Essen. Die normalen Rettungswagen der Feuerwehr können keine Patienten transportieren, die extrem dick sind. Nun werden Millionen investiert.
Weil immer mehr Bürgerinnen und Bürger stark übergewichtig sind, schafft die Essener Feuerwehr drei neue Rettungswagen an, die ausgerichtet sind für besonders schwere Patientinnen und Patienten. Das geht aus einer Vorlage hervor, die Mitte März der Rat der Stadt absegnen muss.
Für insgesamt knapp 3,1 Millionen Euro werden drei so genannte „Intensiv-“ und „Schwerlast-Rettungswagen“ sowie zwei normale Einsatzleitwagen angeschafft. Die Autos werden frühestens Ende 2026 zur Verfügung stehen, schätzt Christian Schmücker, der Sprecher der Feuerwehr. „Wir gehen von einer Lieferzeit von mindestens zwei Jahren aus.“
Bislang verfügt die Feuerwehr nur über ein solches Spezial-Fahrzeug, das Patienten transportieren kann, die mehr als 200 Kilogramm auf die Waage bringen. Und das, obwohl im letzten Kalenderjahr genau 860 solcher Einsätze verzeichnet wurden, in denen ein „Intensiv-“ oder „Schwerlast-Rettungswagen“ erforderlich war. Das Auto war also, statistisch gesehen, mehr als zweimal täglich im Einsatz. Mit „Intensiv“-Transporten sind medizinisch aufwändige Fahrten gemeint, in denen Patientinnen und Patienten, die von Maschinen versorgt werden müssen, von einem ins andere Krankenhaus verlegt werden. Also Fahrten, die sorgfältig vorbereitet und abgewickelt werden müssen.
Die Feuerwehr Essen hat 27 normale Rettungsfahrzeuge
Die Rettungswagen für Adipositas-Patienten haben einen wesentlich breiteren und geräumigeren Aufbau als reguläre Rettungsfahrzeuge. Allein die Trage, die in den 27 normalen Rettungsfahrzeugen der Feuerwehr installiert ist, kann nur Patientinnen und Patienten befördern, die maximal 190 Kilogramm schwer sind. Die wesentlich breiteren Tragen in den Schwerlast-Rettungswagen können ein Vielfaches aushalten. Spezielle Schwerlast-Transportwagen haben an ihrem Heck außerdem eine elektrische Hebebühne, ähnlich wie bei Möbeltransportern. Die höhenverstellbare Hebebühne erspart den Rettungskräften, selbst und mit eigener Kraft die beladenen Tragen in das Fahrzeug zu wuchten.
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Dass die Feuerwehr Essen zu wenige passende Rettungsfahrzeuge hat, wurde erstmals deutlich, als ein externes Gutachterbüro vor etwa einem Jahr feststellte, dass stadtweit eine „eklatante Schutzzielunterschreitung“ vorliegt, was die Rettungsfahrten angeht. Das liegt daran, dass die Zahl der Rettungsfahrten in den vergangenen zehn Jahren um rund 40 Prozent zugenommen hat, obwohl die Zahl der Fahrzeuge in diesem Zeitraum fast gleich geblieben ist. Konkret: 90 Prozent der Fahrten kommen erst nach elf Minuten am Ziel an, obwohl in Großstädten wie Essen die Zeit von acht Minuten nicht überschritten werden sollte. Außerdem habe Essen eine ungewöhnlich hohe Dichte an Krankenhäusern, die grundsätzlich viele Fahrten nötig machten, also Verlegungen von Patienten zwischen den Krankenhäusern. Die massiv gewachsene Zahl an Rettungsfahrten habe auch mit erhöhtem Missbrauch der Telefonnummer 112 zu tun – häufig würde der Notarzt gerufen auch in Fällen, in denen jener gar nichts ausrichten könne.
Neulich wurde es eng bei drei Feueralarmen gleichzeitig
Wenn die neuen Autos da sind, sollen sie „strategisch gut“ im Stadtgebiet auf den einzelnen Wachen verteilt werden, kündigt Christian Schmücker an. Auch umliegenden, kleineren Kommunen soll mit den neuen Spezialfahrzeugen im Notfall ausgeholfen werden.
Wie dünn die technische Ausstattung der Essener Feuerwehr mit ihren Fahrzeugen mittlerweile geworden ist, wurde zuletzt am 11. Februar deutlich: Da gab es drei Feueralarme fast gleichzeitig im Stadtgebiet – alle Brände waren eigentlich harmlos, es gab auch keine Verletzten. Doch die Feuerwehr hatte während der Einsätze so gut wie alle Löschfahrzeuge im Einsatz, und für einen Einsatz in Kettwig musste extra ein Auto aus dem Essener Norden in den Süden fahren. Dass dabei im Zweifel zu viele wertvolle Minuten vergehen und die Folgen schwerwiegend sein können, liegt auf der Hand.
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