Essen. Die Straßenbahn kehrt 2026 als Ost-West-Verbindung zurück in die Innenstadt. Wann fährt sie auch bis zum Stadion an der Hafenstraße?

Nein, ein schlechtes Omen soll es nicht sein. Und wie sagt doch der Volksmund: Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Just an diesem Donnerstag, an dem bei der Ruhrbahn alle Räder still stehen, weil die Gewerkschaft Verdi zum Warnstreik aufgerufen hat, feierte die Stadt Essen den symbolischen ersten Spatenstich für die Citybahn.

So heißt die neue Straßenbahnlinie, die von Osten nach Westen gleich mehrere Stadtteile miteinander verbinden wird - vom Betriebshof Stadtmitte der Ruhrbahn im Ostviertel über die Innenstadt und das Westviertel bis zum Stadtquartier Essen 51 und weiter nach Bergeborbeck.

Das unterirdische Netz der Ruhrbahn in Essen kann keine weitere Linien mehr aufnehmen

Diesen Linienweg soll die Citybahn fahren. Entlang der 5,5 Kilometer langen Strecke gibt es elf Haltestellen.
Diesen Linienweg soll die Citybahn fahren. Entlang der 5,5 Kilometer langen Strecke gibt es elf Haltestellen. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Es ist eines der Projekte, die gerne als „Meilenstein“ oder als „Leuchtturmprojekt“ beschrieben werden. Immerhin handelt es sich bei der Citybahn um das aktuell größte Straßenbahn-Bauprojekt in NRW. Für Pathos unter den geladenen Gästen sorgte jeodoch allein Oliver Wittke, ehemals Landesverkehrsminister und heute Vorstandssprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr. Die Citybahn sei „Reparatur und Aufbruch zugleich“.

Mit dem Bau der oberirdischen Straßenbahnlinie mache die Stadt Essen „die Fehler der Vergangenheit wett“, sagte Wittke in Anspielung auf die 1970er Jahre, als die Straßenbahn in den Untergrund verbannt wurde, um an der Oberfläche mehr Platz für Autos zu schaffen.

An der Hollestraße sind die Bauarbeiten für die Citybahn bereits im Gange. Anfang April soll das erste Stück Gleis verlegt werden.
An der Hollestraße sind die Bauarbeiten für die Citybahn bereits im Gange. Anfang April soll das erste Stück Gleis verlegt werden. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Für Essens öffentlichen Personen-Nahverkehr ist die U-Bahn längst unverzichtbar. Weil die U-Bahntunnel aber keine weiteren Linien mehr aufnehmen können, die Stadt den ÖPNV aber ausbauen möchte, rollt die Tram von Osten kommend bald am Hauptbahnhof vorbei.

Mit der Citybahn will die Stadt Essen den ÖPNV-Anteil von 19 auf 21 Prozent steigern

Peter Valerius, Bezirksbürgermeister für den Stadtbezirk I, freute sich vor allem für die Bewohner von Huttrop, denn die erhalten einen direkten Straßenbahnanschluss an die Innenstadt: „Das ist ein guter Tag für Huttrop.“

In dieser Bildmontage der Ruhrbahn fährt die Citybahn bereits am Haus der Technik und am Handelshof vorbei.
In dieser Bildmontage der Ruhrbahn fährt die Citybahn bereits am Haus der Technik und am Handelshof vorbei. © Ruhrbahn | Ruhrbahn

Die Stadt setzt darauf, dass nicht nur in Huttrop viele ihr Auto stehen lassen und stattdessen die Citybahn nutzen. Mit Inbetriebnahme der neuen Straßenbahnlinie wird der Anteil des ÖPNV von derzeit 19 Prozent auf 21 Prozent steigen, rechnete Essens Verkehrs- und Umweltdezernentin Simone Raskob vor. Damit komme Essen dem selbstgesteckten Ziel ein gutes Stück näher; 2035 sollen die Essenerinnen und Essener 25 Prozent ihrer Wege mit Bus oder Bahn zurücklegen.

Erst mit dem Bau der U-Bahn verschwand die Straßenbahn aus der Innenstadt. Mit der Citybahn kehrt sie nun zurück.
 
Erst mit dem Bau der U-Bahn verschwand die Straßenbahn aus der Innenstadt. Mit der Citybahn kehrt sie nun zurück.   © WAZ | Essen wie es früher einmal wahr

180 Millionen Euro wird die Citybahn laut Kalkulation der Ruhrbahn kosten. 95 Prozent davon übernehmen Bund und Land. Die Bauarbeiten sind bereits in vollem Gange. Das erste Gleisstück ist bereits Anfang April auf der Hollestraße zwischen Hauptbahnhof und Haus der Technik verlegt werden. Wie im Video zu sehen ist. Genau dort entsteht eine neue Haltestelle. Weil es dort in Zukunft eng zugehen wird, bleibt die Hollestraße für den Autoverkehr gesperrt, nur Taxis und Anlieger werden davon ausgenommen. Die Citybahn soll Vorrang haben, auch auf der Hachestraße, wo es keinen eigenen Gleiskörper geben wird.

Noch steht nicht fest, wann die Citybahn durch das Stadtentwicklungsgebiet Essen 51 fährt

Sie feierten den symbolischen ersten Spatenstich für Essens Citybahn: Umwelt- und Verkehrsdezernentin Simone Raskob, Ruhrbahnvorstand Michael Feller, Oberbürgermeister Thomas Kufen, Oliver Wittke (VRR), Udo Sieverding, Abteilungsleiter im NRW-Verkehrsministerium und Thomas Schürmann von der Bezirksregierung Düsseldorf (v.l).
Sie feierten den symbolischen ersten Spatenstich für Essens Citybahn: Umwelt- und Verkehrsdezernentin Simone Raskob, Ruhrbahnvorstand Michael Feller, Oberbürgermeister Thomas Kufen, Oliver Wittke (VRR), Udo Sieverding, Abteilungsleiter im NRW-Verkehrsministerium und Thomas Schürmann von der Bezirksregierung Düsseldorf (v.l). © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

2026 soll die neue Straßenbahntrasse eröffnet werden. Allerdings fährt die Citybahn dann zunächst maixmal bis zum Krupp-Park am Berthold-Beitz-Boulevard. Ein Betriebskonzept für die Strecke wird laut Ruhrbahn erst noch erstellt. Wann die Trasse verlängert wird in Richtung Bergeborbeck, hängt davon ab, wie es mit dem Stadtquartier Essen 51 weitergeht, das die Thelen Gruppe im Krupp-Gürtel errichten will. Besonders eilig scheint es der Bauherr nicht zu haben. Thelen müsse das Gleisbett für die Citybahn bereitstellen, heißt es vonseiten der Ruhrbahn. Der Bau der Trasse wäre dann ein Klacks. „Wir rechnen mit 2027“, sagt Ruhrbahn-Projektleiter Sebastian Brandenbusch.

Oberbürgermeister Thomas Kufen denkt schon weiter: „Es muss möglich sein, mit der Straßenbahn zur Hafenstraße zu fahren“, sagte Kufen, der selbst Mitglied von Rot-Weiss Essen ist, mit einem Augenzwinkern. „Das ist der geheime Plan.“

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