Essen. Führungswechsel bei den Stadtwerken und der Sparkasse Essen: Die Aufgaben, die vor den neuen Chefs liegen, sind herausfordernd.

Das neue Jahr hat gleich in zwei bedeutenden Essener Unternehmen einen Wechsel an der Führungsspitze gebracht. Bei der Sparkasse Essen übernahm zum 1. Januar 2024 Bernd Jung den Chefposten. Frank Pieper ist der neue Vorstandsvorsitzende der Essener Stadtwerke.

An seinem ersten Arbeitstag hatte Bernd Jung schon um 9 Uhr seinen ersten Termin im Kalender. Es stand das Treffen mit seinen beiden Vorstandskollegen Oliver Bohnenkamp und Timo Kluge in der Hauptstelle der Sparkasse im III. Hagen an. Jung erschien im mittelblauen Anzug, hellblauen Hemd und - wie seine Kollegen - ohne Krawatte.

Essens Sparkassen-Chef Jung kommt aus Rheinland-Pfalz

Jung ist 55 Jahre alt. Vor seiner Aufgabe in Essen führte er als Vorstandsvorsitzender die Sparkasse Südpfalz. Mit rund 700 Mitarbeitern und einer Bilanzsumme von rund 5,6 Milliarden Euro gehört das Institut zwar zu den großen Sparkassen in Rheinland-Pfalz, ist aber deutlich kleiner als die Sparkasse Essen. Diese wies 2022 mit 9,7 Milliarden Euro ein fast doppelt so hohe Bilanzsumme aus und beschäftigt rund 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die Aufgaben, die Jung in Essen erwarten, dürften allerdings ähnlich herausfordernd sein. Zwar haben die steigenden Zinsen im Euroraum den Banken geholfen. Sie verdienen mit ihren Zinsgeschäften wieder gutes Geld. Auf der anderen Seite ist die Nachfrage nach Krediten bei Privatleuten, aber auch Unternehmen zurückgegangen. Die allgemein schwache Firmenkonjunktur lässt zudem die Banken vorsichtiger werden.

Sparkasse Essen: Vorgänger überraschend gegangen

Auch die Digitalisierung fordert Institute wie die Sparkasse Essen weiter. Bankkunden suchen immer seltener die Filialen auf, was besonders die Sparkassen unter einen enormen Kostendruck setzt, da sie als Unternehmen in kommunaler Trägerschaft einen besonderen Versorgungsauftrag haben. Die Sparkasse Essen hatte in den vergangenen zwei Jahren ihr Filialnetz bereits deutlich zusammengestrichen. Von 35 sind 27 Zweigstellen übriggeblieben. Aktuell steht zwar keine weitere Schließung an, ob dies auch in Zukunft so bleiben kann, ist jedoch eher fraglich.

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Jung tritt die Nachfolge von Helmut Schiffer an, der trotz einer Vertragsverlängerung überraschend sein Amt zum 31. Juli 2023 abgegeben hatte. Schiffer kam 2018 vom Rheinischen Sparkassen und Giroverband Düsseldorf nach Essen. Fachlich ohne Tadel soll es Schiffer jedoch an Führungsqualitäten gefehlt haben.

In der offiziellen Mitteilung der Sparkasse heißt es, Bernd Jung starte mit „großer
Begeisterung für seine neue Aufgabe“. Wörtlich wird er zitiert: „Die Sparkasse Essen ist bestens aufgestellt und ich habe ein starkes Team an meiner Seite... Wir werden viele Zukunftsthemen im Sinne unserer Kunden und der Stadt weiterentwickeln und damit einen nachhaltigen Beitrag für Wirtschaft und Gesellschaft leisten.“

Frank Pieper ist neuer Chef der Stadtwerke Essen

Ähnlich hoch dürften die Erwartungen an den neuen Chef der Stadtwerke Essen sein. Denn die Stadtwerke haben nicht nur einen Versorgungsauftrag zu erfüllen, sondern sie gehören mit zu den wichtigen Ertragsbringern in der Stadt. Aus den Gewinnen wird unter anderem der defizitäre ÖPNV finanziert.

Neu am Ruder bei den Stadtwerken ist seit Jahresbeginn Frank Pieper. Als technischer Vorstand wird er neben dem kaufmännischen Vorstand Lars Martin Klieve die Geschicke der Stadtwerke leiten, gleichzeitig aber auch Vorsitzender des Vorstands sein. Sein Vertrag läuft fünf Jahre. Der Posten bei den Stadtwerken gehört zu den höchstdotierten im kommunalen Wirtschaftsbetrieb.

Pieper wechselt aus Wuppertal nach Essen. Dort war der 52-Jährige bis zum Jahresende kaufmännischer Geschäftsführer der Wuppertaler WSW Netz GmbH. Pieper kennt die Energiebranche aus dem Effeff, hat 25 Jahre Erfahrung, unter anderem mit Stationen bei der MVV Energie AG in Mannheim sowie bei der Entega in Darmstadt.

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In Essen wird seine Aufgabe sein, nicht nur den Versorgungsauftrag der Stadtwerke mit Wasser, Abwasser, Gas und Strom sicherzustellen. In Zukunft dürfte es noch viel stärker darum gehen, die Stadtwerke in eine starke Rolle in der Energie- und Wärmewende zu bringen. Bislang gehören die Stadtwerke hier nicht zu den Vorreitern in der Branche.

Piepers Vorgänger war bis zum Jahresende Peter Schäfer. Er musste nach acht Jahren seinen Schreibtisch räumen, nachdem der Aufsichtsrat dessen Vertrag nicht mehr verlängert hatte. Der frühere Eon-Manager gilt ebenfalls als profunder Kenner der Branche. Allerdings war Schäfers Führungs- und Kommunikationsstil nicht unumstritten. Manch einer vermisste bei ihm aber auch eine Zukunftsstrategie, die aufzeigt, wie die Stadtwerke die Abkehr vom fossilen Gas hin zu einer grünen Energieversorgung gestalten wollen.

Nun ist es an Pieper, diese Vision zu füllen. Bei dessen Ernennung hatte OB Thomas Kufen als Aufsichtsratsvorsitzender bereits die Erwartungen formuliert: „Ich bin sicher, dass er (Pieper, Anm. d. R) entscheidend dazu beitragen wird, für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Essen die Transformationsherausforderungen der Energiewende konsequent umzusetzen und das Unternehmen zukunftssicher aufzustellen.“

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