Essen. Zum 100-jährigen Jubiläum tut sich einiges im Grugapark. Der Wettbewerb für ein neues Eingangs- und Gastro-Gebäude nähert sich der heißen Phase.
- Grün und Gruga möchte die „Orangerie“ durch einen Neubau ersetzen
- Ein Architektenwettbewerb stößt auf große Resonanz
- Die Stadt stellt höhe Erwartungen an die Entwürfe
- Lesen Sie auch: Eintrittspreise und Veranstaltungen im Grugapark
Im Jahr 2029 feiert der Grugapark sein 100-jähriges Bestehen, bevor es so weit ist, sollen einige Bereiche der weitläufigen Parkanlage unter Denkmalschutz gestellt werden: die Dahlienarena, die Farbenterrassen und der Botanische Garten, kündigt Essens Umweltdezernentin Simone Raskob an. Die „Orangerie“ wird nicht dazu gehören, der Abriss des Glasbaus aus den 1980er Jahren ist schon länger beschlossene Sache. Was den geplanten Neubau betrifft, ist die Stadt jetzt einen Schritt weitergekommen.
Wie der Neubau aussehen wird, entscheidet eine Jury im Juni dieses Jahres. Der Wettbewerb, den die Stadt Essen für die Gestaltung eines neuen „Eingangs- und Gastronomiegebäudes“ ausgelobt hat, nähert sich seiner heißen Phase. 121 Planungs- und Architekturbüros hatten in einer europaweiten Ausschreibung ihr Interesse bekundet, daran teilzunehmen. „Das hat uns überrascht“, räumt Simone Raskob, mit einer derart großen Resonanz hatte die Stadt nicht gerechnet. Aber augenscheinlich verfügt der Grugapark über eine Strahlkraft, die weit über Essen hinausreicht.
Der Neubau im Grugapark wird deutlich teurer als zunächst veranschlagt
Aus den 121 Interessenten wurden acht Büros ausgelost, weitere vier waren schon vor der Auslobung gesetzt, um sicherzustellen, dass der erwartete Standard an das zu bauende Gebäude auch erfüllt wird. So wird die Jury die Wahl haben aus zwölf Wettbewerbsbeiträgen. „Auch wir sind sehr gespannt“, sagt Simone Raskob.
Fest steht: Mit dem „Orangerie“-Gebäude wird auch deren Name verschwinden. Denn damit verbinde man eben jene gläsernen Pavillons, die auch aus energetischen Gründen als nicht mehr zeitgemäß gelten. Im Sommer heizt die Sonne den Glasbau auf, dass es einem Schweißperlen auf die Stirn treibt, im Winter bullert die Heizung. Die „Orangerie“ zu sanieren und weiterzubetreiben wäre unwirtschaftlich; zu diesem Ergebnis kam eine Machbarkeitsstudie 2021. Jetzt macht die Stadt Nägel mit Köpfen.
Der Wettbewerb
Für den Wettbewerb zur Gestaltung eines neuen Eingangs- und Gastronomiegebäudes im Grugapark lobt die Stadt Essen Preisgelder in Höhe von insgesamt 105.000 Euro aus. Dem Siegerentwurf winken 40.000 Euro, der Zeitplatzierte erhält 30.000 Euro, der Drittplatzierte 20.000 Euro. Ingesamt zwölf Büros wurden zur Teilnahme eingeladen. Die Preissgelder sind in den veranschlagten Gesamtkosten in Höhe von 15,7 Millionen Euro für einen Neubau enthalten.
15,7 Millionen Euro veranschlagt Grün und Gruga für den Neubau laut einer im Februar vergangenen Jahres erstellten Kostenschätzung. Zuvor war von 9,4 Millionen Euro die Rede. Es wird also deutlich teurer, wobei Raskob betont, dass schon länger ein zweistelliger Millionenbetrag feststand, die allgemeine Erhöhung kam dann noch oben drauf.
Das neue Gebäude soll höchsten Öko-Standards genügen
Dafür wird ein Gebäude verlangt, das modernen Ansprüchen an nachhaltiges Bauen genügt. Als Bauherr strebt Grün und Gruga einen so genannten Gold- oder gar Platinstandard an, die die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen für herausragende Bauten vergibt. „Das wird zwar teurer beim Bauen, aber billiger beim Betrieb“, so Raskob, der ein Haus vorschwebt, das mehr Energie erzeugt als es im Betrieb verbraucht. Der Aufwand ist laut Raskob schon deshalb gerechtfertigt, da der Grugapark sich künftig als „Präsentationsplattform für Klimafragen“ profilieren soll.
In den Park muss sich der Neubau selbstredend einpassen, zumal es sich bei der Grünanlage planungsrechtlich um ein Landschaftsschutzgebiet handelt. Mehr als zwölf Meter in der Höhe darf das Bauwerk nicht überrschreiten. Unangetastet bleibt der rechteckige Funktionsbau aus den 1960er Jahren, der sich an die achteckigen Pavillons anschließt. Einst beherbergte er Krokodile, Schlangen und andere Exoten, wie sich Ältere erinnern werden. Seit längerem wird es von der Parkverwaltung und von der „Schule Natur“ genutzt.
Die Modelleisenbahn-Landschaft „Oktorail“, die eigentlich bereits Ende 2023 die Orangerie verlassen sollte, bleibt nun längstens bis Ende 2024, kündigt Melanie Ihlenfeld, Leiterin von Grün und Gruga an. Danach sollen dann endgültig die Abrissarbeiten beginnen. Wo es den Betreiber des Oktorail dann hinzieht, sei noch unklar.
Mit der „Orangerie“ verschwindet auch der Name, ein neuer soll noch gesucht werden
Genauso wichtig wie das neue Gebäude an sich sei der Stadt die Gestaltung des Eingangsbereichs zum Grugapark, betont Simone Raskob. Der hat heute Charakter und Funktion eines Nebeneingangs. Nicht nur das: Die „Orangerie“ liegt unmittelbar an der viel befahrenen Gruga-Trasse, auf der heute schon viele Radfahrer und Spaziergänger unterwegs sind. Besucher des Grugaparks und Radfahrer kommen sich somit leicht in die Quere. Diesen Konflikt gilt es für die Planer zu lösen.
Der Titel des Wettbewerbes sei übrigens bewusst sehr sachlich gewählt worden, sagt Simone Raskob. Tatsächlich dürfte der Hinweis auf ein „Eingangs- und Gastronomiegebäude“ allein die Fantasie noch nicht beflügeln. Apropos Fantasie: Auch ein neuer Name soll womöglich gesucht werden, sagt Melanie Ihlenfeld und legt die Messlatte für die Architekten gleich ein wenig höher: „Wir wollen einen Ort, mit dem sich die Essenerinnen und Essener identifizieren.“ 2028, ein Jahr vor dem Jubiläum, soll der Neubau stehen.
Und apropos Neubau: An einer anderen Stelle des Parks, am Bauernhof mit seiner Tierhaltung in der Nähe des Eingangs Grugabad, sollen nun endlich auch die Bauarbeiten für ein neues Café-Gebäude beginnen. „In der zweiten Jahreshälfte 2024“, so Raskob sei der Start terminiert. Auch hier hat sich der Grugapark bauliches und technisches Niveau vorgenommen und will rund zwei Millionen Euro ausgeben. (mit F.S.)
[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]