Essen. Ein Junge namens Excel, ein Mädchen, das mit Vornamen Smith heißt. Welche Überraschungen sich auf der aktuellen Essener Babynamen-Liste finden.

Die meisten Städte veröffentlichen jedes Jahr eine Liste mit den 10, 20 oder 30 beliebtesten Babynamen. Die Stadt Essen legt stets die vollständige Namensliste vor: Da finden sich auf den hinteren Plätzen dann ungewöhnliche Namen wie Excel oder Smith, lange Namen wie Oluwaseyifunmi oder ganz kurze wie Mi.

Die Spitzenplätze bei den Babynamen in Essen eroberten sich im Jahr 2023 Marie und Noah zurück, es folgen Sophie, Adam, Emilia und Paul, die auch bundesweit beliebt sind. Doch auf der Liste finden sich auch zahlreiche Namen, die jeweils nur eins der insgesamt 4283 neugeborenen Kinder in Essen trägt: Von Alphaousmane bis Ziatkhanovna, von Aida bis Orion spiegeln sie die kulturelle Vielfalt der Stadt wider – und die Kreativität der Eltern.

Soll der kleine Dante aus Essen einmal Dichter werden oder Fußballer?

Die Liste verrät natürlich nicht, ob Aidas Eltern an die Verdi-Oper dachten oder an das Kreuzfahrtschiff, ob Amadeus eine Hommage an Mozart ist oder der Falco-Hit „Rock me Amadeus“ Pate stand. Soll Dante ein Dichter werden, wie der selige Verfasser der „Göttlichen Komödie“ oder ein Fußballer wie der brasilianische Innenverteidiger?

Spricht es für elterliche Ambition, wenn Babys Prince, Princessa oder King heißen, ist Charles nach dem englischen König genannt? In Essen und in ihrem Jahrgang haben all diese Kinder jedenfalls ein Alleinstellungsmerkmal. Anders als Sultan: Der Name wurde einmal für ein Mädchen, einmal für einen Jungen gewählt.

Neue Normalität: Ein Junge heißt Maria, ein Mädchen Victor

Während sich früher aus dem Vornamen klar ergeben musste, ob es sich bei dem Kind um ein Mädchen oder Jungen handelt, sind schon seit einiger Zeit Namen erlaubt, die für alle Geschlechter passen. Und dabei denken Eltern heute vielleicht neben männlich und weiblich auch an divers – und wählen einen Namen, der ihr Kind nicht auf ein Geschlecht festlegt. Zur neuen Normalität gehören ein Mädchen namens Victor und ein Junge, der Maria nicht wie bislang gebräuchlich als Zweitnamen trägt, sondern als Rufnamen.

Auf Mohamed und Mohammad hören neuerdings zwei kleine Mädchen in Essen. Bei den Jungen ist der Name des Propheten seit vielen Jahren überaus beliebt; das gilt auch bundes- und weltweit. Gabriele Rodríguez, Vornamensgutachterin an der Universität Leipzig, unterscheidet etwa 25 verschiedene Mohammed-Schreibweisen, wie sie vor Jahren in der „Süddeutschen Zeitung“ verriet.

Zu viele Schreibweisen: Mohammed landet nicht in den Top Ten

In Essen führt die vielfältige Verschriftung dazu, dass Mohammed nicht auf dem ersten Platz steht. Addiert man zu den 16 Mohammeds auch Mohammad (8), Mohamed (7), Muhammed (7), Mahmoud (4), Mahmud (2), Muhamed (2) kommt man auf 46 Jungen, die den populärsten arabischen Namen tragen. Spitzenreiter Noah wurde „nur“ 35-mal gewählt. Und dann sind da noch die jeweils einmal gewählten Schreibweisen Mahmad, Mahmmod, Mahmod, Mahmut, Muhamad, Muhammet. Die beste Platzierung erhielt mit Platz 15 die Variante „Mohammed“. Ali schaffte es dagegen auf Rang 7 und damit erneut unter die Top Ten.

