Essen. Keine zweieinhalb Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser ist der Deilbach wieder bedrohlich angestiegen. So reagieren Anwohner und die Politik.
Keine zweieinhalb Jahre sind seit dem Jahrhunderthochwasser vergangen, da löst der bedrohlich ansteigende Deilbach schon wieder Unbehagen und Ängste bei den Menschen in Essen-Kupferdreh aus. Gleichzeitig wird der Ruf nach einem verbesserten Hochwasserschutz im Stadtteil immer lauter.
Fast zwei Jahre lang hatte Michael Kohlmann sein Domizil an der Deilbachbrücke 5 verlassen müssen, weil die Fluten des Deilbachs seine Wohnung unbewohnbar gemacht und die Keller darunter zerstört hatten. Erst im März dieses Jahres war der Kupferdreher wieder in die gründlich renovierte Wohnung zurückgekehrt. Und dann steht plötzlich wieder Wasser im Keller, wenn auch nur minimal.
„Ich hatte mir das Weihnachtsfest anders vorgestellt“
„Diesmal war es jedoch nicht die braune Brühe des Deilbachs, sondern Grundwasser“, berichtet Kohlmann. Schon am Tag vor Heiligabend sei der Grundwasserspiegel so stark angestiegen, dass Wasser in die Keller an der Deilbachbrücke gedrückt wurde. In Kohlmanns Keller sind es fünf bis sieben Zentimeter. Kein Vergleich also zum Jahrhunderthochwasser vom Juli 2021. Trotzdem sagt Kohlmann: „Ich hatte mir das erste Weihnachtsfest seit zwei Jahren in der Wohnung anders vorgestellt, als schon wieder Wasser scheppen zu müssen.“
Der Kupferdreher lobt die Hilfe der Essener Feuerwehr. „Die haben uns stärkere Pumpen hingestellt und auch Sandsäcke gebracht.“ Trotzdem sitzt der erneute Schreck tief. Es hätte nicht viel gefehlt und der Deilbach wäre wieder über die Ufer getreten. Nur dreißig Zentimeter hätten gefehlt, dann hätte der Bach die Unterseite der Brücke berührt.
Kohlmann und viele andere Kupferdreher haben eine konkrete Frage an die Essener Stadtverwaltung. Sie lautet: Wie bewerkstelligen wir den Hochwasserschutz im Stadtteil? Weil die Feuerwehr nicht ausreichend Sandsäcke vorhalte, habe sich die Eigentümergemeinschaft Deilbachbrücke 5 für Hilfe zur Selbsthilfe entschieden. „Wir schaffen selbst Sandsäcke an, um das Wasser von Kellerfenstern Lichtschächten und Haustür fernzuhalten“, berichtet Kohlmann.
CDU-Ratsherr verlangt besseren Hochwasserschutz und mehr Sandsäcke
Der Kupferdreher CDU-Ratsherr Dirk Kalweit war mit seiner Frau Katrin über die Feiertage im Hochwasser-Dauereinsatz. Deshalb kennt er das Unbehagen und Verunsicherung der Menschen allzu gut. Der Kommunalpolitiker dringt auf besseren Hochwasserschutz – etwa in dem Bereich nahe dem Park & Ride-Parkplatz, wo sie die Autobahn auf riesige Stelzen gesetzt haben. „Eine 50 Zentimeter hohe Mauer bis Zölzer hätte schon gereicht, dann hätten wir keine Überschwemmung gehabt und Sandsäcke wären sogar überflüssig gewesen“, argumentiert Kalweit.
Das Geschäft des Kanu-Spezialisten Zölzer befindet sich an der Kupferdreher Straße 196, auch im Haus daneben, Nummer 198, seien Sandsäcke in der Nacht vom ersten auf den zweiten Weihnachtstag dringend benötigt worden. „Aber sie waren nicht da“, fügt Kalweit hinzu. Essens Ordnungsdezernent Christian Kromberg bestätigt den Mangel an Sandsäcken, betont aber zugleich, dass die Stadt sie vorrangig für kritische Infrastruktur vorhalte.
„Der Grundwasserspiegel sinkt wieder und hoffentlich bleibt es so“
Ein Lob spricht der Kupferdreher Ratsherr trotzalledem der Essener Feuerwehr aus. „Einsatzkräfte waren in den kritischen Stunden ständig vor Ort und waren ausgesprochen engagiert.“ Zum Leistungsspektrum hätten auch die Sichtkontrollen am Deilbach gehört, der wegen des Dauerregens immer weiter anstieg. Am liebsten säh es Kalweit jedoch, wenn man – ähnlich wie bei der Ruhr – über Pegelstände und detailliertes Datenmaterial zum Deilbach-Hochwasser verfügen würde.
Am Mittwochnachmittag (27. Dezember) hat sich die Lage in Kupferdreh wieder spürbar entspannt. Und auch Michael Kohlmann aus der Deilbachbrücke 5 atmet wieder auf. „Der Grundwasserspiegel geht zurück und wir hoffen, dass es so bleibt.“