Essen. Nach dem Hochwasser ist der Schlamm geblieben: Mitglieder des Schwimmvereins Steele 1911 hoffen, dass das neue Becken verschont geblieben ist.

Es ist ein beliebtes Familienbad an der Ruhr und ein immer wieder überfluteter Ort: Die Sanierung nach der Jahrhundertflut 2021 ist noch nicht abgeschlossen, da hat das Hochwasser das Freibad und den Schwimmverein Steele 11 erneut getroffen. An Weihnachten und am 4. Januar. „Mit dem sinkenden Pegel werden die Schäden nun sichtbar“, sagt Vereinsvorsitzende Hannelore Rottmann. Sie packt also wieder an, so wie sie es seit 41 Jahren für ihren Verein tut - mit vielen Helfern an ihrer Seite und einem Wiedereröffnungstermin im Blick.

Einen genauen Überblick über das, was die beiden jüngsten Hochwasser auf ihrem rund 20.000 Quadratmeter großen Gelände zwischen Westfalenstraße und Ruhr angerichtet haben, den müssen sich die Vereinsmitglieder noch verschaffen. Denn es war alles überschwemmt, die Trainingsräume, die ebenerdig liegen und nicht unterkellert sind, waren vollgelaufen. Geblieben ist nun der Schlamm, überall.

Nach dem Hochwasser: Wenn die Vereinsmitglieder des Steeler Schwimmvereins Glück haben, ist das neue Schwimmbecken davongekommen.
Nach dem Hochwasser: Wenn die Vereinsmitglieder des Steeler Schwimmvereins Glück haben, ist das neue Schwimmbecken davongekommen. © Essen | Kerstin Kokoska

Erfolgreiche Schwimmer, Kanuten und Radsportler gehören zum Verein in Essen-Steele

Einige Mitglieder haben nicht lange gezögert, waren sofort zur Stelle, haben bereits mit Schaufeln und Wasser begonnen, alles zu entschlammen und die Räume zu reinigen. Rund 650 Mitglieder zählt der 1911 gegründete Verein insgesamt („in den 1950er und 60er Jahren waren es bis zu 1500“), zu dessen Vereinsgeschichte große Ambitionen, erfolgreiche Schwimmer (Stadt- und Deutsche Meister) sowie Radsportler und die Kanu-Rennsportabteilung mit zwei Weltmeisterinnen zählen. Und Hannelore Rottmann, seit ihr Mann vor nun mehr als vier Jahrzehnten zu ihr sagte: „Du schaffst das, und ich helfe dir.“

Vor dem alten Becken steht Hannelore Rottmann (SV Steele 1911) hier nach einem Hochwasser im Februar 2022.
Vor dem alten Becken steht Hannelore Rottmann (SV Steele 1911) hier nach einem Hochwasser im Februar 2022. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Seitdem leitet sie den Verein, hat dieses Ehrenamt auch nach dem Tod ihres Mannes nicht aufgegeben. Sie ist im Laufe der Jahre aus Freisenbruch nach Steele gezogen, kommt zu Fuß ins Freibad. Hauptberuflich hat die Groß- und Einzelhandelskauffrau früher als Buchhalterin bei der Stadt gearbeitet und sich schon in dieser Zeit beim SV Steele 11 engagiert. Sie war Übungsleiterin für Wassergymnastik und auch Kampf- und Schiedsrichterin im Bezirk Ruhrgebiet für den Westdeutschen Schwimmverband.

Das Schwimmtraining der Vereinsmitglieder findet im Oststadtbad statt, der Kraftraum befindet sich auf dem Vereinsgelände, dieser ist derzeit nach der Überflutung jedoch für unabsehbare Zeit nicht nutzbar. Die Räume müssten nun zunächst trocknen, bevor sie wieder hergerichtet werden könnten. „Bei dem Wetter ist das derzeit schwierig.“

Kleinere Hochwasser kennt der Verein in Essen-Steele an der Ruhr immer schon

Dabei war hier doch alles schon frisch gestrichen, nachdem schon die Jahrhundertflut alles an Mobiliar und sämtliche Geräte zerstört hatte. Die Einheiten der Schwimmer außerhalb des Wassers finden nun daher draußen statt. „Es gibt Lauftreffs, die Sportler werden schon bewegt“, sagt Hannelore Rottmann, die manchmal durchaus verzweifelt ist, aber niemals resigniert. „Kleines Hochwasser ist schon immer unser Nachbar“, sagt sie und berichtet, dass dieses die unteren Räume fast immer erreicht habe. Aber auch, dass die Ruhr selten so hoch wie jetzt gewesen sei.

Das Vereinsheim immerhin erreichte der Fluss auch bei Hochwasser nicht, es ist in den oberen Etagen gelegen und über eine Treppe vom Spazierweg aus auf der Vorderseite des Geländes erreichbar. Dass dieses unbeschadet geblieben ist, ist schon deshalb wichtig, weil der Verein sein Heim mit bis zu 80 Sitzplätzen für Feiern wie Geburtstage, Betriebsfeiern oder Hochzeiten vermietet und auch diese Einnahmen ihm helfen.

