne rechtzeitig vor der Ratssitzung auf ein ganzes Paket sportpolitischer Projekte, schnürte die Prüfung einer weiteren Neubau-Variante für die Eissporthalle und die Sanierung des Grugabads, mehr Lehrschwimmbecken und eine schnellere Turnhallen-Renovierung, Kunstrasen-Plätze und den Ausbau der Jedermann-Sportanlage Schillerwiese mit dem Stadion-Ausbau zusammen. „Ein Dokument der absoluten Hilflosigkeit“ befand SPD-Fraktionschef Ingo Vogel, weil damit der Eindruck erweckt werde, es müsse irgendetwas gerettet oder könne beschleunigt werden: „Dem ist aber gar nicht so.“

Bemerkenswert, sagt die SPD: Fürs Grugabad oder Theater und Philharmonie „waren offenbar keine Ratsbürgerentscheide notwendig“.
Bemerkenswert, sagt die SPD: Fürs Grugabad oder Theater und Philharmonie „waren offenbar keine Ratsbürgerentscheide notwendig“. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

CDU und Grüne hingegen feierten ihre Sport-Offensive als großen Wurf, als „Initiative, die allen Sportlerinnen und Sportlern zugute kommt“, wie CDU-Fraktionschef Fabian Schrumpf betonte. Währenddessen nahm Stephan Neumann, sein Gegenüber bei den Grünen, für seine Partei in Anspruch, die große Stadion-Debatte mit dem am Ende wieder einkassierten Ratsbürgerentscheid doch „erst angestoßen“ zu haben.

Die Grünen bleiben dabei: Planen heißt nicht unbedingt bauen, „es gibt da keinen Automatismus“

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Gleichwohl zeigte sich in der Ratsdebatte am Mittwoch deutlich: Die Grünen, die den Stadionbau – übrigens auch für eine Kapazität von 25.000 Zuschauern – vor eineinhalb Jahrzehnten mal mit beschlossen hatten, sie mussten diesmal zum Votum regelrecht getragen werden. Dass man jetzt Planungsgelder in einer Größenordnung von etwa 1,2 Millionen Euro freigebe, „das ist kein Vorgriff auf einen Baubeschluss“, ließ sich etwa Grünen-Ratsherr Ulrich Pabst vernehmen, „es gibt da keinen Automatismus“. Äußeres Zeichen eines nach wie vor ausgeprägten Misstrauens war der Umstand, dass man dies auch in einem zusätzlichen Antrag festzurrte. „Eine Selbstverständlichkeit“, spottete die SPD, gedacht zur „parteiinternen Beruhigung“.

In Treue fest: Laut „Kicker“ liegt Rot-Weiss Essen in dieser Saison beim Zuschauerschnitt auf dem dritten Platz der 3. Liga mit 16.506 Zuschauern pro Heimspiel.
In Treue fest: Laut „Kicker“ liegt Rot-Weiss Essen in dieser Saison beim Zuschauerschnitt auf dem dritten Platz der 3. Liga mit 16.506 Zuschauern pro Heimspiel. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann
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„Die Grünen mögen das Stadion nicht“, kritisierte denn auch die AfD, einen „charmanten Umarmungsbeschluss“ sahen die Linken. Und während die Grünen Skepsis dokumentierten, betonten die Christdemokraten, das Stadion stehe eben nicht in Konkurrenz zu irgendwelchen anderen Investitionen in der Stadt. Und dass sie dem Planungs- logischerweise auch irgendwann den Baubeschluss folgen lassen wollen: Den Lückenschluss der Stadion-Ecken zu planen, das sei „ein wichtiger Schritt in Richtung Ausbau“, meinte Schrumpf also, „aber nicht der letzte“.

CDU-Ratsherr Florian Fuchs: Dieser Ausbau „muss nicht das Ende der Fahnenstange sein“

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Und als Kai Hemsteeg vom Essener Bürger Bündnis (EBB) sich bei aller Freude über die Ausbaupläne mokierte, der „längst überfällige“ Stadion-Ausbau falle „leider eine Nummer zu klein aus“, wurde CDU-Ratskollege Florian Fuchs noch deutlicher: „Es hat keiner gesagt, dass dies das Ende der Fahnenstange sein muss.“ Möglicherweise rede man „in ein paar Jahren“ über einen weiteren Ausbau.

So soll es aussehen, wenn‘s fertig ist: das ausgebaute Stadion an der Hafenstraße in der Computer-Animation.
So soll es aussehen, wenn‘s fertig ist: das ausgebaute Stadion an der Hafenstraße in der Computer-Animation. © FFS | Ralph Rieger

Schritt für Schritt taste man sich eben vor, es gehe am Ende auch darum, dem Verein Rot-Weiss Essen „eine zusätzliche wirtschaftliche Perspektive“ zu geben. Die scheint immerhin aktuell gegeben: Wie der Verein am Dienstag bekanntgab, ist RWE in der anstehenden Saison sowohl in der 2. Bundesliga als auch der 3. Liga „ohne Bedingungen offiziell spielberechtigt“. DFL und DFB hätten nur einige wenige „unkritische“ Auflagen gemacht.

Der eigentliche Baubeschluss erfolgt erst 2025, der Ausbau erstreckt sich dann über zwei Spielzeiten

Jetzt aber wird erst einmal geplant. Der eigentliche Baubeschluss für den alles in allem knapp 27 Millionen Euro teuren Stadion-Ausbau („Da wird am Ende eine drei vorne stehen“, unkte Matthias Stadtmann von der PARTEI) soll nach einem bisher vorliegenden Zeitplan im kommenden Jahr erfolgen. Segnet der Rat den Ausbau dann ab, erstreckt sich dieser danach über zwei Spielzeiten bis zum Herbst 2026.

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