Essen. Für rund 500 Millionen Euro entstehen in den nächsten Jahren mehrere große, neue Schulgebäude - auch als Ausgleich für lange Vernachlässigung.
Noch nie hat Essen so viel Geld in seine Schulen gesteckt – in bestehende Gebäude und in solche, die erst noch gebaut werden müssen. Allein die vier größten Schulbauprojekte im Stadtgebiet kosten, grob kalkuliert, etwa eine halbe Milliarde Euro. Wie ist der jeweilige Stand? Wir liefern eine aktuelle Übersicht.
Dass am Ende alles immer teurer wird als anfangs geplant, vor allem beim Bauen, war schon 2014 so. Da beschloss die Stadt, die Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Schonnebeck neu zu bauen; man veranschlagte damals rund 45 Millionen Euro. Am Ende, sieben Jahre später, als die Schülerinnen und Schüler einzogen, waren dann 60 Millionen Euro ausgegeben. Unter anderem, weil im Boden asbesthaltiger Schutt gefunden wurde, der aufwändig entsorgt werden musste.
Erster Neubau einer weiterführenden Schule kostete 15 Millionen mehr als geplant
Entsprechend unter Vorbehalt sind die aktuellen Zahlen zu verstehen, die derzeit gehandelt werden. Die 2021 bezogene Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Schonnebeck war der erste komplette Neubau einer weiterführenden Schule in Essen seit rund 40 Jahren. Klar ist, dass so viel Zeit nicht mehr ins Land gehen wird, bis die nächsten Schulen stehen werden. „In 30 Jahren verordneter Haushaltssicherung hat man vieles kaputtsparen müssen“, sagte der OB 2023. Deshalb, so Kufen, habe es so lange keine oder zu wenige Investitionen in Essener Schulgebäude gegeben.
Das sei jetzt anders – Schulbau habe mittlerweile, auch angesichts stetig wachsender Geburtenzahlen in Essen, höchste Priorität, und Essens Planungschef Martin Harter betonte im vergangenen Frühjahr, dass schon jetzt 70 Prozent der geplanten Investitionen für Hochbauten in Essen auf Schulgebäude entfallen.
Das erste neu errichtete Schulgebäude, das nach dem Stand der jetzigen Planung fertig werden soll, ist die neue Gesamtschule in Altenessen-Süd an der Erbslöhstraße. Eigentlich war die Fertigstellung für Herbst 2026 anvisiert, doch der Termin musste jetzt nach hinten verlegt werden: „Die Tiefbauarbeiten mussten verschoben werden, weil aufgrund des gestiegenen Grundwasserspiegels Anpassungen nötig waren. Aufgrund diverser Klärungsbedarfe im Rahmen der Vergabe lässt sich derzeit die Beauftragung von Tiefbauleistungen nicht final terminieren“, heißt es seitens der Stadt. Man rechnet derzeit mit einer Fertigstellung im Juni 2027 – frühestens. Die Gesamtkosten werden derzeit auf 137 Millionen Euro beziffert.
Immer wieder verzögert: der Neubau des Gymnasiums Nord-Ost
Deutlich verzögert hat sich auch die geplante Fertigstellung des Neubaus des Gymnasiums Nord-Ost an der Katzenbruchstraße. Die Schule sollte schon 2021 errichtet werden. Dann kam Corona, und zuletzt war von einer Verzögerung von mindestens 14 Monaten die Rede.
Derzeit geht man davon aus, dass der Neubau der Schule im dritten Quartal 2028 fertig sein wird. Was Udo Brennholt, Leiter des Gymnasiums Nord-Ost, ziemlich bedauert: „Das hätte schneller gehen können“, kritisiert er. Schon 2019 waren die Neubaupläne vorgestellt worden, damals ging man noch von Kosten aus, die nur knapp über 55 Millionen Euro lagen – doch das ist längst Vergangenheit: Statt die Schülerinnen und Schüler zwischendurch in Containern zu unterrichten als Provisorium, hat man mittlerweile entschieden, außer dem Neubau auch ein zweites Gebäude zu errichten, das in der Bauphase als Übergang und später langfristig bezogen werden kann. Aktuell geht man von entstehenden Kosten aus, die bei rund 73,4 Millionen Euro liegen. Das Besondere: Beide Schulneubauten sollen aus Holz errichtet werden.
Absehbar deutlich teurer wird der Neubau der Gesamtschule Bockmühle, dessen letzter Bauabschnitt erst im Jahr 2029 angefangen werden soll. Nacheinander sollen die beiden neu zu bauenden Schulgebäude und eine Turnhalle entstehen; man geht derzeit von Kosten von mehr als 130 bis 150 Millionen Euro aus. Die hohen Kosten erklärt die Stadt unter anderem damit, dass, anders als bei vergleichbaren Schulbauprojekten, die Neubauten der Bockmühle auch für andere Nutzungen im Stadtteil dienen und die Außenflächen „zur städtebaulichen Einbindung“ komplett neu gestaltet werden müssen.
Besonders teuer: der Neubau der Gesamtschule Bockmühle
Eigentlich wollte man ursprünglich 2023 mit den Arbeiten an der Bockmühle beginnen. Zunächst muss eine Turnhalle abgerissen werden, um die beiden neuen Gebäude zu errichten. Der Clou: der Sportplatz, der künftig bebaut wird, entsteht neu auf dem Dach der Turnhalle.
Kompliziert und teuer wird auch der Neubau der Frida-Levy-Gesamtschule (Stadtmitte), deren Planung vergleichsweise am Anfang steht: Mit einer Fertigstellung ist nicht vor dem Jahr 2030 zu rechnen; trotzdem ist Schulleiter Stefan Bergmann froh darüber, dass überhaupt der Beschluss für einen Neubau existiert. Man geht derzeit von Kosten zwischen 130 und 180 Millionen Euro aus. Das Besondere am Neubau für die Frida-Levy-Gesamtschule ist, dass zwischendurch ein sogenanntes „Interimsgebäude“ errichtet werden muss, das als provisorisches Domizil dient.
Schon die Interimslösung kostet zehn Millionen Euro
„Trotz effektiver Baustellenlogistik“, heißt es in einer aktuellen Vorlage der Verwaltung, über die der Rat in dieser Woche entscheidet, sei eine Interimslösung unverzichtbar. Allein das Provisorium kostet mehr als zehn Millionen Euro. Erst 2025 soll im Rathaus über den Baubeginn entschieden werden. Wann dann tatsächlich die Bagger anrollen, ist noch unklar.
Früher war schon mal vom Baubeginn 2025 die Rede. Doch dieser Terminplan wird kaum zu halten sein. Das heißt: Die Frida-Levy-Schule wird noch einige Zeit „mit latenter Enge in den Räumen“, sagt Leiter Stefan Bergmann, „und unzureichenden Standards“ leben müssen – zum Beispiel vielen kaputten Fenstern und Schimmel nicht nur in der Aula.
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