Essen. Actionreich und jung: Bei „Urbanatix“ trifft Straßenkunst aus dem Revier auf Weltklasse-Artistik. So laufen die Proben in der Essen Grugahalle.

Der riesige Bühnensteg ist schon quer durch die Halle gebaut, die LED-Wand installiert, auf der Bühne warten Schlagzeug und E-Gitarren auf ihren Einsatz und unter der Decke der Grugahalle sind die schweren Scheinwerfer längst montiert. „Urbanatix“ ist in der Grugahalle angekommen und gibt der denkmalgeschützten Halle, in der einst die Beatles die Rolling Stones das Publikum von den Stühlen rissen, schon jetzt ein völlig neues Ambiente.

Ein 14 Meter langer Bühnensteg geht quer durch die Grugahalle und sorgt von allen Seiten für beste Sicht.
Ein 14 Meter langer Bühnensteg geht quer durch die Grugahalle und sorgt von allen Seiten für beste Sicht. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Parkourläufer, Biker, Luftakrobaten und Freestyle Basketballer werden hier ab dem 27. Dezember für ein besonderes Show-Konzept sorgen und dem Publikum ungewohnte Erlebnisse bescheren. Schließlich sitzen die Zuschauer nicht nur auf den seitlichen Tribünen, sondern sind auch mittendrin im Geschehen, wenn Trapez-Artisten über ihren Köpfen durch die Lüfte wirbeln. Durch den riesigen Bühnensteg, der quer durch die Halle läuft, habe man dabei von allen Plätzen aus beste Sicht. „Wenn das Licht ausgeht, wird das magisch“, freut sich Christian Eggert, Regisseur und Erfinder von Urbanatix schon jetzt auf die erste Vorstellung.

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Sechs Tage lang wird in Essen gespielt, insgesamt zehn Shows mit jeweils 2000 Zuschauern. Die Publikumsnachfrage ist enorm und Eggert blickt trotz fiesem Kratzen im Hals an diesem Vormittag mit großer Erleichterung auf die zahllosen Transportkisten voller Bühnentechnik, die das im Kulturhauptstadtjahr 2010 aus der Taufe gehobenen und bis heute weltweit einzigartige Streetartistik-Format in Essen noch einmal völlig neu in Szene setzen sollen: Actiongeladen, dynamisch und dabei auch ziemlich familiär.

Vier Jahre lang musste die innovative Crossover-Produktion coronabedingt aussetzen. Weil die Bochumer Jahrhunderthalle als bisheriger Veranstaltungsort in diesem Jahr nicht mehr zur Verfügung stand, erlebt Urbanatix in der Grugahalle nun einen Neustart. Und schon an Tag eins der gemeinsamen Proben sorgt das Gewusel aus Tanzeinlagen, Biker-Proben und den Ton- und Beleuchtungs-Checks bei allen Beteiligten für riesige Vorfreude.

Auf dem Sprung: Die Biker Timo, Lars, Sönke, Mark und Gordon sorgen auf ihren Rädern für spektakuläre Nummern.
Auf dem Sprung: Die Biker Timo, Lars, Sönke, Mark und Gordon sorgen auf ihren Rädern für spektakuläre Nummern. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Rund 50 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt versammelt Urbanatix in Essen. Erfahrene Leute wie Chefbiker Gordon Brown sind dabei, der in seiner Dortmunder Bikeschule sonst schon Dreijährigen das BMX-Fahren beibringt und in seiner Biker-Crew mit dem 16-jährigen BMX-Profi Lars Kindermann aus Hattingen diesmal ein vielversprechendes Talent aus der Nachbarschaft begrüßt. Oder Parkour-Athlet Sebastian Gies, der schon mit dem Abi in der Tasche zu Urbanatix gekommen ist und seither als selbstständiger Artist, Choreograph und Coach für Parkour und urbane Sportarten seinen Weg gemacht hat.

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Manche Akteure auf und hinter der Bühne sind von Stunde eins an dabei. Auch Sebastian Forster, der 2009 als Auszubildender in der Bochumer Veranstaltungs-Agentur von Christian Eggert begonnen hat. Seither hat er kaum eine Show verpasst. Selbst nach seiner Weltreise im Anschluss an seine Ausbildung hat er sofort wieder das„Open Space“-Trainingszentrum von Urbanatix in Bochum angesteuert. „Aus Nepal bin ich damals direkt in die Produktion! Mittlerweile hat Forster auf Medizin umgesattelt - und kann trotzdem nicht von Urbanatix lassen. Um auch beim Aufbau in Essen dabei zu sein, hat der Assistenzarzt, der inzwischen in Heidelberg lebt, Überstunden angesammelt. „Wenn ich gefragt werde, versuche ich, alles möglich zu machen.“ Was ihn immer wieder fasziniert? „Die Menschen“, sagt Forster. „Und diese wahnsinnige Energie, die da in extrem kurzer Zeit auf der Bühne entwickelt wird.“

