Essen. Nach dem tödlichen Sturz eines Bochumers in einer Kletterhalle sieht die Polizei Essen weiter kein Fremdverschulden. Ermittlungen laufen noch.
Knapp zwei Wochen nach dem tödlichen Unfall in der Essener Kletterhalle „Neoliet Easy Climb“ hat die Polizei keine neuen Erkenntnisse. Am 29. März war ein 45-jähriger Lehrer aus Bochum, der als erfahrenerer Kletterer und Stammgast galt, abgestürzt und war später in einem Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen.
Die Polizei hatte schnell festgestellt, dass „ein Fremdverschulden ausgeschlossen werden kann“. Am Mittwoch (10. April) unterstrich ein Sprecher der Polizei, dass auch „ein technischer Defekt ausgeschlossen werden kann.“
Der Lehrer aus Bochumgalt in seiner Schule als sehr beliebt; sein plötzlicher Tod hat in Bochum stadtweite Betroffenheit und Trauer ausgelöst.
Team der Halle wendet sich in tiefem Mitgefühl an die Hinterbliebenen
Mehrere Tage lang hatte die Kletterhalle auf ihrer Homepage relativ ausführliche Informationen über den folgenschweren Zwischenfall verbreitet. „Unser tiefes Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen des Verstorbenen“, hieß es direkt nach dem Unglück.
Außerdem: „Er war unser langjähriger und sehr gut bekannter Kunde, so dass uns mit dieser Tragödie ein bisher unbekannt tiefer Schock ereilt hat.“
Die Neoliet-Kletterhalle bietet bis zu 16 Meter hohe Sportkletter- und Spaßwände, die Kletterer sind eigentlich gesichert. „Beim Easy Climb brauchst du keine Vorkenntnisse und keinen Sicherungspartner“, heißt es auf der Homepage. Die Halle arbeitet vielmehr mit einem Sicherungssystem und verspricht: „Überall automatisch gesichert.“
Dem Vernehmen nach hatte der 45-Jährige das Sicherungssystem nicht genutzt. Diese Angaben werden aber weder von Polizei noch dem Hallenbetreiber bestätigt.
Bereits vor fünf Jahren verunglückte ein Mann beim Klettern in der Halle schwer. „Wir werden nun Maßnahmen ergreifen und beispielsweise weitere Warnschilder aufhängen“, kündigte Geschäftsführer Guido Krautkrämer damals an. Das Sicherungssystem sei absolut sicher, aber in diesem Fall gar nicht angewendet worden.
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Auch zum aktuellen Unfall heißt es in der Neoliet-Mitteilung jetzt: „Unsere Sicherungs- und Sicherheitssysteme haben einwandfrei funktioniert, wurden aber nach bisherigem Erkenntnisstand nicht verwendet.“ So sei es wohl zu dem Sturz aus großer Höhe gekommen, „der trotz des sturzdämpfenden Bodens zu so schweren Verletzungen geführt hat, dass der Verunglückte im Krankenhaus verstorben ist“. Man danke den Rettungskräften, der Polizei, dem Seelsorger und den drei Mitarbeitern vor Ort, „die ihr Bestes gegeben haben“.
Weiter teilt der Betreiber mit, dass die Untersuchungen der Kriminalpolizei „kein Fremdverschulden“ festgestellt hätten. „Es bestehen aus Sicht der Behörden keine Bedenken gegen den Betrieb.“ Trotzdem werde die Kletterhalle über das Osterwochenende und am Ostermontag, 1. April, geschlossen bleiben, „um Ihnen bzw. euch, unseren Mitarbeitern und uns Zeit zu geben, uns hiermit auseinanderzusetzen“.
Die Essener Polizei bestätigt am Ostermontag (1. April): „Wir haben aktuell keine Hinweise auf ein Fremdverschulden.“ Die Ermittlungen der Kriminalpolizei liefen aber noch, sagt Polizeisprecher Hendrik Heyer. So stünden nun die Zeugenvernehmungen an, bei denen es darum gehen werde, was die in der Halle Anwesenden gesehen haben und wie es zu dem Unglück kommen konnte.
Eine vorläufige Befragung der Zeugen habe es bereits unmittelbar nach dem Absturz gegeben. Auch die Spurensicherung sei erfolgt, die Ergebnisse dokumentiert; daher müsse die Kletterhalle aus polizeilicher Sicht nicht geschlossen bleiben. „Die Öffnung hängt vom Hallenbetreiber ab.“
Die Geschäftsführung der Kletterhalle erklärt unterdessen, dass sie interessierten Bürgern für Fragen zur Sicherheit per Mail an guido@neoliet.de zur Verfügung stehe. Unter dieser Mail-Adresse könne man auch einen Termin (ab Montag, 1. April, 15 Uhr), vereinbaren, „wenn jemand gerne persönlich und vor Ort Fragen stellen oder sich austauschen möchte“.
Mitarbeitern vor Ort sei es dagegen nicht erlaubt, Auskünfte zu geben. Dabei gehe es nicht nur um eine professionelle Kommunikation und datenschutzrechtliche Fragen, sondern auch darum, „Mitarbeiter vor der Belastung, die solche Gespräche bedeuten können, zu bewahren“. Vor allem gelte es, die Hinterbliebenen, mit denen man in Kontakt stehe, zu schützen.
Inzwischen dankt der Betreiber auf der Homepage auch für die vielen freundlichen Worte der Anteilnahme und versichert, dass man sich weiter „maximal transparent“ zu dem Unfall äußern werde. „Wir haben nichts zu verheimlichen und kooperieren vollumfänglich mit den Behörden.“ Man müsse aber die Ergebnisse der Ermittlungen abwarten und könne nur veröffentlichen, „was gesichert ist oder was von anderer Stelle bestätigt wurde“.
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