Der Boden ist noch verdreckt: Die Umkleidekabine im Vereinshaus beim SV Steele 1911 ist nach dem Hochwasser voller Schlamm.
Der Boden ist noch verdreckt: Die Umkleidekabine im Vereinshaus beim SV Steele 1911 ist nach dem Hochwasser voller Schlamm. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Besorgt hingegen blickt die Vorsitzende auf den Zaun, der das Grundstück umgibt und es auch von der Hundewiese nebenan abgrenzt. „Er ist fast überall weggeknickt“, beschreibt sie. Noch lägen die Elemente in der Matsche. Ob diese zu retten sein werden, ist ungewiss. „Das sieht schon bitter aus“, sagt Hannelore Rottmann, die sich bei aller Verwüstung gleichzeitig vor allem erleichtert darüber zeigt, dass das neue Schwimmbecken offenbar davongekommen ist. Damit wäre der Plan, dieses vor Hochwasser zu schützen, aufgegangen.

Bei der Jahrhundertflut wurden die Umkleiden in Essen-Steele fortgerissen

Geplant wurde es nach der Jahrhundertflut 2021. „Zuvor war unser Becken zwar überaltert, aber immerhin intakt“, sagt die Vorsitzende, die in dieser Zeit mit ihrem Verein schon durch die Pandemie belastet war. Die Überflutung damals habe dem Becken dann den Rest gegeben. Technik, Haus, Außengelände - alles sei betroffen gewesen. Die Umkleiden haben die Fluten damals weggerissen, der Steg habe diesen mit viel Glück gerade noch standgehalten.

Glücklich waren die Mitglieder dann, als erst eine große Hilfsbereitschaft losbrach und dieser die Zusage für die finanzielle Unterstützung folgte. Die Stadt bezifferte die Sanierungskosten zunächst mit einer Million Euro, schnell wurde klar, dass mindestens 1,7 Millionen Euro nötig sein werden. Kalkuliert wurde mit Landesmitteln, einem städtischen Eigenanteil von rund 565.000 Euro und dann einer vollständigen Finanzierung der Sanierung durch ein Landesförderprogramm. Begonnen wurde die Sanierung Anfang 2023, eine Wiedereröffnung hat sich dann verschoben. In diesem Jahr aber sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Wie groß die Schäden auf dem Gelände und am Zaun insgesamt sein werden, das werden die Mitglieder des SV Steele 1911 erst sehen, wenn alles abgetrocknet sein wird.
Wie groß die Schäden auf dem Gelände und am Zaun insgesamt sein werden, das werden die Mitglieder des SV Steele 1911 erst sehen, wenn alles abgetrocknet sein wird. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Entstanden ist ein Schwimmbecken in gleicher Größe (25x10 Meter), das jedoch deutlich höher liegt als sein Vorgänger und mit bis zu 1,80 Metern auch tiefer ist (zuvor 1,40 m). Diese höhere Lage könnte nun seine Rettung gewesen sein, während die Technik vor Schäden bewahrt wurde, da sie in Containern ausgelagert ist und außerhalb der Saison oder bei drohendem Hochwasser in Sicherheit gebracht wird.

Termine und Party-Raum beim Steeler Verein

Der Schwimmverein Steele 1911 plant am 31. August sein fünftes Steeler Entenrennen. Dann soll ein Bagger 7777 Gummienten aus seiner Schaufel zur Ruhr bringen. An der Kurt-Schumacher-Brücke geht es für die Gummitiere ins Wasser, am Gelände des Freibades sollen sie wieder herausgefischt werden.

Die Tiere sind nummeriert, ein Entenzertifikat gibt es für einen Euro. Auf die Besitzer der ersten drei Enten warten Geldpreise (300, 150 und 50 Euro), hinzu kommen etwa 100 Sonderpreise. Das kündigt die Vorsitzende Hannelore Rottmann an und lädt alle zum Mitmachen ein. Kontakt und weitere Infos: https://steele11.de/.

Wer den Party-Raum beim SV Steele 1911 mieten möchte, meldet sich unter: 0172-21^03356.

Einen technischen Probelauf gab es bereits. „Die Premiere ist gelungen, die Technik hat funktioniert“, sagt Hannelore Rottmann und freut sich schon auf den Augenblick, wenn nach mehreren Jahren Pause die ersten Schwimmer endlich ins neue Becken steigen. Die Hoffnung im Verein liegt auf Muttertag: Am 12. Mai soll die Wiedereröffnung des Freibades in Steele sein. Bis dahin aber liegt viel Arbeit vor den Vereinsmitgliedern. „Sämtliche Schäden auf dem Gelände und an dem Gebäude werden wir sehen, wenn alles abgetrocknet ist“, weiß Hannelore Rottmann. Schon jetzt benötigten sie dringend schönes Wetter, viel Geduld und helfende Hände.

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