Essen. In der Innenstadt und auf großen Zufahrtsstraßen gibt es viele Behinderungen durch Baustellen. Manches ähnelt Schildbürgerstreichen.

Im Mittelalter war es die Stadtmauer, heute sind es die vielen Baustellen: Wer hinein will in die Essener Innenstadt und wieder hinaus, hat es nicht leicht. Bauarbeiten machen vor allem Autofahrerinnen und Autofahrern das Leben schwer. Im Berufsverkehr bilden sich lange Blechschlangen. Zuweilen scheint auch Schilda im Spiel.

Zum Beispiel auf der Hindenburgstraße. Weil die Stadtwerke dort im Kreuzungsbereich zur Hachestraße einen neuen Abwasserkanal verlegen, ist in beide Richtung jeweils eine von zwei Fahrspuren gesperrt. Die Bauarbeiten dauern voraussichtlich bis Mitte kommenden Jahres. So weit, so schlimm.

Auf der Hindenburgstraße waren in Höhe Maxstraße voreilig Sperrbaken aufgestellt worden

Kaum einhundert Meter entfernt in Richtung Innenstadt Höhe Maxstraße tat sich aber jetzt bereits die nächste Baustelle auf. Rot-weiße Baken blockierten seit Montag (22.1.) dort ebenfalls jeweils eine Spur in beiden Fahrtrichtungen. Von Bauarbeiten war allerdings absolut nichts zu sehen. Der Rätsels Lösung: In der kommenden Woche soll auf der Hindenburgstraße eine Verkehrsinsel durchbrochen werden, damit Rettungswagen aus der Maxstraße, wo die Malteser ihren Sitz haben, durch ein Schlupfloch nach links abbiegen können, erläutert Roy Daffinger, Sprecher der Stadtwerke Essen. Dies sei erforderlich, weil auf der Hachestraße so lange gebaut wird.

Nur: Warum wurde bereits in dieser Woche auf dieser wichtigen Straße von vier auf zwei Spuren reduziert, wenn es erst nächste Woche mit der Baustelle ernst wird? Denn das führte zu völlig unnötigen Staus. Mit dem Aufstellen der rot-weißen Baken auf der Hindenburgstraße war man wohl etwas zu voreilig, schwante dann wohl auch den Stadtwerken. Inzwischen (24.1.) sind die Hindernisse wieder zur Seite geräumt und aus zwei Spuren wurden erst mal wieder vier.

Unnötige lange Absperrungen sind dem Anschein nach keine Seltenheit

Das Beispiel erinnert an einen Schildbürgerstreich und wirft die Frage auf, ob die eine Hand weiß, was die andere tut oder - noch schlimmer - ob den Baustellenplanern womöglich sogar mehr oder weniger gleichgültig ist, wenn der Autoverkehr ohne Not behindert wird. Denn dass Absperrungen entweder zu früh aufgestellt werden oder länger als unbedingt nötig den Verkehr stören, ist dem Anschein nach keine Seltenheit. Mindestens ebenso häufig gibt es Klagen, dass hinter den Baustellen-Absperrungen tagelang niemand zu sehen ist, der arbeitet.

Bei der Stadt Essen würden Baustellen sehr wohl koordiniert, solange die Bauarbeiten geplant sind, erläutert Daffinger. Dass nicht nur auf der Hachestraße gearbeitet wird, sondern auch in deren weiteren Verlauf auf der Hollestraße, hängt mit dem Bau der Citybahn zusammen, deren Trasse am Hauptbahnhof vorbei über beide Straßen führen wird. Hier und im Umfeld wird der Verkehrsfluss mehrere Jahre lang störungsanfällig sein.

Auf der Bernestraße bleibt eine Fahrspur bis zum 9. November gesperrt

Geplant waren auch die Bauarbeiten auf der Friedrichstraße in Höhe des ehemaligen Zeitungsviertels an der Sachsenstraße, wo die Stadtwerke sogenannte Erkundungsbohrungen durchführen für den Bau eines Abwasserkanals. Noch bis Ende des Monats kommt es deshalb zu Verkehrsbehinderungen. Der nächste Stau droht dann mit Beginn der Kanalarbeiten im Frühjahr.

„Schäden müssen wir sofort beseitigen“, betont Roy Daffinger, was die Koordination der Baustellen natürlich erschwert. Auf der Bernestraße ist seit Monaten eine Fahrspur in Richtung Norden wegen eines unvorhergesehenen Schadens an einer Wasserleitung gesperrt. Der Verkehr staut sich deshalb oft weit bis in den Bernetunnel hinein, manchmal sogar bis zu den Helbingbrücken der A 40. Teile der Bernestraße waren unterspült worden. Der Schaden ist inzwischen repariert, eigentlich sollte der Verkehr seit Mitte November wieder störungsfrei fließen. Nun soll es erst ab am 9. Februar so weit sein. Warum?

„Wir hinken unserem Plan bei der Straßenoberfläche hinterher“, sagt Roy Daffinger und führt dafür eine Reihe von Gründen an: erst Regen, dann Frost und dazu eine Krankheitswelle, unter der, wie so viele Unternehmen, auch Baufirmen zu leiden hätten. Leidtragende sind dann aber vor allem auch unzählige Auto- und Lkw-Fahrer mit Termindruck.

Regen, Frost und eine Krankheitswelle verzögerten vielerorts die Bauarbeiten

Nicht nur an der Bernestraße hatten die Stadtwerke laut Daffinger mit Widrigkeiten zu kämpfen. Auf der Gladbecker Straße, der wichtigsten Ausfallstraße in Richtung Norden, soll die Fahrbahnoberfläche in Höhe Grillostraße bis zum 16. Februar wieder hergestellt sein. Dann soll auch dieser Engpass verschwinden.

An der Kreuzung zur Krablerstraße stellte sich heraus, dass nicht nur eine Gasleitung defekt war, sondern auch eine Wasserleitung. Auch die sei inzwischen repariert. Nun müsse das Wasser noch die vorgeschriebene Keimprobe bestehen, bevor die Fahrbahn erneuert wird. Mitte Februar soll der Verkehr auch dort wieder störungsfrei fließen.

Eine schadhafte Versorgungsleitung bremst zudem den Verkehr auch auf der Ruhrallee aus, einer „Hauptschlagader“ des Essener Straßennetzes in Richtung Süden und vom Süden Richtung Innenstadt. Eine von zwei Fahrspuren ist zwischen der A52 und der Elbestraße gesperrt. Bis zum 29. Januar soll dieser Schaden behoben sein.

Apropos A52, an der bereits seit Jahren im Essener Bereich gebaut wird: Ab dem 30. Januar wird die Auffahrt Essen-Süd in Richtung Düsseldorf wegen Bauarbeiten für zwei Wochen dicht gemacht. Hinweisschilder stehen schon.

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