Essen. Tragödie in Essen-Überruhr: Der im Bezirk zuständige Jäger beschreibt, wie grausam ein Hund ein Reh hetzte und tötete. Die Polizei ermittelt.
Von einer Tragödie in Überruhr spricht Veith Groote, der als Jäger und Jagdpächter in dem Bereich zuständig und nun vor allem geschockt ist. Ein Hund hat ein Reh gerissen. Der Jäger ist von der Polizei hinzugerufen worden und hat die schrecklichen Bilder selbst gesehen. Nun appelliert er an Hundehalter. Wieder einmal.
- Spaziergänger haben die Polizei gerufen, nachdem ein Hund ein Reh in Essen-Überruhr gehetzt hat
- Die Essener Polizei ermittelt zu dem Fall aus Essen-Überruhr, bei dem ein Reh getötet worden ist
- Essener Jäger nennt den Fall grausam und eine Tragödie, die sie selbst als Jäger so nicht oft sehen
Spaziergänger hatten am Samstag (16. Dezember) nahe des Dellmannswegs beobachtet, wie der Hund das Reh hetzte. „Vom Frauchen oder Herrchen des Labrador-Retrievers fehlte offenbar jede Spur“, berichtet Veith Groote das, was die Passanten ihm erzählten. Der Hund habe demnach keinen Augenblick von seiner Beute abgelassen.
Essener Jäger berichtet von dem Vorfall und einer Art Blutrausch
„Die Zeugen des Vorfalls trauten ihren Augen nicht“, sagt der Jäger. Das Reh habe offenbar durch einen Zaun flüchten wollen und blieb darin hilflos hängen. Die Passanten mussten nach ihrer Aussage mit angesehen, wie der Hund über das feststeckende Reh herfiel und diesem erst das Fell, dann Teile der hinteren Keule abriss. Wie in einem Blutrausch müsse das gewesen sein, sagt der Jäger.
Erst dann sei es den beiden Spaziergängern gelungen, den Hund von dem sterbenden Reh abzubringen. Sie riefen die Polizei. „Der Anruf ging um kurz vor neun Uhr ein“, bestätigt Polizei-Sprecher Matthias Werk. „Als die Kollegen vor Ort eintrafen, war das Reh bereits tot“, sagt er. Sie hätten den Jagdpächter informiert, da das Wild in seinem Pachtgebiet rechtlich als sein Eigentum gelte. Als Jagdausübungsberechtigter sei er stets ihr Ansprechpartner, auch wenn etwa ein Reh angefahren werde. Deswegen dürfte auch niemand verletzte Tiere mitnehmen.
In vielen Fällen bekommen Hundehalter das Drama gar nicht mit
Das Reh in Überruhr sei unter Qualen seinen Verletzungen erlegen, sagt Veith Groote. Er berichtet, dass Jäger leider immer wieder Hetze an Wildtieren durch frei laufende Hunde erleben müssen: „Meistens ist es dem Hundeführer oder der Hundeführerin gar nicht bewusst, was alles passieren kann.“ In den meisten Fällen bekämen diese das ganze Drama gar nicht mit, weil die gehetzten Tiere fliehen würden. Dabei überquerten sie mitunter in ihrer Panik Straßen, das könne zu Unfällen führen.
„In diesem tragischen Fall konnte das Reh aber nicht mehr fliehen, da es mit dem Hinterteil nicht durch das Zauntor passte“, sagt Veith Groote entsetzt über das, was dann passierte. Eine solche Tragödie habe er selbst als Jäger noch nicht gesehen. „So ein Anblick verfolgt einen noch Tage.“
Dringende Bitte an Hundehalter, Vierbeiner in Wäldern nicht unangeleint laufen zu lassen
Um einem Reh Fell und die Muskulatur vom Knochen zu reißen, dazu gehöre viel. Er sei überzeugt, Hunde, die einem Reh derart nachstellten und es hetzten, wilderten nicht das erste Mal und könnten das durchaus wieder tun, gibt er zu bedenken. Zumal der Hund seinem Jagdinstinkt gemäß ja ein Erfolgserlebnis hatte, denn so makaber es klingt: Er wurde durch das Fleisch belohnt, gibt Veith Groote zu bedenken.
Deshalb bittet der Jäger eindringlich darum, Hunde nicht unangeleint in den ohnehin nur noch wenigen Essener Wäldern mit Heckengehölzen laufen zu lassen. Wälder, in denen sich Wild wohlfühlt. Den Satz „Mein Hund tut nichts“ könne er als Jäger nicht mehr hören. „Die verfolgten Tiere wissen das nicht und rennen über Straßen und in Zaunanlagen.“ Daher fordert er Hundehalter auf: „Bitte leinen Sie ihre Hunde zum Wohle des Wildes an.“
Die Polizei Essen hat Hinweise auf einen möglichen Halter erhalten
Für das Reh in Überruhr kommt diese Bitte zu spät. In solchen Fällen könnten Behörden für Hunde eine vorübergehende Maulkorb- und Leinenpflicht anordnen, nennt er mögliche Folgen. Mitunter stehe zudem ein Anti-Aggressionstraining an und Hundebesitzer müssten mit hohen Bußgeldern rechnen. „In der Regel erwartet Betroffene dann auch eine Strafanzeige nach dem Tierschutzrecht“, berichtet Veith Groote.
Die Polizei ermittelt nun im aktuellen Fall. „Es wird geprüft, ob eine Straftat vorliegt“, sagt Polizei-Sprecher Matthias Werk zur ersten Einschätzung der Kriminalpolizei. Dann erst werde der Fall weiter bewertet. Hinweise auf den Halter gebe es.
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