Essen-Bredeney. In dritter Generation betreibt Lutz Weiler in Essen-Bredeney sein Feinkostgeschäft mit Salattheke und Weinecke. Jetzt geht er in Ruhestand.

Essen-Bredeney verliert eines seiner alteingesessenen Geschäfte: Lutz Weiler, viele Jahre Vorsitzender der Interessen- und Werbegemeinschaft „Bredeney attraktiv“, gibt sein Feinkostgeschäft Delikatessen-Weiler Ende Februar auf.

„Die Lust ist immer noch da, aber die Kraft lässt langsam nach“, sagt der 77-Jährige, der den Laden an der Bredeneyer Straße 154 gemeinsam mit seiner Frau Martina führt. Das sei immer noch ein Vollzeitjob. Gerade in der Vorweihnachtszeit ist viel los in dem kleinen, aber gemütlich gestalteten Geschäft im Zentrum Bredeneys.

Der Großvater hatte ein Feinkost-Unternehmen in der Essener City

Lutz Weilers Großvater Mathias Weiler hatte das Unternehmen 1907 in der Essener Innenstadt gegründet. Er sei damals Prokurist in einem auf Delikatessen spezialisierten Unternehmen an der Limbecker Straße/Ecke Marktkirche gewesen, das er dann gekauft und selbst geführt habe.

Der Großvater von Lutz Weiler, Mathias Weiler, führte das Unternehmen bereits 1907 in der Essener Innenstadt (Repro).
Der Großvater von Lutz Weiler, Mathias Weiler, führte das Unternehmen bereits 1907 in der Essener Innenstadt (Repro). © FUNKE Foto Services | Marie-Christin Jacobs

Der Laden in der Innenstadt sei im Zweiten Weltkrieg ausgebombt worden, ein Ersatzgeschäft habe man an der Huyssenallee angeboten bekommen, das später verkauft wurde. Der Erlös sei an die Erben – Lutz Weilers Vater und seine Geschwister – verteilt worden.

Lutz Weiler ist gebürtiger Bredeneyer

„Meine Eltern haben am Holunderweg in Bredeney gebaut“, berichtet Lutz Weiler, der bis heute dort wohnt. Aufgewachsen sei er ebenfalls in Bredeney, an der Graf-Bernadotte-Straße. Auch am Holunderweg habe die Familie bis Anfang der 1960er Jahre Delikatessen verkauft. „Dann wurde der Laden geschlossen und wir sind in die Innenstadt zurückgegangen, haben uns auf das dortige Geschäft konzentriert, das bis 1970 am Wiener Platz, dem heutigen Hirschlandplatz, existierte.“

Nachdem sein Vater verstorben sei, habe das Geschäft von 1970 bis 2000 an der Akazienallee weiter bestanden, berichtet Lutz Weiler, der nach seiner kaufmännischen Ausbildung einige Jahre in Sachen Betriebswirtschaft für Karstadt tätig war. Auch seine Frau Martina habe bis zur Hochzeit und Familiengründung in den 1980er Jahren in der Hauptverwaltung des Essener Konzerns gearbeitet, allerdings im Textilbereich.

In Bredeney wurde 1995 die Dependance gegründet

Lutz Weiler übernahm den Feinkost-Familienbetrieb 1983. Als ihm 1995 das Ladenlokal an der Bredeneyer Straße angeboten wurde, eröffnet er dort eine Dependance, die er parallel zum Betrieb in der Innenstadt führte, bis diese dann schloss.

In Bredeney bieten Lutz Weiler und seine Frau Martina seit 28 Jahren Feinkost, darunter Salate, an.
In Bredeney bieten Lutz Weiler und seine Frau Martina seit 28 Jahren Feinkost, darunter Salate, an. © FUNKE Foto Services | Marie-Christin Jacobs

„Nach 28 Jahren in Bredeney ist nun auch hier Schluss für uns“, sagt Lutz Weiler, dem der Abschied von seinen oft langjährigen Stammkundinnen und Stammkunden schon schwerfällt. „Wir haben das Geschäft mit viel Herzblut geführt und auch immer wieder Bestätigung und viele positive Rückmeldungen durch die Kunden erhalten.“ Jetzt endet die Familientradition: Beide Kinder seien in anderen Bereichen tätig, wollten das Geschäft nicht übernehmen.

Geschäftsmann hat künftig mehr Zeit für die Enkel und für Hobbys

Dennoch ist Lutz Weiler optimistisch, dass die Tradition am Standort – schon vorher gab es dort Delikatessen-Geschäfte von zwei anderen Besitzern – bestehen bleibt. „Es gibt bereits Gespräche über eine mögliche Nachfolge, ich kann aber noch keine Namen nennen“, hofft Weiler, sein Geschäft mitsamt Ware komplett übergeben zu können und so die Anlaufstelle für die Kundinnen und Kunden zu erhalten. „Wenn das nicht klappt, werden wir einen Räumungsverkauf veranstalten.“

Ob sein Geschäft als reiner Verkaufsladen oder vielleicht mit einem integrierten Bistro oder in welcher Form auch immer erhalten bleibe, darauf habe er keinen Einfluss, sagt Weiler, bei dem bei aller Vorfreude auf den Ruhestand auch eine gehörige Portion Wehmut mitschwingt. Der Werbegemeinschaft in Bredeney werde er verbunden bleiben, aber keine verantwortliche Funktion mehr bekleiden. Das sei jetzt Aufgabe seiner Nachfolger und Nachfolgerinnen, die in der letzten Zeit bereits einige Veranstaltungen auf die Beine gestellt hätten.

Wie es am aktuellen Standort an der Bredeneyer Straße 154 weitergeht, steht noch nicht fest.
Wie es am aktuellen Standort an der Bredeneyer Straße 154 weitergeht, steht noch nicht fest. © FUNKE Foto Services | Marie-Christin Jacobs

Künftig wird Weiler mehr Zeit für die drei Enkel haben, ebenso für sein Hobby, den Golfsport. „Wir fahren auch gern Rad, wandern oder besuchen Museen. Und vielleicht kann ich meine Frau ja überzeugen, dass wir mit dem Wohnmobil mal die Gegenden in Deutschland, Österreich, der Schweiz oder Frankreich bereisen, die wir noch nicht kennen“, hat Weiler durchaus konkrete Vorstellungen von kommenden Aktivitäten.

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