Essen. Matthias Glasner spricht in der Lichtburg über ein sehr persönliches Werk. Aus einem kleinen Film übers Sterben wurde der große Filmpreis-Favorit

Familie kann die Hölle sein - oder der Stoff für einen Ausnahmefilm wie „Sterben“. Das neue Werk von Matthias Glasner, der mit neun Nominierungen ins Rennen um den Deutschen Filmpreis geht, ist ein wuchtiges, schmerzliches, und berührendes Familiendrama, manchmal erschreckend hart und doch zutiefst sensibel, sogar komisch. Es handelt vom Leben und Sterben, von Tod und Geburt, von schmerzlicher Wut und tiefer Sehnsucht, von Eltern und ihren Kindern, fast drei Stunden lang. Nach der Uraufführung bei den Filmfestspielen von Berlin, wo Glasner den Silbernen Bären für das beste Drehbuch gewann, feierte der Film in der Essener Lichtburg jetzt seine NRW-Premiere.

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Die grandiosen Hauptdarsteller Corinna Harfouch, Ronald Zehrfeld, Lilith Stangenberger und Hans-Uwe Bauer, wurden auf dem Roten Teppich mit viel Applaus empfangen. Nur einer fehlte an diesem Abend: Lars Eidinger. Der, so ließ Glasner auf der Lichtburg-Bühne wissen, „dreht gerade mit George Clooney“.

Im Film geht er als Zahnarzt fremd: Schauspieler Ronald Zehrfeld bei der NRW-Premiere des Films „Sterben“ in Essen.
Im Film geht er als Zahnarzt fremd: Schauspieler Ronald Zehrfeld bei der NRW-Premiere des Films „Sterben“ in Essen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Mit Glasner haben Eidinger und seine Kollegen einen Film gedreht, der die sehr persönliche Handschrift des Regisseurs trägt. Eigentlich, berichtete Glasner beim Filmgespräch in der Lichtburg, „wollte ich nur einen kleinen Film über das Sterben meiner Mutter machen“. Corinna Harfouch, mit der Glasner schon mehrere Kinoprojekte realisiert hatte, war für ihn als Mutter gesetzt. Aber dann sei das Projekt gewachsen, nach dem Motto: „Wenn ich schon einen Film mache, den keiner sehen will, dann bin ich auch ganz frei.“

Und so hat Glasner ein bemerkenswertes Mammutwerk geschaffen, mit langen Einstellungen, und getragen von einem tiefen Wissen über die Dinge, die der Film mit intensiven Dialogen und langen Einstellungen mutig verhandelt. Es geht um die Demenz und Hilflosigkeit der Eltern, das Entrinnen familiärer Prägung, aber auch um den Rausch und das Ringen mit dem Leben und mit der Kunst.

Schnell noch ein Selfie mit der Schauspielerin Lilith Stangenberg bei der NRW-Premiere des Films „Sterben“ in Essen.
Schnell noch ein Selfie mit der Schauspielerin Lilith Stangenberg bei der NRW-Premiere des Films „Sterben“ in Essen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Lilith Stangenberger als fragile Tochter Ellen hat sich von diesem herausfordernden Werk genauso tief verschlingen lassen wie Hans-Uwe Bauer, der für seine Rolle als Parkinson-kranker Vater 13 Kilo abgenommen hat. Nachdem er Parkinson-Patienten in Pflegeheimen begegnet sei, habe er gewusst, dass er nicht anders kann, so Bauer. Auch Corinna Harfouch hat eigene Erfahrungen mit in den Film gebracht. „Bevor ich Schauspielerin wurde, habe ich Krankenschwester gelernt. Diese Körperdinge sind mir vertraut.“ Dass ihr auch die schwierigen Szenen leicht gefallen seien, habe vor allem aber an der besonderen „familiären Atmosphäre“ bei den Dreharbeiten gelegen. Familie kann eben auch etwas Gutes sein. Am 25. April kommt „Sterben“ offiziell in die Kinos.

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