Essen-Borbeck. Willkommen in Borbeck – mit diesen Worten und dem Bild der Borbecker „Skyline“ empfängt der Ortsteil ab sofort seine Gäste. Das steckt dahinter.

Aufmerksame und vor allem ortskundige Beobachter haben ihn schon entdeckt: Seit kurzer Zeit empfängt ein nagelneuer Schriftzug an der Brücke des Borbecker Bahnhofs Gäste des Ortsteils. Den gewählten Slogan „Willkommen in Borbeck“, der da in in großen weißen Buchstaben auf himmelblauen Grund schon von Ferne grüßt, gibt es zwar schon lange, doch das Transparent wurde komplett erneuert und mittig durch ein Schild mit den Silhouetten von Schloss Borbeck, der Kirche St. Dionysius und der Dampfbierbrauerei ergänzt.

Essener Marketing GmbH nutzt „Sofortprogramm Innenstadt“ zur Finanzierung

Eine charmante Idee der Essen Marketing GmbH (EMG), die das Borbecker Welcome-Projekt im Rahmen des „Sofortprogramms zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in NRW“ bereits Anfang 2023 auf den Weg brachte und kurz vor Ablauf des Förderprogramms zum Ende vergangenen Jahres realisierte.

Vom 100 Millionen Euro schweren Förderprojekt des Landes hat sich die Stadt Essen insgesamt eine Scheibe von 4.231.972 Euro abschneiden können. Der Hauptanteil der Fördermittel, rund 80 Prozent, entfiel dabei auf die Essener City, der Rest auf die Mittelzentren Borbeck, Steele, Altenessen und Südostviertel. In den Jahre 2021 und 2022 wurden davon jedoch nur rund 495.000 Euro ausgegeben, für 2023 waren 1.663.000 Euro verplant. Rund die Hälfte der bewilligten Fördermittel wurden entweder zurückgezahlt (rund 601.000 Euro) oder sind verfallen (rund 1.470.000 Euro), weil weniger Ladenlokale vermietet werden konnten als geplant.

Schwerpunkt liegt auf der Anmietung von Ladenlokalen

Verwendet wurde und wird das Geld in der Essener City für Projekte wie den XXL-Citysandkasten auf dem Burgplatz und für Blumenampeln oder sogenannte „Flower Pots“ (Blumentöpfe), um die Attraktivität der Innenstadt zu steigern. Auch das Magazin „Am Puls der Essener Innenstadt“ wurde so veröffentlicht. In Steele wurde ein Kunstprojekt, die farbliche Gestaltung von Strom- und Blumenkästen im Bereich zwischen Steeler Bahnhof und Stadtteilzentrum, mit knapp 10.000 Euro bedacht.

Auch der XXL-City-Sandkasten auf dem Burgplatz in der Essener City wurde durch das „Sofortprogramm Innenstadt“ finanziert.
Auch der XXL-City-Sandkasten auf dem Burgplatz in der Essener City wurde durch das „Sofortprogramm Innenstadt“ finanziert. © EMG | Christian Kelch

Der Löwenanteil der Fördergelder (70 Prozent) entfiel jedoch auf die Anmietungen von Ladenlokalen, beispielsweise auf der Limbecker Straße, die dann verbilligt weitervermietet wurden, um neuen Geschäften den Start zu erleichtern. Dies gelang auch in den Mittelzentren Steele und Südostviertel.

„Dschungel-Projekt“ am Treppenaufgang Borbecker Platz

Der Stadtteil Borbeck indes profitierte von den Fördergeldern eher bei einzelnen Projekten wie beispielsweise der farblichen Neugestaltung des Treppenaufgangs am Borbecker Platz (Dschungel-Projekt) und eben dem „Welcome-Schriftzug“ an der Bahnhofsbrücke.

