Essen. Raus aus dem Ruhrpott, ab in die Sonne: Rhena Lissy ist nach Portugal ausgewandert. Wie sie dort lebt und was aus dem Traum vom Vanlife wurde.
Ihr altes Leben in einer Mietwohnung in Essen hat Rhena Lissy vor rund zwei Jahren komplett umgekrempelt: Damals startete sie mit Partner, Hund und zwei Katzen in ein neues Leben in Portugal. Und das auf nur wenigen Quadratmetern. Denn das Paar hatte zuvor viele Arbeitsstunden in den Umbau eines Transporters investiert. Nach gemeinsamen Campingurlauben lockte die beiden Essener der Traum von Vanlife, vom Arbeiten in der Sonne, Feierabenden am Strand und immer neuen Abenteuern statt des getakteten Alltags zuhause im Ruhrgebiet.
Jahrelang hatte das Paar gespart und nach einem passenden Wagen gesucht. Sie ergatterten einen Opel Movano, der zuvor als Arbeitsfahrzeug auf Autobahnen unterwegs gewesen war, bauten Fenster, Küchenzeile, Elektrik, Schränke, Dusche, Bett und Tisch ein – und sogar Katzenklo und Kratzbaum, denn die Haustiere sollten mit ins neue Leben aufbrechen. Ein 120-Liter-Tank für Frischwasser, Solarzellen auf dem Dach, Ventilator, Fußbodenheizung und Komposttoilette waren ebenfalls an Bord. Im Spätsommer 2021 ging es auf die lang ersehnte Tour Richtung Süden.
Essener tauschen Vanlife gegen feste Wohnung in Portugal
Heute, etwas mehr als zwei Jahre später, genießt Rhena Lissy immer noch das Lebensgefühl an der Algarve – allerdings in festen vier Wänden. Nach ungefähr acht Monaten im umgebauten Transporter wurde es den Auswanderern mit den drei Haustieren zu eng und sie suchten sich eine feste Bleibe. Der Traum von Vanlife sei für sie aber nicht gescheitert. „Wir sind mit keinen Erwartungen an die Sache rangegangen und wussten schon, dass es stressig und eng werden kann“, sagt Rhena Lissy rückblickend. „Also war es völlig okay für uns dann in ein Haus zu ziehen.“
Mittlerweile ist das Paar getrennt, Rhena Lissy wohnt weiterhin in der Küstenstadt Lagos. Zusammen mit den Katern Walter und Jesse ist sie in eine Wohngemeinschaft gezogen und arbeitet als selbstständige Social-Media-Managerin, Grafikerin und Video-Cutterin. Ab und an werde sie an der Algarve auch als Fotografin gebucht.
- Die Vorbereitung: Paar aus Essen will im Transporter wohnen
- Der Start: Essener tauschen Wohnung gegen Vanlife
- Angekommen: So lebt es sich im Van in Portugal
Der umgebaute Transporter namens „Vanda“ steht weiterhin bereit. „Ich habe den Van noch und nutze ihn fast täglich zum Fahren in der Algarve, auch für tägliche Dinge wie einkaufen“, berichtet Rhena Lissy. „An den Wochenenden fahre ich gerne zu schönen Spots wie Klippen, ans Meer, oder in die Berge. Es ist super schön, den Van noch zu nutzen und ich möchte ihn nicht missen.“
Essenerin Rhena Lissy nutzt ihren Van noch für Ausflüge und Urlaube
Wochenendausflüge und Urlaube nutzt sie, um möglichst viele Teile Portugals kennenzulernen. Den Nationalpark Peneda-Gerês im Norden Portugals hat sie zum Beispiel schon erkundet, die Costa Vicentina im Südwesten und auch die Inselgruppe der Azoren weit draußen im Atlantik. Aber auch an Arbeitstagen versucht Rhena Lissy einen Alltagstrott zu vermeiden.
„Meine Tage hier sind immer unterschiedlich, damit ich Abwechslung drin habe. Erst mal kümmere ich mich nach dem Aufstehen um meine Katzen und dann fange ich mit einer Tasse Kaffee entspannt an zu arbeiten, oder ich gehe erst mal raus an den Strand oder in die Natur“, sagt die 30-Jährige. „Später treffe ich Freunde und schaue den Sonnenuntergang und gehe ab und zu abends noch weg. Im Sommer gehe ich schwimmen oder lege mich an den Strand und im Winter geht man halt spazieren und erkundet so gemeinsam Orte, Städte und Cafés oder Restaurants.“
Rhena Lissy hat in Portugal ihre Wahlheimat gefunden
Den Schritt des Auswanderns bereue sie nicht, im Gegenteil: „Ich bin endlich angekommen. Ich fühle mich hier viel wohler, als in Essen, Velbert, oder Köln, wo ich vorher gewohnt habe“, sagt sie. „Ich habe hier fast alles, was ich brauche, um ein schönes Leben führen zu können, was mich wirklich erfüllt. Ich denke, die Natur macht hier den größten Unterschied und gleichzeitig lernt man hier wunderbare Leute kennen, mit denen man das alles genießen und seine Freizeit verbringen kann.“ Es seien mittlerweile tiefe Freundschaften entstanden, worüber sie sehr glücklich sei.
Ihren Hund Chappy, der wieder in Deutschland lebt, sowie Familie und Freunde vermisse sie und freue sich immer über Besuch aus der Heimat. Eine Rückkehr ins Ruhrgebiet plant sie aber nicht. „Ich kann mir vorstellen, irgendwann noch mal in einem anderen Land zu leben“, sagt Lissy. „Ich bin sehr flexibel und muss nicht zwangsweise an einem Ort bleiben. Ich bin gespannt, was die Zukunft so bringt! Ich finde das Leben gerade dann spannend, wenn man nie genau weiß, was sich noch alles ändern wird.“ Erst einmal steht ein Weihnachtsdinner mit Freunden in Lagos an und ein Ausflug zu Silvester – wohin genau, das sei noch offen.
Teilhaben lässt Rhena Lissy alle, die sich für ihre Auswandergeschichte interessieren, über ihre Kanäle @rhena_heisenberg auf Instagram und @rhenaheisenberg auf TikTok.
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