Streetstyle für die Streetartisten: Kostümbildnerin Jana Januschewski-Moze sorgt für den richtigen Look der jungen Akteure.
Streetstyle für die Streetartisten: Kostümbildnerin Jana Januschewski-Moze sorgt für den richtigen Look der jungen Akteure. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Fünf Tage Vorlauf haben sie in der Grugahalle, um vor Ort all das zusammenzubringen, was Urbanatix ausmacht: halsbrecherische Akrobatik, temporeiche Tanznummern, fließende Übergänge und mitreißende Bewegungskunst. Hinter der Bühne bastelt Jana Januschewski-Moze gerade am Outfit der jungen Tänzerinnen und Tänzer. Hier werden keine Strasssternchen geklebt und Paillettenoutfits angepasst, sondern Sweater und Cargohosen auf ihre Bühnentauglichkeit überprüft. „Die Kids sollen sich ja mit den Akteuren auf der Bühnen identifizieren können“, sagt die Kostümbildnerin, ebenfalls von Anfang an bei Urbanatix dabei. Mit Glitzerkleidchen sei das schlecht möglich.

International renommierte Artisten treffen auf Street-Art-Akteure aus dem Ruhrgebiet

Dass hier Menschen ganz unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft zu einem multinationalen Ensemble verschmelzen, dass international renommierte Artisten mit jungen Street-Art-Akteuren aus dem Ruhrgebiet zusammen die Bühne erobern, ist das besondere Prinzip von Urbanatix, das Christian Eggert jedes Jahr aufs Neue herausfordert und begeistert. Da sind die jungen Tänzerinnen und Tänzer, die in ihrem Pass Trinidad, Simbabwe oder Moldawien als Herkunftsland stehen haben, aber nun im Ruhrgebiet gemeinsam auf der Bühne stehen.

Artisten proben für die Urbanatix-Show

 Die „Urbanatix“-Mitwirkenden proben in der Grugahalle
 Die „Urbanatix“-Mitwirkenden proben in der Grugahalle © Funke Foto Services | Kerstin Kokoska
 Die „Urbanatix“-Mitwirkenden proben in der Grugahalle
 Die „Urbanatix“-Mitwirkenden proben in der Grugahalle © Funke Foto Services | Kerstin Kokoska
Die Biker Timo, Lars, Sönke, Mark und Gordon
Die Biker Timo, Lars, Sönke, Mark und Gordon © Funke Foto Services | Kerstin Kokoska
Kostümbildnerin Jana Januschewski-Moze bei der Anprobe mit Tänzerinnen
Kostümbildnerin Jana Januschewski-Moze bei der Anprobe mit Tänzerinnen © Funke Foto Services | Kerstin Kokoska
Scheinwerfer werden angeschlossen
Scheinwerfer werden angeschlossen © Funke Foto Services | Kerstin Kokoska
Ein Techniker verkabelt Boxen
Ein Techniker verkabelt Boxen © Funke Foto Services | Kerstin Kokoska
Christian Eggert, Regie und Projektmanager
Christian Eggert, Regie und Projektmanager © Funke Foto Services | Kerstin Kokoska
Kostümbildnerin Jana januschewski-Moze, bei der Anprobe mit Tänzerinnen
Kostümbildnerin Jana januschewski-Moze, bei der Anprobe mit Tänzerinnen © Funke Foto Services | Kerstin Kokoska
Die Tänzer des Haupttanz-Acts proben auf der Bühne
Die Tänzer des Haupttanz-Acts proben auf der Bühne © Funke Foto Services | Kerstin Kokoska
Tontechniker sitzen zwischen Mischpulten
Tontechniker sitzen zwischen Mischpulten © Funke Foto Services | Kerstin Kokoska
Blick von der Bühne
Blick von der Bühne © Funke Foto Services | Kerstin Kokoska
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Für viele ist es ein wichtiges Sprungbrett. Auch TK gehört dazu. 2016 kommt der junge Tänzer aus Simbabwe mit einer Künstler-Gruppe im Rahmen eines Freiwilligenjahres nach Deutschland. Und entscheidet sich spontan zu bleiben. 2019 steht er zum ersten Mal bei Christian Eggert in Bochum auf der Bühne. „Urbanatix ist mein Zuhause“, sagt Takudzwa Madaka seither. Er sieht sich angekommen und muss doch immer wieder um seinen Aufenthaltsstatus bangen. Mittlerweile betreibt er sein eigenes Studio in Essen, studiert noch an der Jazz Academy Düsseldorf und freut sich auf das erste „Heimspiel“.

„Urbanatix“ gastiert vom 26. bis 31. Dezember in der Grugahalle. Gespielt werden insgesamt zehn Shows. Tickets (ab 29,90/erm. 26,90 Euro) gibt es bei urbantix.de und über die Ticketplattformen myticket.de und eventim.de.

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