Ob Thor jemals einen Spitzenplatz erreicht, ist ungewiss, obwohl er als Superheld im amerikanischen Film auftritt – und schon viel länger als Gott in der germanischen Mythologie. Vielleicht mögen Gottheiten es eben lieber exklusiv: Auch die Mädchen Artemis und Minerva werden in der Kita wohl keiner Namensvetterin begegnen.

Ob Islam und Israel später dieselbe Kita besuchen?

Möge der Junge namens Israel in ein paar Jahren in Eintracht mit den beiden Gleichaltrigen namens Islam spielen, sollten sie zufällig denselben Kindergarten besuchen. Mag sein, dass sie dort auch auf den biblischen Moses treffen oder auf Friedensstifter Gandhi; beides Namen, die 2023 in Essen vergeben wurden.

Eine elterliche Botschaft vermitteln englische Namen wie Angel (Engel), Saint (Heiliger), Wisdom (Weisheit), Glory (Ruhm) Love (Liebe) oder Heavenly (Paradiesisch). Summer und Ocean mögen von der Sehnsucht nach Sommer und Meer erzählen, Melody, Marvellous (Fabelhaft), Miracle (Wunder) von Familienglück. Du bist wertvoll, signalisieren nicht nur die Eltern von Precious, sondern auch die der beiden Babys namens Diamond. Womit Bentley und Harley wohl später mal unterwegs sind?

Smith kann ein Vorname sein und der Maestro trägt noch Windeln

So klangvoll wie sprechend sind die französischen Namen Fleur (Blume) und Lumière (Licht) für kleine Mädchen. Lafayette kann das Kaufhaus sein oder ein Ort in den USA. Geographisch kommen zudem Aden, Denver, Jordan, Medina, Phoenix, Georgia und Gent daher. Kanz und Mesk sind zwei Mädchen benannt, Excel und Eden heißen zwei Jungen. Auch Tiger und Maestro sind männlich, Festus, Hjørdis und Smith sind weiblich.

Eltern jeglicher Herkunft fügen übrigens gern Namen per Bindestrich zusammen, beispielhaft seien hier nur Aframa-Sika, Anna-Alexandra, Esmeralda-Denisa, Fatima-Azzahra, Ilayda-Viviane, Jasmin-Susanne und Maria-Nicole-Seline bei den Mädchen sowie Abd‘al-Malik, Bogdan-Aramis, Christian-Junior, Dionysse-Demyr, Hubertus-Josef, Liam-Tyler und Muhammed-Alpaslan bei den Jungen genannt.

Babys namens Abdulkareem, Gustav, Heidemarie oder Taxiarxchia erzählen von Vielfalt

Wer sicher gehen möchte, dass sein Kind später nicht auf Dutzende Mitschüler oder Mitschülerinnen mit demselben Namen trifft, kann auch auf einen ganz kurzen Namen setzen wie Abd, Bin, Cord, Dino, Ece, Fee, Guo, Ho, Ino, Jia, Kim, Lor, Mi, Nii, Ola, Phan, qizi, Ram, Soz, Tia, Uma, Vel, Wato, Yaw, Yll, Zalo. Oder auf einen recht langen wie: Abdulkareem, Chrisovalandou, Chukwubuikem, Erhunmwunosasare, Ilkhamovych, Kamsiyochukwu, Oluwaseyifunmi, Osagumwenro, Stanislavivna, Taxiarxchia, Vladyslavovych, Volodymyrivna. Dabei dürfte manches, was hierzulande Zungen bricht, andernorts geläufig sein und von der jüngsten Zuwanderung, etwa aus der Ukraine, berichten.

Trickbetrüger, die gezielt Opfer mit altmodischen Namen suchen, sollten übrigens aufmerken: Alfred, Gerda, Gustav, Heinrich, Heidemarie, Otto, Siegfried, Ursula und Wilhelm sind keine Senioren – sondern Babys Jahrgang 2023.

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