Essen-Kupferdreh. Die Geräte-Tauch-Gemeinschaft Essen wird 50 Jahre. Bevor faszinierende Welten erkundet werden, ist allerdings hartes Training angesagt.
Ringsherum nur Wasser. Je tiefer man taucht, desto ruhiger wird es. Ärger im Berufsleben oder private Sorgen? Alles verschwunden beim Tauchgang, so berichten es leidenschaftliche Taucher. Stattdessen Abenteuer, Adrenalin pur und die Faszination wunderschöner Unterwasserwelten. Die vor 50 Jahren gegründete Geräte-Tauch-Gemeinschaft Essen lebt diesen Traum. Der Verein bietet wöchentliches Training im Stadtbad Kupferdreh, Wintertauchen, Fackelschwimmen auf dem See, gemeinsame Tauchausflüge, aber auch Vereinsfahrten auf die Bahamas oder nach Ägypten.
Helmut Eulenbach war einer von zehn am Tauchsport Interessierten, die im Oktober 1974 auf eine Annonce in WAZ und NRZ reagiert und sich in der Bredeneyer Gaststätte „Stern“ eingefunden hatten. Von 1979 an war er 40 Jahre lang Clubchef und ist nun Ehrenvorsitzender: „1974 steckte der Tauchsport in den Kinderschuhen. Unsere Vorbilder waren Hans Hass und Jacques Cousteau, deren Fernsehfilme wir förmlich verschlangen.“
Schwerelosigkeit 40 Meter unter der Wasseroberfläche
Er selbst kam 1971 zum Tauchen: „Auf Teneriffa war das. Wir wollten nicht nur faul in der Sonne rumliegen. Da habe ich mit einem Freund den Tauchschein gemacht und war seitdem Feuer und Flamme. Meine Frau Renate hat ein Jahr später auf Gran Canaria ihren Tauchschein gemacht.“
Sein Tauchkollege Ronald Middendorp war als 18-Jähriger auf Mallorca zum Tauchen gekommen: „Da probierte ich es während einer Klassenfahrt mit Schnuppertauchen. Es hat mich sofort gepackt. Man kann erstaunlich weit gucken. Diese Stille, die Fische, die Schwerelosigkeit, es ist eine andere Welt. 40 Meter Wasser über dir. Das ist schon ein besonders Gefühl.“ Er zucke aber jedes Mal zusammen, wenn er von Unglücken höre: „In Jugoslawien war mal einer nicht wieder aufgetaucht. Ich habe selbstverständlich bei der Suche geholfen, aber inständig gehofft, dass nicht ausgerechnet ich ihn finde.“
Gerätetauchen sei nicht ohne Gefahren, sagt Helmut Eulenbach: „Aber wir gehen nie ins Wasser, ohne die Strecke zu kennen. Und niemand geht alleine tauchen.“ Selbstverständlich werde auch niemand „einfach so“ zum Tauchen mitgenommen: „Erst nach gründlicher Taucherausbildung, die im Verein viel intensiver ist als in einem Ferienclub. Wer bei uns das Tauchen lernen will, muss Zeit mitbringen.“ Ronald Middendorp ergänzt: „Man muss sich mit dem Wasser auseinandersetzen. Wie tief? Wie kalt? Gibt es Objekte unter Wasser?“
Die Tauchurlaube sind heute professionell durchorganisiert
Die erste Vereinsfahrt führte 1976 auf die Bahamas. Eulenbach muss lachen über die „alten“ Zeiten: „Ein Boot konnten wir uns vor Ort leihen, aber alles andere mussten wir mitbringen aus Deutschland. Vom Kompressor über Tauchgeräte bis hin zum Blei. Um nicht zu viel Übergewicht bezahlen zu müssen, haben wir uns im Flugzeug die Bleigürtel umgeschnallt und Lampen sowie Lungenautomaten im Handgepäck verstaut.“
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Heutzutage seien Tauchurlaube professionell durchorganisiert, aber damals habe das Hotel noch nie zuvor Taucher zu Gast gehabt. Sonst hätte man den Deutschen gewiss nicht erlaubt, ihre Drucklufttauchgeräte auf dem Hoteldach wieder aufzufüllen, mit einem Kompressor, der ganz schön viel „Radau“ machte.
Noch heute schwärmt Eulenbach von karibischen Unterwasserwelten: „Früher habe ich fotografiert und sogar gefilmt. Einmal ist mir die eigentlich wasserfeste Nikon-Kamera abgesoffen und war nicht mehr zu retten. Ein teurer Spaß.“ Heutzutage sei Ägypten erste Wahl: „Viereinhalb Stunden Flug und du tauchst ein in ein tropisches Meer. Ich schaffe das leider körperlich nicht mehr, aber am regelmäßigen Training nehme ich noch teil.“
Im Stadtbad Essen-Kupferdreh wird jeden Dienstag trainiert
Seit das Kupferdreher Bad gebaut wurde, übt man an der Schwermannstraße. Immer dienstagabends geht es in die „Tiefe“. Leider sehr spät, sodass es für Kinder und Jugendliche schwierig wird. Das funktioniere nur, wenn die Eltern auch im Verein seien. Mit 70 Mitgliedern sei man einer der großen von sechs Essener Tauchvereinen.
Party zum Jubiläum
Das wöchentliche Training findet jeden Dienstag von 20 bis 21.30 Uhr im Stadtbad Kupferdreh an der Schwermannstraße 45 statt.
Ronald Middendorp ist Teil des Festkomitees und berichtet von der großen 50-Jahre-Party, die am 19. Oktober am Kettwiger Kattenturm steigen wird. Wegen des Jubiläums pausiert in diesem Jahr das traditionelle Sommerfest, das sonst immer beim Fischereiverein in Heisingen gefeiert wird.
Weitere Infos rund um die Geräte-Tauch-Gemeinschaft Essen sind unter www.gtg-essen.de erhältlich
Sorgen bereite die Altersstruktur. Das jüngste der Mitglieder sei erst 14 Jahre alt, die meisten lägen aber deutlich im Ü50-Bereich. Ronald Middendorp zählt auch schon 69 Lenze. Eulenbach selbst wird bald 80. Vor drei Jahren seien glücklicherweise etliche Jüngere dazugekommen, die durch den sehr aktiven Tauchlehrer Patrick Hähnel zum Verein stießen: „Es müssen Jüngere dran. Das habe ich schon vor 20 Jahren gesagt. Raus aus den alten Gleisen. Neue Ideen. Das brauchen wir.“
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