Essen-Kray. Spielplätze im Blick halten, Missstände melden, kreative Ideen einbringen: Deshalb werden Essener Spielplatzpaten gebraucht.

Der Spielplatz im Südpark Kray bietet auf 3500 Quadratmetern Fläche so ziemlich alles, was man sich wünscht: Einen Kleinkinderbereich mit Rutschen, Wippe, Schaukel und Sandkasten. Etwas abseits Tischtennisplatten und ein riesiges Klettergerüst für die größeren Kinder. Soeben spielt dort eine Gruppe Kinder, liebevoll beobachten drei Frauen das ausgelassene Treiben: „Im Sommer ist es hier richtig voll. Der Spielplatz ist klasse.“ Doch eines fehlt ihm noch: Menschen, die sich um ihn kümmern. Seit über 30 Jahren sind solche „Spielplatzpatenschaften“ der Renner in Essen.

Ein engagiertes Trio wurde von der Bezirksvertretung 7 damit beauftragt, sich um die Kinder und Jugendlichen des Bezirkes zu kümmern. Christine Müller-Hechfellner hält fest: „Wir haben so viele Kinder im Bezirk, da freuen wir uns über jeden Spielplatz, der Paten hat. Die sind nämlich besser gepflegt. Da hilft der kurze Draht zu Grün und Gruga ungemein.“

In dem Essener Bezirk gibt es 27 Spielplätze mit Paten

Michaela Heuser legt nach: „27 Spielplätze im Bezirk haben bereits engagierte Paten. Aber 22 wären noch zu haben. Man muss keine Angst vor der Verantwortung haben. Es geht ja nicht um persönliche Haftung, es geht um kurze Wege. Um Anmerkungen, Mängel, kreative Ideen. Trauen Sie sich.“

Pia Farysch hat ihre Tochter mitgebracht, die gleich mal den Spielplatz testet: „Uns war zum Beispiel der Spielplatz Steeler Bergstraße negativ aufgefallen, während der keine 300 Meter entfernte Spielplatz Hellweg immer super gepflegt aussah. Der hat engagierte Paten. Da sieht man den Unterschied. Aber an der Steeler Bergstraße hat sich jetzt doch was getan.“

Der Spielplatz im Südpark Kray hat insgesamt rund 3500 Quadratmeter Fläche.
Der Spielplatz im Südpark Kray hat insgesamt rund 3500 Quadratmeter Fläche. © Daniel Henschke

Matthias Weise von Grün und Gruga ist für die 192 im Bereich Südost liegenden Spielplätze zuständig und erklärt, die Stadt habe im Rahmen der Spielraumleitplanung eine Prioritätenliste, die nach und nach abgearbeitet werde: „Also war irgendwann auch der Spielplatz Steeler Bergstraße an der Reihe. Da wurde aber nie Bedarf angemeldet. Sonst wären wir viel eher tätig geworden.“

Die Stadt Essen bietet derzeit Kindern und Jugendlichen 422 öffentliche Spielplätze mit altersgerechten Spielangeboten. Alle unter https://geoportal.essen.de/spielplatz zu finden. Zuständig für die Betreuung von derzeit 255 Spielplatzpatenschaften sind Alina Bölling und Vanessa Lemke vom Kinderbüro der Stadt Essen. Sie übernehmen zum Beispiel die Antragstellung zum polizeilichen Führungszeugnis. Denn das zählt zu den qualitativen Standards der Kinderschutzarbeit.


Die ehrenamtlichen Spielplatzpaten und -patinnen habe Rechte und Pflichten, die in einem Vertrag festgelegt sind. Sie besuchen regelmäßig „ihren“ Spielplatz, sind Ansprechpersonen für die Kinder und deren Eltern, geben Anregungen zum Spielen und organisieren eventuell Spielplatzfeste. Henning Muth vom Deutschen Kinderschutzbund hat da ein Angebot zu machen: „Wir bieten kostenlose Unterstützung von Spielfesten mit unserem Spielmobil an. Mit Hüpfburg, Bewegungsparcours, Kreativangeboten und freien Spielmaterialien.“

Spielplatzpaten geben Schäden, Verunreinigungen und Konflikte mit Fremdnutzern an die zuständigen Dienststellen weiter. Die Paten müssen nicht haften. Sie sind im Rahmen der ehrenamtlichen Tätigkeit unfall- und haftpflichtversichert. Der zeitliche Aufwand für das persönliche Engagement wird von ihnen selbst bestimmt.

Bei neuen Patenschaften finden zunächst Ortstermine auf den Spielplätzen statt. Die Ansprechpartner der Bezirksvertretungen, des Deutschen Kinderschutzbundes und die zuständigen Mitarbeiter von Grün und Gruga Essen und des Kinderbüros beantworten alle Fragen. Paten müssen nicht zwingend „Privatpersonen“ sein. Im Bezirk 7 kümmern sich zum Beispiel Tagesmütter, Kitas, Schulen, die Awo oder ein Naturschutzverein engagiert um Spielplätze.

Kostenlose Unterstützung von Spielfesten bietet das Spielmobil an, es gibt  Hüpfburg, Bewegungsparcours, Kreativangeboten und freies Spielmaterial.
Kostenlose Unterstützung von Spielfesten bietet das Spielmobil an, es gibt Hüpfburg, Bewegungsparcours, Kreativangeboten und freies Spielmaterial. © DKSB Essen

Matthias Weise gibt noch einen Tipp: „Je Spielplatz kann für Spielgeräte eine Förderung von maximal 3550 Euro beantragt werden. Das ist zugegeben nicht besonders viel für große Spielgeräte.“ Hennig Muth ergänzt: „Um noch mehr zu ermöglichen, könnten die Paten auf Sponsorensuche gehen oder im Rahmen eines Spielplatzfestes eine Spendenbox aufstellen.“ Vanessa Lemke stellt aber auch klar: „Es entstehen keine finanziellen Verpflichtungen. Die Paten müssen in keiner Weise Spenden sammeln oder gar eigenes Geld dazutun.“

Die Kinder- und Jugendbeauftragte Christine Müller-Hechfellner schließt mit einem Appell: „Probieren Sie mal dieses schöne Ehrenamt aus, das wirklich Spaß macht. Vielleicht nur für drei oder fünf Jahre, bis ihre Kinder da rausgewachsen sind…“

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