Essen. Nicht nur mit mehr als doppelt so vielen Einsatzkräften will die Polizei Krawalle unterbinden. An zwei Orten ist auch brandneue Technik am Start.
Es braucht kein Bleigießen, um voraussagen zu können, wie sich die Essener Polizei an Silvester aufstellen wird. Die Behörde, die die Zahl ihrer Kräfte auf den Straßen der Stadt kurzerhand verdoppelt, will mit einer klaren Ansage erst gar keine Spekulationen darüber aufkommen lassen, was der Jahreswechsel für Randalierer bereithält: „Wir werden definitiv früh einschreiten und keine Angriffe auf Einsatzkräfte durchgehen lassen. Deren Schutz steht für uns im Vordergrund“, machte Polizeisprecher René Bäuml am Freitag die Marschrichtung an die Adresse potenzieller Krawallmacher deutlich.
Wer meint, einmal mehr Retter und Ordnungshüter mit Böllern & Co. attackieren zu können, um danach in der Anonymität der Masse unterzutauchen und am Ende ungeschoren davonzukommen, sollte sich lieber umschauen. Zum Beispiel nach mehrere Meter hohen mobilen Anlagen zur Videobeobachtung, deren sechs Rundum-Kameras mit Superzoom gestochen scharfe Bilder von Angreifern und deren Treiben dokumentieren können. Wie Bäuml berichtete, werden zwei der landesweit zehn neuen Masten dem Essener Präsidium durch das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) zur Verfügung gestellt. Platziert werden sie in Höhe des Wasserturms an der Steeler Straße und auf dem Altenessener Markt - zwei Orte, die die Polizei als potenzielle Hotspots ausgemacht hat.
Die Lage genauestens im Blick behalten
Die digitale Technik soll es ermöglichen, die Lage genauestens im Blick zu behalten und bei Bedarf Einsatzkräfte zielgerichtet und frühzeitig dorthin zu lotsen, wo sich etwas zusammenbrauen könnte. Die Kameras sollen in erster Linie gefahrenabwehrend und abschreckend wirken, sagte Bäuml - aber auch helfen, Randalierer im Nachhinein durch hochauflösende Aufnahmen zu überführen, sollte es zu Ausschreitungen kommen.
Nach einer letzten gemeinsamen Sitzung von Polizei und Stadt am Freitag vor dem Jahreswechsel sagte Polizeipräsident Andreas Stüve: „Nach den Ereignissen der vergangenen Silvesternacht sind wir dieses Jahr mit deutlich mehr Personal im Einsatz, um noch konsequenter gegen Störer vorzugehen und Straftaten möglichst beweissicher zu verfolgen.“ Oberbürgermeister Thomas Kufen stellte klar: „Wir dulden nicht, dass Einsatzkräfte, die helfen wollen, angegriffen werden. Stadt, Polizei und Feuerwehr stehen Seite an Seite für ein friedliches Silvester 2023/2024.“
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) für Essen und Mülheim blickt nach eigenem Bekunden „mit Besorgnis“ auf die bevorstehende Silvesternacht: „Nach den bedauerlichen Vorfällen im vergangenen Jahr ist ein umfassendes Sicherheitskonzept von höchster Bedeutung“, zeigte sich deren Kreisgruppenvorsitzender Jörg Brackmann überzeugt: „Wir hoffen, dass die geplanten Maßnahmen greifen und wir gemeinsam einen friedlichen Jahreswechsel erleben können.“
Gewerkschaft: Großes Polizeiaufgebot eine notwendige Maßnahme
Dass ein so großes Polizeiaufgebot von Beamten in satt dreistelliger Zahl allein in Essen auf den Beinen ist, sei „eine leider notwendige Maßnahme, um nach den traurigen Ereignissen des vergangenen Jahres eine sichere Umgebung zu gewährleisten“. Das bedeute gleichzeitig aber auch: Viele Familienmütter und -väter müssen im Dienst sein. Brackmann gibt deshalb zu bedenken: Einsatzkräfte sind genauso Bürgerinnen und Bürger, die mit ihren Angehörigen hätten feiern wollen, aber dieses Jahr „leider in großer Zahl beim Jahresübergang aufgrund des respekt- und rücksichtslosen Verhaltens weniger Menschen in den Familien fehlen werden“.
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