Essen. Um im Ernstfall rechtzeitig vor Ort zu sein, plant die Stadt eine neue Wache zwischen Werden und Kettwig - mitten im Landschaftsschutzgebiet
Es ist Feuer unterm Dach, im übertragenen Sinne: Weil Feuerwehr und Rettungsdienste nicht immer rechtzeitig am Ort des Geschehens sind, sucht die Stadt Essen dringend nach geeigneten Flächen für neue Feuerwachen. Im Essener Süden, wo der Handlungsdruck nach den Worten des städtischen Ordnungsdezernenten Christian Kromberg besonders groß ist, wurde die Planungsverwaltung nun fündig: Der Standort, den die Planer als „optimal geeignet“ einstufen, liegt an der Ruhrtalstraße zwischen Kettwig und Werden - mitten im Landschaftsschutzgebiet.
Im Brandschutzbedarfsplan der Stadt steht es schwarz auf weiß: Wollen die Rettungsdienste dem Anspruch genügen und innerhalb von acht Minuten am Einsatzort seien, müssen neue Feuerwachen her. Stadtweit sind es sieben an der Zahl. In Werden und Kettwig sei die Stadt aktuell von den beiden freiwilligen Feuerwehren abhängig, sagt Christian Kromberg. „Die machen einen tollen Job.“ Ein dauerhafter Ersatz könnten die Freiwilligen für die Berufsfeuerwehr aber nicht sein. Die rückt aus Rüttenscheid zu Einsätzen in Richtung Süden aus und braucht schnell länger als die angestrebten acht Minuten.
Die Feuerwache soll idealerweise zwischen Werden und Kettwig liegen
Die städtische Planungsverwaltung hat sich deshalb auf die Suche gemacht nach einer geeigneten Fläche für einen Neubau. Eine Fläche, die idealerweise zwischen Kettwig und Werden liegt, um beide Stadtteile möglichst schnell erreichen zu können. An der Ruhrtalstraße sind die Planer fündig geworden.
Dort haben sie ein Auge auf eine landwirtschaftliche Nutzfläche geworfen, gelegen zwischen einem einsamen Einfamilienhäuschen an der Ruhrtalstraße 118 und der nächsten Wohnbebauung in Richtung Werden. In ersten Gesprächen mit der Verwaltung habe der Eigentümer seine Bereitschaft erkennen lassen, seinen Grund und Boden an die Stadt zu verkaufen.
Die Feuerwehrkräfte für die neue Wache sollen an anderen Essener Standorten abgezogen werden
Das dürfte nicht überraschen, erhöht sich der Wert des in Rede stehenden Grundstücks durch das städtische Bauvorhaben doch um ein Vielfaches. Um es zu realisieren, müsste die Stadt zunächst einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufstellen. Die Verwaltung legt der Politik nahe, dem zuzustimmen.
Die Berufsfeuerwehr will auf dem Gelände eine sogenannte Grundschutzeinheit unterbringen, bestehend aus einem Löschfahrzeug, einer Drehleiter und einem Einsatzleitfahrzeug. Zehn Einsatzkräfte wären vor Ort. Hinzu käme ein Rettungswagen mit entsprechender Besatzung. Die Kräfte sollen von anderen Standorten der Berufsfeuerwehr abgezogen werden, und das „so schnell wie möglich“, sagt Kromberg.
Essens Ordnungsdezernent möchte die neue Feuerwache so schnell wie möglich eröffnen
Auf einen Zeitpunkt will sich der Ordnungsdezernent nicht festlegen. Und das offenbar aus gutem Grund. Ein Bebauungsplanverfahren braucht seine Zeit, Betroffene sind zu beteiligen. Mit Einsprüchen dürfte zu rechnen sein. Wer heute an der Ruhrtalstraße von Balkon, Garten oder Terrasse auf einen weiten Acker blickt, mag sich schwertun mit der Aussicht auf eine Feuerwache und Sirenengeheul. Auch wenn Christian Kromberg mit Nachdruck für den ausgeguckten Standort wirbt: Die neue Feuerwache komme der Bevölkerung zugute, erhöhe sie doch deren Sicherheit.
Gelöscht wären die Probleme der Stadt damit aber noch lange nicht. Sechs weitere Standorte werden gesucht. Auch weil Essen sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weiter verändern wird, durch die Erschließung von „Freiheit Emscher“, dem Stadtentwicklungsgebiet am Rhein-Herne-Kanal und durch „Essen 51“, das Stadtquartier, das die Thelen Gruppe im Kruppgürtel realisieren will. Um nur zwei Beispiele zu nennen.
Einige Flächen für weitere Feuerwachen hätten die Stadtplaner bereits im Auge, sagt Kromberg. Aber noch sei nichts spruchreif. Anders als an der Ruhrtalstraße, wo die Debatte gerade erst losgeht.
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