Essen. Zugausfall mit vergnüglichen Folgen: „791 Kilometer“ erzählt von einer besonderen Taxifahrt. Essener Publikum feiert die starbesetzte Komödie.

An diesem Abend hat es dann doch geklappt: die Anreise mit der Deutschen Bahn. Das gesamte Filmteam ist nach der Weltpremiere in München zur NRW-Premiere nach Essen gereist und freut sich über den jubelnden Empfang: „Das ist Kino“, begeistert sich Regisseur Tobi Baumann auf der großen Lichtburg-Bühne nach dem Abspann von „791 Kilometer“. Einem Film, der zunächst einmal von einem Zwischenfall erzählt, den mancher geplagte Bahnkunde schon fast für den Normalfall hält: Der Zugverkehr liegt lahm. In München kündigt sich ein heftiges Unwetter an. Doch vier Menschen müssen nach Hamburg und lassen sich - gemeinsam eingepfercht in einem Taxi - nicht von ihrem Entschluss abbringen.

Joachim Król hat seinen Führerschein erst mit 27 gemacht

Am Steuer sitzt Joachim Król als anfangs ziemlich unwirscher Taxifahrer ohne Führerschein. Im wahren Leben hat er sich auch Zeit mit dem „Lappen“ gelassen und den Führerschein erst mit 27 gemacht, erzählt Król auf dem Roten Teppich. „Ich bin damals viel per Anhalter gefahren. Um rumzukommen, aber auch um Leute kennenzulernen.“ Im Film hat sein Joseph 791 Kilometer lang Gelegenheit, um sich zwischen München und Hamburg mit den Lebenserkenntnissen der immer noch hippiesken Altachtundsechzigerin Marianne (Iris Berben), dem verbissen Ehrgeiz der Start-up-Unternehmenerin Tiana (Nilam Farooq), dem Streit mit ihrem chilligen Schluffi-Freund Philipp (Ben Münchow) und der Geschichte der vermeintlich kindlich-naiven Susi (Lena Urzendowsky) zu befassen.

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Iris Berben und Joachim Krol haben schon viele Premieren in der Lichtburg gefeiert. Für die drei Jüngeren im Team ist es das erste Mal und wirklich an der Zeit für dieses besondere Premieren-Erlebnis in Deutschlands größtem Kinosaal, findet Król: „Wir haben die richtig heiß gemacht.“ Auch ein paar prominente Kollegen wie Christoph-Maria Herbst und Meltem Kaplan sind zur NRW-Premiere gekommen und beklatschen einen Film, dem die Gratwanderung zwischen Tragik und Komik, Roadmovie und Kammerspiel, Unterhaltung und Tiefgang auf bemerkenswert leichtfüßige Weise gelingt.

Nilam Farooq (l) als Tiana und Iris Berben als Marianne in einer Szene des Films „791 Kilometer“.
Nilam Farooq (l) als Tiana und Iris Berben als Marianne in einer Szene des Films „791 Kilometer“. © dpa | -

Ein Wohlfühlfilm, der die vielen aktuellen gesellschaftlichen Konflikte nicht ausblendet, und doch auf ganzer Linie für mehr Austausch, Toleranz und gegenseitiger Wertschätzung plädiert. „Wenn der Film die Botschaft vermittelt, dass es sich immer lohnt zu reden, haben wir schon viel geschafft“, sagt Regisseur Tobi Baumann. Dabei bringt seine heiter-nachdenklich Komödie so manches auf den Tisch, was die Gemüter derzeit bewegt.

Zwischen Tinder und Cancelculture, Politik und Pippipause, Klimawandel und Alterseinsamkeit, männlichem Rollenverständnis und weiblichem Kind-und-Karriere-Druck tippt Baumann mit bemerkenswert leichter Hand viele alltägliche Konfliktfelder an. So lustig und berührend, so sensibel und pointensicher, dass auch eine im Grunde vorhersehbare Geschichte bis zur letzten Minute trägt.

Der Film kommt am 14. Dezember in die Kinos

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