Der Treppenaufgang am Borbecker Platz gleicht seit Ende November 2022 einer Dschungellandschaft. Finanziert wurde das Kunstwerk durch Landesfördergelder. 
Der Treppenaufgang am Borbecker Platz gleicht seit Ende November 2022 einer Dschungellandschaft. Finanziert wurde das Kunstwerk durch Landesfördergelder.  © EMG

„Wir freuen uns über das neue Willkommensschild, da es den Weg ins Borbecker Zentrum nun noch einladender macht“, erklärt Svenja Krämer, Leiterin Citymanagement der EMG. Die Gestaltung des großen Transparents wurde gemeinsam mit der Bezirksvertretung IV, der Masterplanrunde Borbeck und dem Initiativkreis Centrum Borbeck (CeBo) erarbeitet, entwickelt, diskutiert und entschieden.

Alter Schriftzug am Bahnhof Essen-Borbeck war in die Jahre gekommen

Walter Frosch (Masterplan Borbeck) dazu: „Irgendwann im vergangenen Jahr schickte mir die EMG eine Mail mit verschiedenen Entwürfen und bat um eine Stellungnahme.“ Eine Initiative, die Frosch, der sich seit vielen Jahren im Stadtteil Borbeck ehrenamtlich engagiert, nur begrüßen kann: „Der Slogan ,Willkommen in Borbeck‘ wurde zwar bereits vor 30 Jahren vom CeBo aus der Taufe gehoben, doch der Schriftzug war sprichwörtlich in die Jahre gekommen und hatte im Laufe der Zeit unter der Witterung arg gelitten.“

Die nun gewählte Kombination mit den stilisierten markanten Borbecker Bauten, die auch im Stadtteilparlament und bei der Kaufmannschaft Cebo Gefallen fand, sei sein Favorit gewesen. Früher, so erklärt Walter Frosch, sei der Platz in der Mitte des Schilds genutzt worden, um mit großen Plakaten Veranstaltungen wie beispielsweise die Borbecker Autoschau anzukündigen. Zuletzt war dort das CeBO-Logo platziert. „Doch die neue Lösung ist zeitlos und schon von daher stimmig“. lobt Frosch.

Neues Welcome-Transparent wurde mitten in der Nacht aufgehängt

Um das neue Transparent zu etablieren, musste übrigens das Stromnetz der Straßenbahn kurzzeitig abgeschaltet werden. Damit der Verkehr der Ruhrbahn nicht behindert wird, fanden die Arbeiten an der Brücke tief in der Nacht statt, also außerhalb der regulären Verkehrszeiten.

Die Idee, im öffentlichen Raum Besucher willkommen zu heißen und optisch anzusprechen, findet sich in Essen übrigens auch an anderer Stelle. So ziert den Zugang zur Werdener Altstadt schon seit vielen Jahren ein schlichter, aber durchaus auffälliger Schriftzug „Werden“, was die Abteistädter gerne als Alleistellungsmerkmal verkaufen: „Werden ist der einzige Essener Stadtteil mit einer eigenen Leuchtreklame“, heißt es.

Die Abteistraße in Essen-Werden schmückt seit vielen Jahren ein beleuchteter Schriftzug, der Gäste der Abteistadt willkommen heißt.
Die Abteistraße in Essen-Werden schmückt seit vielen Jahren ein beleuchteter Schriftzug, der Gäste der Abteistadt willkommen heißt. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Kontroverse Diskussion um neuen Handelshof-Slogan

Auch die Essener City setzt auf seit langem auf optische Reize, wenn es um die Begrüßung der Besucher geht. Der Slogan „Essen – Die Einkaufsstadt“ auf dem Handelshof ist legendär, ist aber mittlerweile verschwunden und soll gegen einen neuen ausgetauscht werden. Zuletzt hatte die Stadt den Bürgerinnen und Bürgern drei mögliche Varianten zur Online-Abstimmung präsentiert, doch weder „Essen – Die Folkwangstadt“ (17 Prozent), „Essen – Willkommen“ (14 Prozent) noch „Essen – volle Energie“ (6 Prozent) wussten zu überzeugen. In der Quintessenz entschied daher der Stadtrat, es vorerst schlicht bei „ESSEN“ zu belassen. Dieser rudimentäre Teil des alten Slogans blieb also auf dem Dach des Handelshofs. Ende offen.

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