Essen-Kettwig. Lange waren die Pläne in der Pipeline, jetzt startet das Energieprojekt: Wie die Einspeiseanlage in Essen-Kettwig funktioniert.
Mit einem symbolischen Spatenstich haben die Stadtwerke Essen in der ersten Märzwoche den Startschuss zum Bau der ersten Biogaseinspeise-Anlage auf dem Gelände des Landwirts im Brahm in Kettwig gegeben. In einer Biogas-Aufbereitungsanlage stellt das Unternehmen BioEnergie Ruhrtal aus Rohbiogas künftig Biomethan her und speist aus Speiseresten gewonnenes Biomethan in das Netz der Stadtwerke ein.
„Wir sammeln die Speisereste in umliegenden Hotels und Restaurants ein, um daraus Biogas zu erzeugen“, erläutert Matthias im Brahm, Geschäftsführer der BioEnergie Ruhrtal. „Zusätzlich nutzen wir noch Pferde- und Schweinemist vom Bauernhof, um CO2-neutrales Biogas zu gewinnen“, so im Brahm weiter und erläutert: „Bereits jetzt betreiben wir mit unserem Biogas ein privates Nahwärmenetz, mit dem wir auch das Schlosshotel Hugenpoet versorgen.“
Das in Essen-Kettwig produzierte Biomethan hat nahezu Erdgasqualität
Sammlung, Aufbereitung, Vergärung und Verstromung: Der Kundenkreis des in den Kettwiger Ruhrauen beheimateten Recycling-Betriebs im Brahm reicht von Kleve bis Euskirchen, vom Kreis Heinsberg bis zum Oberbergischen Kreis. Mehr als 20 Jahre Erfahrung mit der Verwertung von Speiseresten, Fetten und Mist zu nützlichem Biogas stecken mittlerweile in dem Unternehmen, das Matthias’ Vater Einhart im Brahm aus dem einst rein landwirtschaftlichen Betrieb heraus entwickelt hat. Die Kettwiger produzieren mittlerweile derart viel Biogas, dass die Pläne zur Einspeisung in das städtische Netz bereits vor zwei Jahren bis zur Vertragsreife gediehen. Eine Realisierung wurde damals für das Jahr 2024 angepeilt – und jetzt ist es tatsächlich soweit.
Bevor das Biomethan jedoch ins öffentliche Versorgungsnetz eingespeist werden kann, muss es noch konditioniert werden. „Das von BioEnergie Ruhrtal aufbereitete Biomethan besteht zu 98 Prozent aus Methan und hat damit nahezu Erdgasqualität. Dieses übernehmen und konditionieren wir so, dass wir es in unser Erdgasnetz einspeisen können“, erklärt Dr. Frank Pieper, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Essen AG.
„Zunächst fügen wir dem Biogas Flüssiggas (LPG) hinzu, um den Brennwert zwischen Biogas und Erdgas anzugleichen“, so Pieper. Erst wenn das Biogas die gleiche Qualität wie Erdgas habe, könne es in das Erdgasnetz eingeleitet werden.
Elf Millionen kWh Biomethan fließen bald ins Essener Erdgasnetz
„Mit dem eingespeisten Biogas können wir rund 700 Wohneinheiten mit einem Verbrauch von 15.000 kWh im Jahr versorgen“, ergänzt Lars Martin Klieve, Vorstand der Stadtwerke Essen. Voraussichtlich im Sommer soll die neue Anlage in Betrieb gehen.
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Sowohl die Stadtwerke als auch die BioEnergie Ruhrtal investieren jeweils rund 2,5 Millionen Euro in ihre Anlagen. „Grundsätzlich begrüßen wir im Sinne der Energiewende den Anschluss von Biogasanlagen an das Netz“, berichtet Pieper. „Gemäß der Gasnetzzugangsverordnung sind wir als Gasnetzbetreiber verpflichtet, die Einspeisung von Biogas vorrangig zu ermöglichen. Während für die Einspeiser die Kosten gedeckelt sind, zahlen die Netzbetreiber allerdings oft das x-fache.“
Zwar sei dies hier nicht der Fall und in Essen sei auch nicht mit einer größeren Anzahl von Biogaseinspeisungen zu rechnen, deutschlandweit steigen die Anschlussbegehren derzeit allerdings rasant an, was an der auslaufenden EEG-Förderung vieler Biogasanlagen liege, erklärt Pieper. „Auf den Verordnungsgeber sehen wir daher Anpassungsbedarf zukommen.“
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