Essen. Die Klasse 8b der Realschule Bertha-Krupp hat einen Preis gewonnen. Im Sommer fährt die ganze Klasse in die Hauptstadt.

Große Freude herrschte unter den Schülerinnen und Schüler der Klasse 8b der Bertha-Krupp-Realschule in Frohnhausen, als sie mitten im Unterricht den Anruf erhielten, dass sie 10.000 Euro von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gewonnen haben. Mit dem Geld werden sie im kommenden Schuljahr 2024/25 vom 30. September bis 3. Oktober nach Berlin fahren.

Vor einem halben Jahr erfuhr ihre Klassenlehrerin Stephanie Weiermann von dem Programm der Stiftung. Sie meldete ihre Klasse dort an. Am 26. September wäre der ehemalige Vorsitzende der Stiftung, Berthold Beitz, 110 Jahre alt geworden. Um sein Leben und Wirken zu würdigen, wurde das Projekt von der Stiftung ins Leben gerufen. Berthold Beitz rettete im zweiten Weltkrieg hunderten jüdischen Menschen das Leben, dafür bekam er im Jahr 1973 in der israelischen Gedenkstätte den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen.

Einige kreierten einen Comic, andere kochten etwas Jüdisches

Das neu aufgelegte Programm soll zum historischen Bewusstsein der Schüler beitragen und für die deutsch-jüdische Geschichte sensibilisieren. Die Aufgabe an die Schüler der Realschule bestand demnach darin, sich mit dem Leben und Wirken von Berthold Beitz auseinanderzusetzen und dies zu dokumentieren.

„Ich war direkt begeistert“, meint Schüler Isa, als er von dem Projekt erfuhr. Eine Vorgabe für die Ausarbeitung bekamen die Schüler auch: „Wir sollen kreativ sein, hat uns die Lehrerin gesagt“, berichtet Youssef. Dann fing die Arbeit der Schüler an, doch die Zeit dafür nahmen sie sich nicht in der Schule, sondern „wir haben zu Hause freiwillig an dem Projekt gearbeitet.“, sagt Schülerin Dascha.

Die Dokumentation über Berthold Beitz erstellten die Schüler auf unterschiedlichster Weise. Schüler Ahamad und Kerem erstellten zusammen ein Comic über sein Leben und teilten sich dabei die Arbeit auf, während der eine visuell das Buch gestaltete, schrieb der andere dazu den Text: „Ich habe die Bilder gemalt, Kerem hat den Text dazugeschrieben und daraus ist dann unser Comic geworden“, sagt Ahamad.

Eine Schülerin hat einen neuen Grabstein als Miniatur gebastelt

Die Klasse 8b der Bertha-Krupp-Realschule hat 10.000 Euro gewonnen.
Die Klasse 8b der Bertha-Krupp-Realschule hat 10.000 Euro gewonnen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Schülerin Ugne wollte Berthold Beitz mit ihrem Bastelprojekt eine Ehre erweisen, für sie sei sein Grabstein „zu trostlos“ für so „eine große Tat“ und entschied sich deshalb, ein kleines Grab aus Kunstglas, Steinen und Schneckenhäuser zu basteln.

Einige Schüler setzten sich auch mit dem Judentum auseinander und lernten so, jüdische Gerichte zu kochen. Schülerin Wiolin berichtet, dass sie jüdisches Essen zu Hause vorbereitet habe und Gerichte wie Hummus, welches aus pürierten Kichererbsen besteht, und Hamantaschen, ein süßes Gebäck, in die Schule brachte.

Gern gelesen in Essen

Auch jüdische Symbole bastelten die Schüler, so entstand zum Beispiel der siebenarmige Kronleuchter, dessen Kerzen in regenbogenfarben sind. „Die Kerzen des Kornleuchters haben wir mit Farben angemalt. Auf jeder Kerze stehen Werte wie Gleichberechtigung und Vielfalt“, sagt Schülerin Dascha.

Vier Tage Berlin mit Museumsbesuchen und Übernachtungen in der Jugendherberge

Die Projekte reichten sie zusammen mit drei Motivationssätzen von der Lehrerin Stephanie Weiermann bei der Stadt Essen ein. Die Lehrerin hob hier hervor, dass sie eine Schule ohne Rassismus seien, in der Antisemitismus kein Raum finde. Außerdem haben viele Schüler nicht die finanziellen Mittel, um sich eine Fahrt nach Berlin leisten zu können.

Nach drei Monaten erhielten sie die Antwort, dass sie von der Stiftung ausgelost wurden und mit einem Preis von 10.000 Euro für vier Tage mit dem ICE nach Berlin fahren können. Die 8b der Krupp-Realschule ist eine von mehreren Klassen, denen der Preis zuteil wurde. Dabei umfasst die Förderung An- und Abreise, die Verpflegung und die Eintrittsgelder in die Museen. In Berlin werden sie jüdische Erinnerungsorte wie die „Topografie des Terrors“ oder das Haus der Geschichte besuchen. Auch hier in Essen ist ein Besuch im Essener Stadtarchiv und in der Synagoge vorgesehen. Auf die Klassenfahrt freuen sich die Schüler schon jetzt, denn bisher haben nur vereinzelte die Hauptstadt besucht. Die Fahrt der Klasse wird auf der Homepage der Schule dokumentiert.

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