Essen. Um Waldbrände effektiv bekämpfen zu können, haben Feuerwehr und „Grün und Gruga“ aufgerüstet - mit Wärmesensoren und geländegängigen Fahrzeugen
Angesichts des fortschreitenden Klimawandels mit trockenen und heißen Sommern wappnet sich die Essener Feuerwehr gemeinsam mit „Grün und Gruga“ vor einer steigenden Waldbrandgefahr. Technisch haben beide aufgerüstet.
Essens Feuerwehrchef Thomas Lembeck sieht die Rettungskräfte gegen Waldbrände gewappnet. „Unser Ziel ist es, den Wald zu schützen“, betont Lembeck, und nicht etwa Waldflächen kontrolliert niederbrennen zu lassen, sodass sich das Feuer nicht weiter ausdehnen kann. Warum, erklärt Feuerwehrsprecher Christian Schmücker hier im Video.
Sensoren messen im Wald über dem Baldeneysee Feuchtigkeit und Wärme
Dafür müssen die Kräfte schnell vor Ort sein. Im Idealfall noch bevor ein Feuer ausbricht. Helfen sollen dabei Wärmesensoren, die an Bäumen angebracht werden. Diese messen Feuchtigkeit und Temperatur im Wald und gleichen die erfassten Daten mit Referenzwerten ab, erläutert Roland Haering von „Grün und Gruga“. Meldet der Sensor, dass es zu trocken ist und die Waldbrandgefahr also steigt, rücken Mitarbeiter zu Streifengängen aus. Bislang ist ein Waldbrandsensor im Praxistest. „Wir üben noch“, sagt Haering.
Angebracht ist der Sensor oberhalb des Baldeneysees. Dort hatte es nahe der Korteklippe in den zurückliegenden Jahren mehrmals gebrannt. Bei dem Einsatz im Sommer 2020 dehnte sich das Feuer in dem aufgrund der steilen Hanglage schwer zugänglichen Gelände auf eine Fläche von 5000 Quadratmetern aus. Gelöscht wurden die Flammen auch mithilfe eines Hubschraubers, der Wasser aus dem Baldeneysee aufnahm und über dem Brandherd niederregnen ließ.
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Stationiert ist der Hubschrauber in Düsseldorf. Um im Falle eines Brandes auch jenseits befestigter Wege und Straßen möglichst schnell am Ort des Geschehens zu sein, verfügt die Feuerwehr seit diesem Jahr über zwei ATVs; die Abkürzung steht für „All-terrain vehicle“. Die geländegängigen Fahrzeuge waren bereits zwei Mal im Einsatz, weil Spaziergänger Hilfe benötigten.
Feuer wird an schwer zugänglichen Stellen zu Fuß bekämpft. Die Feuerwehrleute tragen das Löschwasser in 20-Liter-Rucksäcken mit sich. Um den Weg zu den Brandnestern freizuräumen, verfügt „Grün und Gruga“ neuerdings über eine ferngesteuerte „Fräsraupe“, die sich förmlich durchs Unterholz frisst und auch dafür sorgt, dass sich die Rettungskräfte zurückziehen können, sollte es im Ernstfall buchstäblich zu heiß werden.
Eine Herausforderung ist es, genügend Löschwasser in den Wald zu bringen
Eine Herausforderung ist es, im Wald genügend Wasser herbeizuschaffen. Die Feuerwehr verfügt über Faltbehälter mit einem Fassungsvermögen von je 10.000 Litern, „Grün und Gruga“ über einen umgebauten Güllefass-Anhänger. Eine leistungsstarke Pumpe sorgt für Nachschub aus dem Baldeneysee, 50.000 Liter fließen pro Minute durch die Schlauchleitung, die zuvor durch den Wald gelegt wurde.
Die Technik kam 2021 auch beim „Jahrhunderthochwasser“ zum Einsatz, damals um Wasser aus einer vollgelaufenen Tiefgarage abzupumpen. Auch darauf muss sich die Feuerwehr zunehmend einstellen: Zwischen einem Waldbrand und einem Hochwassereinsatz können nur Tage liegen.
Mit einer Leistungsshow demonstrierte die Feuerwehr Essen ihre Einsatzbereitschaft
Von der Einsatzbereitschaft konnten sich die Mitglieder des städtischen Ordnungsausschusses und des Ausschusses für „Grün und Gruga“ am vergangenen Freitag (12. April) an der Lanfermannfähre in Heisingen ein Bild machen, wo die Feuerwehr und „Grün und Gruga“ ihre Technik den politischen Entscheidungsträgern vorführten.
Damit die Übung nicht zum Ernstfall wird, ist das Rauchen in den Wäldern seit dem 1. März übrigens wieder verboten. Aktuell scheint die Waldbrandgefahr nicht akut zu sein. „Das kann sich innerhalb von 14 trockenen Tagen ändern“, warnt Feuerwehrchef Thomas Lembeck. Noch sind die Waldböden feucht. So feucht, dass bei der Leistungsshow ein Feuerwehr-Unimog nach wenigen Metern im Morast steckenblieb. Das nennt man wohl Vorführeffekt.
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