Essen. Warum Krabat so erfolgreich ist. Wieso Polizeihunde normale Hundehalter überfordern würden. Und was Krabat mit Pfefferspray gemein hat.

Wenn Polizeihund Krabat Zeitung lesen könnte, würde er morgens den Lokalteil aufschlagen und wäre längst daran gewöhnt, in schöner Regelmäßigkeit sein eigenes Gesicht zu sehen. Er steht ja ständig drin in den Nachrichten – mit Foto! Am 10. Januar erst wieder: „Polizeihund Krabat stellt Diebe in flagranti“. Davor im Juni 2021: Polizeihund Krabat stellt jugendliche Rollerdiebe in Kray. Nur Tage später: Polizeihund Krabat spürt Lauben-Einbrecher in Frohnhauser Kleingartenanlage auf. Oktober 23: Polizeihund Krabat findet Einbrecherinnen in Kleiderschrank. Gleicher Monat, wieder Einbrecher: Diesmal eine Kita in Heisingen. Einen Monat später: Polizeihund Krabat findet jugendliche Handy-Räuber in Bredeneyer Wald.

Ein Polizeihund gehört dem Land NRW, aber er lebt bei seinem Halter, dem Diensthundeführer

Krabat ist ein belgischer Schäferhund, die Rasse heißt „Malinois“, und Krabat ist jetzt viereinhalb Jahre alt. Seit seinem achten Lebensmonat wohnt er bei seiner Halterin, einer Polizistin. 17 Hunde insgesamt hat die Hundestaffel des Polizeipräsidiums Essen-Mülheim, die Tiere sind Eigentum des Landes NRW, „doch gefühlt ist es der eigene Hund, weil jedes Tier privat bei seinem polizeilichen Hundeführer lebt“, erklärt Michael Koch, der Leiter der Diensthundeführerstaffel. Die vielen Tests und Prüfungen, die der Polizeihund vor seinem ersten Einsatz absolvieren muss, besteht der Hund nicht allein, sondern mit seinem Hundeführer gemeinsam. „Getestet wird das Team“, sagt Koch. Und das Team bleibt immer zusammen - auch über die Amtszeit des Tieres hinaus. „Es ist“, sagt Koch, „wie bei jedem Herrchen und seinem Hund eine sehr enge Bindung.“ Wer als Polizist einen Polizeihund hält, der wohnt mit seinem tierischen Kollegen zusammen, der irgendwie auch ein Partner fürs Leben ist.

„Es ist eine sehr enge Bindung“: Michael Koch, Leiter der Diensthundeführerstaffel im Polizeipräsidium Essen.
„Es ist eine sehr enge Bindung“: Michael Koch, Leiter der Diensthundeführerstaffel im Polizeipräsidium Essen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Man muss sich das so vorstellen: Anruf bei Krabats Hundeführerin, nachts um halb drei, Einbrecher verstecken sich in einer Kita, ein Fall für einen Polizeihund. „Der Hund versteht sofort, dass etwas los ist und will arbeiten“, sagt Koch, „der braucht keine Anlaufzeit, egal, wie tief der Schlaf war, aus dem Sie ihn holen.“ Vor Ort dann: „Der Hund riecht das Adrenalin des Menschen, der ja unter Stress steht, und der Hund findet einen Menschen immer.“ Das heißt, Hunde werden besonders bei jenen Einsätzen angefragt, in denen es darum geht, die Verdächtigen zu suchen, weil sie noch nicht weit weg sein können. Ob Krabat dann nur bellt, wenn er einen Täter gefunden hat oder mit einem kräftigen Biss den Flüchtigen festhalten soll, entscheidet der Polizist je nach Situation.

Juristisch sind Polizeihunde „Hilfsmittel der körperlichen Gewalt“

Wenn der Polizist im Einsatz seinen Diensthund von der Leine lässt, muss er das ankündigen, also den Täter warnen: „Bleiben Sie stehen“ oder „Stellen Sie sich“, und dann: „Ich schicke den Diensthund!“ Rein rechtlich sind Diensthunde wie Krabat übrigens, das klingt jetzt vielleicht ein bisschen hart, auf einer Stufe mit Pfefferspray. Das Gesetz behandelt Polizeihunde als „Hilfsmittel der körperlichen Gewalt“. Den Diensthund einzusetzen, will vom Polizisten durchaus gut überlegt sein; in der juristischen Hierarchie der Maßnahmen kommt nach dem Diensthund nur noch der Einsatz von Schusswaffen oder so genannten Elektroschockern (Tasern).

Ist für Hunde wie Krabat denn ein Einsatz wie ein Spiel, oder weiß er, dass es sich um eine ernste Angelegenheit handelt? „Er kann zwischen Spiel und Ernst sehr wohl unterscheiden“, erklärt Koch. Gleichwohl liege das Stöbern, das Aufnehmen einer Fährte in seinem Naturell, und Menschen, die sich belgische Schäferhunde als reine Privattiere anlegen, müssen sich klar darüber sein, dass ein solcher Malinois den ganzen Tag beschäftigt werden will: „Das sind reine Arbeitstiere, die wollen den ganzen Tag etwas tun, die geben sich nicht mit ein bisschen Gassi gehen zufrieden“, sagt Koch.

Es gibt mittlerweile Hunde, die trainiert sind, Datenträger zu erschnüffeln

Außer den regulären Polizeihunden sind in der Staffel noch ein paar Spezialisten - einige Tiere sind extra dazu ausgebildet, Fährten auch über lange Distanzen wahrzunehmen, das sind sogenannte „Mantrailer“-Hunde. Ganz neu ist die Spezialisierung auf Datenträger: Tatsächlich gibt es mittlerweile Hunde, die USB-Sticks, Festplatten und andere elektronische Speichermedien riechen können. Man kann sich vorstellen, dass solche Fähigkeiten beim Kampf gegen Wirtschaftskriminalität oder Kinderpornografie immer wichtiger werden.

Was einen guten Polizeihund ansonsten auszeichnet, sind Tugenden, die auch sonst im Leben von Menschen nicht ganz verkehrt sind, vor allem, wenn es um Gerechtigkeit geht: „Mut, Neugierde, Tatendrang und Kampfgeist“, sagt Krabats Halterin. Dem ist nicht viel hinzuzufügen.

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