Essen. Essener Snowdance-Festival feiert Eröffnungsrave mit Techno-Legende Marusha. Die Party geht aber auch auf der Leinwand weiter.

Partytime beim Snowdance Independent Filmfestival: Zusammen mit den Betreibern der Instagram-Seite „Essen diese“ gab‘s am Freitagabend eine große Eröffnungsparty im Teatro-Club in der City. Für den Opening-Rave hatte man mit Marusha eine echte Ikone der Techno-Szene eingeladen – die Elektro-Pionierin gehörte in den 1990ern zu den ersten DJanes, die mit ihrer Coverversion von „Somewhere over the Rainbow“ einen Welterfolg landete.

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In Essen bekam die Club-Größe am Freitagabend Unterstützung vom lokalen Techno-Kollektiv Statik. DJ La Frise übernahm nach Mitternacht den Staffelstab von Marusha und brachte die feierwütige Partygemeinde bis tief in die Nacht zum Tanzen. Der Publikumsandrang war zwar noch nicht zu groß wie womöglich erhofft. Die Masken-Männer von „Essen diese“ ließen aber schon bei der „Snowdance“-Eröffnungsgala in der Lichtburg wissen, dass sie veranstaltungstechnisch in Essen noch einiges vorhaben.

Die Macher von „Essen diese“ sind in diesem Jahr auch beim Snowdance Independent Filmfestival dabei. Zur Eröffnungsgala in die Lichtburg kamen sie zusammen mit DJ La Frise vom Techno-Kollektiv Statik. 
Die Macher von „Essen diese“ sind in diesem Jahr auch beim Snowdance Independent Filmfestival dabei. Zur Eröffnungsgala in die Lichtburg kamen sie zusammen mit DJ La Frise vom Techno-Kollektiv Statik.  © Essen | Kerstin Kokoska

Zur Einstimmung gab‘s im Festivalprogramm am Freitag sogar den passenden Film. „König der Nacht - Leben zwischen Schall und Rau(s)ch“ ist eine klassische Independent-Produktion: Ein über Jahre gewachsenes Herzensprojekt, komplett eigenfinanziert und eigentlich eher dem Zufall geschuldet, wie Regisseur Martin Miron im Essener Astra-Kino erzählt. Sein „König der Nacht“, das ist Marcel Oelbracht, Betreiber der Düsseldorfer Partyinstitution „Nachtresidenz“ und ein Schulfreund Mirons, der früher selbst mal DJ war und heute hauptberuflich als Werbefilmer unterwegs ist.

„König der Nacht“, das ist Marcel Oelbracht. Seine Geschichte erzählt eine Doku auf dem Snowdance-Festival.
„König der Nacht“, das ist Marcel Oelbracht. Seine Geschichte erzählt eine Doku auf dem Snowdance-Festival. © Privat | Miron

Während der Coronaphase sind die einstigen Schulkameraden dann wieder zusammengekommen. Und aus dem anfänglich geplanten kurzen Imagefilm wurde über mehrere Jahre eine sehr persönliche Dokumentation, die Oelbracht nicht nur durch die wirtschaftliche Krisenzeit während der Coronapandemie begleitet – inklusive eines dramatischen Deckeneinsturzes in der gerade wieder frisch eröffnete Nachtresidenz.

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Auch Privates kommt zur Sprache. Oelbrachts natürliches Talent zur Selbstdarstellung und die Bereitschaft, auch vor der Kamera ziemlich ungefiltert über jugendliche Drogeneskapaden und private Sinn- und Ehekrisen zu philosophieren, kommt dem Film zugute, der aus 170 Stunden Rohmaterial am Ende eine 70-minütige Doku macht, die mit Stationen in Düsseldorf, Florenz und Ibiza in die Welt eines Partyunternehmers eintaucht. „König der Nacht“ läuft noch am 31. Januar, 19.30 Uhr im Sabu-Kino.

Eigenwillig: „Lost Cos“ entführt in die Welt von Cosplay und Burlesque.
Eigenwillig: „Lost Cos“ entführt in die Welt von Cosplay und Burlesque. © Essen | Snowdance Independent Film Festival

Ziemlich artig fällt das Düsseldorfer Nachtleben aus, wenn man sich „Lost Cos“ von Robin de Levita ansieht. Zahnarzthelferin Eni verarbeitet ihre kindlichen Traumata mit einem ziemlich speziellen Hobby und verwandelt sich nachts in eine ebenso verführerische wie männermordende Vampirenya.

Regisseur de Levitas cineastischer Ausflug ins Reich von Cosplay und Burlesque führt in einen ebenso fremden wie faszinierenden Fantasy-Kosmos, wo irrsinnig aufwendig kostümierte Figuren ihre geheimen Gelüste als Spiderman, Merman oder als böser Wolf ausleben. Die grelle Mischung aus Krimi, Comic und Erotikthriller gehört sicher zu den spezielleren Angeboten des Festivals und läuft am 30. Januar, 19.30 Uhr im Sabu.

Weites Land, verrückte Begegnungen: Eine Szene aus der schwedischen Roadmovie-Dokumentation „Denim Hunter“.
Weites Land, verrückte Begegnungen: Eine Szene aus der schwedischen Roadmovie-Dokumentation „Denim Hunter“. © Snowdance Independent Film Festival | Snowdance Independent Film Festival

Wie verrückt muss man sein, um für eine alte, zerfetzte Jeans durch Wüsten zu wandern, die verschneiten Höhen der Rocky Mountains zu erklimmen und beim Graben in stillgelegten Minen sein Leben zu riskieren? Geschichten wie die vom „Denim Hunter“ Viktor Fredbäck entdeckt man wohl nur auf einem Independent-Filmfestival.

Snowdance-Festival: Jeans-Jäger reist durch Amerika

Die Roadmovie-Doku von Emilio Di Stefano begleitet den Schweden, der sich kurz vor der Hochzeit auf den Weg in die USA macht, um in verlassenen Minengruben nach abgelegten Hosen zu suchen. Ein bestimmtes Exemplar fehlt ihm nämlich noch in seiner mehr als 400 Stücke zählenden Jeans-Sammlung. Dabei muss sich der Denim-Hunter von abgebrühten Konkurrenten austricksen lassen, durch Eis und Schnee wandern, gefährliche Trainingscamps absolvieren und viele tausend Meilen durch ein Amerika jenseits der glitzernden Großstädte touren.

Gern hätte man von Fredbäck und Di Stefano noch mehr über die Entstehung dieser ebenso verrückten wie aufwendigen Jagd-Geschichte gehört. Doch der Bahnstreik hält in diesem Jahr auch abenteuerlustige Jeansjäger von der Anreise nach Essen ab. Gleichwohl ist „Denim Hunter“ eine Entdeckung des Snowdance-Festivals (29. Januar, 17 Uhr, Sabu).

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