Essen. Pfarrer Gereon Alter unternimmt seit Jahrzehnten aufwändige Radreisen. Nun hat er ein Buch darüber verfasst, das kein Reiseführer ist.

Gereon Alter (56), Pfarrer aus Essen-Überruhr, hat in etwa 70 Reisen mit dem Fahrrad mehr als 50 Länder erkundet. Der Geistliche, der vielen Fernsehzuschauern noch als regelmäßiger Sprecher des „Wortes zum Sonntag“ (ARD) bekannt ist (2010 bis 2021), hat jetzt erstmals ein Buch über seine Touren geschrieben. Es heißt „Wer radelt, der findet“ und versteht sich ausdrücklich nicht als Radreiseführer. „Eine Radreise“, sagt Alter, „ist auch eine Reise zu mir selbst, zu anderen Menschen und zu Gott.“ Wie meint er das?

Mit 13 Jahren legte Gereon Alter mit einem Freund erstmals eine längere Strecke auf dem Fahrrad zurück, von seinem Heimatort Gelsenkirchen-Heßler ins münsterländische Nottuln, dort in die Jugendherberge, dann zurück. Seitdem hat er auf zwei Rädern den Himalaya bereist, war mehrmals in den USA, durchquerte Alaska und fuhr durch die Sahara. Wiederholt radelte er durch Skandinavien, den Westen Frankreichs, erkundete Island und Irland, Ungarn und Rumänien. Von seinen Radreisen, die er mit einem Freund, regelmäßig aber auch allein unternimmt, bringt er aufwändige Diavorträge mit; seine Abende sind seit Jahren beliebt und stark nachgefragt, nicht nur auf der Ruhrhalbinsel. Alter steht der Pfarrei St. Josef vor, die vier Gemeinden der Ruhrhalbinsel umschließt: Suitbert Überruhr, Herz Jesu Burgaltendorf, St. Georg Heisingen und Josef Kupferdreh/Dilldorf/Byfang.

„Das Buch soll Lust machen, einfach aufs Rad zu steigen“

„Das Buch soll Lust darauf machen, einfach aufs Rad zu steigen und loszufahren“, sagt Gereon Alter. „Obwohl es heute hervorragende technische Ausrüstungen gibt, liegt es nicht am Equipment, ob man zu einer Radreise aufbricht oder nicht.“ Und Unvorhergesehenes sei sowieso fester Bestandteil einer Reise, einer Radreise noch viel mehr: „Das erste Kapitel meines Buches heißt ,Am Anfang war das Tohuwabohu‘“, erzählt Alter. Darin erzählt er, wie er mit etwa 16 Jahren mit einem Freund ins Sauerland aufbrach, es war Winter, und oh Wunder, plötzlich kamen 20 Zentimeter Neuschnee. „Wir hatten die völlig falsche Ausrüstung, keine Mütze, keine Handschuhe“, sagt Alter lachend, „aber es war lustig.“ In Island brach seinem Reisepartner der Lenker; die Mitarbeiter eines Camps, das Erdwärmebohrungen unternahm, lötete den Stahl wieder an, „und der Lenker hielt dann noch zehn Jahre.“

Gereon Alter auf einem Fahrrad vor der Suitbert-Kirche in Überruhr.
Gereon Alter auf einem Fahrrad vor der Suitbert-Kirche in Überruhr. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Überhaupt: Es sind vor allem die Begegnungen, die das Reisen zu dem machten, was es ist, findet Alter. „Ich habe in den USA bei Harvard-Professoren und in Madagaskar bei den Ärmsten der Armen übernachtet. Ich habe überall auf der Welt Menschen getroffen, die mir etwas zu sagen hatten.“

Was man beim Radreisen übers Leben lernt

Sein Buch, das Alter

verfasste, hat der Pfarrer aufgeteilt in Reiseberichte vornehmlich aus europäischen Ländern; dazwischen gibt es kurze Abschnitte mit Betrachtungen aus spiritueller oder philosophischer Sicht. „Wer eine Radreise unternimmt, kann ein spirituelles Abenteuer erleben“, sagt Alter. Im Himalaya ist das ganz sicher die Schönheit und Macht der Natur, und das Radreisen lässt einen Menschen Widerstände erleben, bei denen es gilt, gegenzusteuern – Gegenwind, technische Pannen oder wild streunende Hunde wie in Rumänien. „Man spürt, dass eine Radreise einem abfordert, etwas zu wollen im Leben und sich dazu zu entschließen, einen Weg einzuschlagen.“

Ganz davon abgesehen, ist das Reisen auf dem Rad für Alter stets auch ein körperliches Erlebnis: „Es geht mir nicht um sportliche Leistung, ein Höher-Schneller-Weiter, sondern die fast meditative Erfahrung.“ Das Atmen, die gleichförmige Bewegung, das lautlose Dahingleiten.

Das Buch erscheint am 28. Februar 2024

Ganz bewusst hat Gereon Alter deshalb keinen Radreiseführer geschrieben, der Routen vorschlägt und Tipps und Tricks enthält. „Aus den Reisetagebüchern des Fahrrad-Pfarrers“, heißt es deshalb unmissverständlich im Untertitel des Buches. Es heißt „Wer radelt, der findet“, erscheint am 28. Februar im Kösel-Verlag und kostet 18,50 Euro.

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