Essen-Stoppenberg. Die Fußgängerbrücke über die Bahnstrecke wurde vor einigen Jahren abgerissen. Bezirksbürgermeister befürchtet Unfälle auf den Gleisen.

Auf dem Papier ist sie längst zu bewundern, doch ihr Bau lässt weiter auf sich warten: Eine neue Fußgängerbrücke über die Köln-Mindener-Bahnstrecke soll die Stadtteile Stoppenberg, Altenessen-Süd und Katernberg wieder miteinander verbinden. Doch es zeichnet sich ab, dass der Ersatz so bald nicht kommen wird.

„Die Leute sind abgeschnitten“, sagt Michael Zühlke, Bezirksbürgermeister für den Bezirk 6. „Kinder müssen weite Umwege zur Schule nehmen. Das darf so nicht sein!“

Auch eine andere Brücke über die Bahngleise im Essener Norden ist in schlechtem Zustand

Der Ratsbeschluss zur „Fußgängerüberführung Josef-Hoeren-Straße“ ist mittlerweile dreieinhalb Jahre alt. Die Vorgänger-Brücke aus den 1970er Jahren war 2020 aufgrund ihres maroden Zustands abgerissen worden. Schon damals war klar: Im näheren Umkreis gibt es keine alternative barrierefreie Querungsmöglichkeit.

Daher sei „zeitnah ein Ersatz zu schaffen“ hieß es dazu in der Vorlage. Eine andere, nicht barrierefreie Brücke, ebenfalls aus den 1970er Jahren, befindet sich etwa 300 Meter entfernt an der Rahmstraße. „Zum Glück gibt es diese Brücke noch“, sagt Uwe Kutzner, Vorsitzender der CDU Altenessen-Süd und Mitglied des städtischen Planungsausschusses.

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Für die neue Konstruktion entschied man sich 2020 für eine barrierefreie Rampenlösung. Entstehen sollte eine „attraktive Anbindung“ der Wohngebiete in Altenessen und Katernberg an die Innenstadt sowie eine Verbindung der Wohngebiete auf beiden Seiten der Bahnstrecke. Die Brücke sollte auch die Erreichbarkeit der Schulstandorte sicherstellen und dem Freizeitverkehr zu Fuß oder auf dem Fahrrad zugutekommen.

Europaweite Ausschreibung für Essener Brücke erforderlich

Die Planung sei „wunderbar, barrierearm“, sagt Zühlke, doch sie „vergammelt in der Schublade“. Dass sich im Hintergrund sehr wohl etwas tut, teilt Stadtsprecher Patrick Betthaus auf Anfrage mit: Derzeit sei das beauftragte Ingenieurbüro damit beschäftigt, die Ausführungsplanung fertigzustellen, was auch „nötige Fachplanungen, wie zum Beispiel die Beleuchtung und die Begrünung im entsprechenden Bereich“ umfasse.

Was für den Laien zunächst klingt, als sei ein baldiger Baustart zu erwarten, ist allerdings nur eine Vorbereitung der Vorbereitung: Sobald besagte Ausführungsplanungen abgeschlossen sind, steht ein Prüfverfahren an, an dem auch die Deutsche Bahn beteiligt sein wird. Erst dann können die sogenannten „Vergabeunterlagen“ für die Bauarbeiten erstellt werden.

Es folgt eine europaweite öffentliche Ausschreibung. Die sei ab einem Schwellenwert von aktuell 5,538 Millionen Euro verpflichtend, erläutert Patrick Betthaus. Zur Erinnerung: Die Kostenschätzung für das Gesamtprojekt lag im September 2020, als der Beschluss gefasst wurde, bei 7,3 Millionen Euro, davon sollten 1,06 Millionen Euro auf Planungskosten, 0,88 Millionen Euro auf Vorarbeitskosten, und 5,34 Millionen Euro auf die tatsächlichen Baukosten entfallen.

Ob diese Summe angesichts gestiegener Bau- und Materialkosten noch realistisch ist? Sobald die Vergabeunterlagen für den Baubeschluss erstellt würden, so Betthaus, würden auch die „Kosten entsprechend konkretisiert“. Mit dem Bau könne dann voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2025 begonnen werden. Sofern es keine weiteren Komplikationen gebe.

Bezirksbürgermeister befürchtet, dass viele Abkürzung über die Gleise nehmen könnten

Zühlke kritisiert die lange Dauer des Verfahrens. Er befürchtet, dass die fehlende Brücke immer öfter Menschen zum „illegalen Überqueren der Gleise“ veranlassen könnte. Stadtsprecher Patrick Betthaus verweist auf die Komplexität des Vorhabens: Brücken würden für eine Nutzungsdauer von 80 bis 100 Jahren konzipiert und sind „in der Regel Einzelstücke“. Zudem verursache ein höherer Abstimmungsbedarf eben längere Planungszeiten, in diesem Fall seien „planungsrechtliche und naturschutzrechtliche Fragestellungen“ und „Wechselwirkungen mit dem UNESCO-Welterbe Zollverein“ zu berücksichtigen gewesen. Zudem habe die städtische Projektleitung mehrfach gewechselt.

Auch Uwe Kutzer spricht von komplizierten Abstimmungen etwa mit der Bahn. Da entstehe schnell der Eindruck, dass sich über Jahre nichts tue. Umso schwerer sei es, das den Leuten zu erklären. Denn die werden sich noch eine ganze Weile gedulden müssen. In der ersten Jahreshälfte 2027 schließlich könnte die neue Brücke fertig sein, kündigt Patrick Betthaus an. Auch dies allerdings unter dem Vorbehalt, dass „der Bauverlauf ohne größere Komplikationen vonstattengeht“.

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